zwei deutsche Soldaten der Wehrmacht in Russland undatiert
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1945/2020

Mai 1945: Der Weltkrieg geht zu Ende

Im Mai 1945, vor 75 Jahren, ist in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. In Österreich hat es von den ersten Kampfhandlungen auf heimischem Territorium bis zum Friedensschluss eineinhalb Monate gedauert: Eine Chronologie des Kriegsendes in Niederösterreich.

Die Rote Armee erreichte am 29. März 1945 Niederösterreich. Sie kam über die Bucklige Welt, das Ziel war Wien. Am 2. April wurde Wiener Neustadt eingenommen, die wegen ihrer kriegswichtigen Industrie am stärksten zerbombte und zerstörte Stadt des Landes. Am 5. April begann der Kampf um Wien. Nach etwas mehr als einer Woche war er vorbei: Wien war von der nationalsozialistischen Herrschaft befreit.

Obwohl der Krieg verloren war, ging das Morden und sinnlose Töten der Nazis weiter. Fast 400 Häftlinge wurden am 6. April im Zuchthaus Stein erschossen. Noch am 2. Mai wurden 228 jüdisch-ungarische Zwangsarbeiter bei Hofamt Priel (Bezirk Melk) getötet. Am 13. April wurden in St. Pölten zwölf Widerstandskämpfer hingerichtet. Heute steht in der Landeshauptstadt im Hammerpark ein Mahnmal, das an dieses sinnlose Morden in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges erinnert.

„1945 hat die Stadt St. Pölten für immer verändert“

Um die Befreiung St. Pöltens wurde in diesen Apriltagen des Jahres 1945 zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee erbittert gekämpft. Es gab massive Bombenangriffe, die zu großen Schäden in der Stadt führten.

Zerbombtes Sankt Pölten im Jahr 1945
Stadtmuseum St. Pölten
St. Pölten im Frühjahr 1945

Heinrich Wohlmeyer, Jahrgang 1936, lebte damals in St. Pölten: „Dramatisch waren für uns die Bombenangriffe. Der Bahnhof von St. Pölten war ein Bahnknotenpunkt und daher ein strategisches Ziel. Der Bahnhof wurde richtiggehend umgeackert, ein Bombentrichter war neben dem anderen. Ich kann mich erinnern, dass am Ostersonntag, das war der 1. April 1945, Schienenteile in den ersten Stock meines Elternhauses hereingeflogen sind.“

Hunderte Zivilisten wurden getötet, 39 Prozent des Häuserbestandes der Stadt zerstört oder beschädigt. „Die Ereignisse des Jahres 1945 haben die Stadt St. Pölten und ihre Bewohner für immer verändert. Es sind Ereignisse, die jenen Menschen, die dieses Jahr bewusst erlebt haben, für immer in Erinnerung geblieben sind“, so Thomas Pulle, Leiter des Stadtmuseums St. Pölten.

Ein Land wird befreit

Während österreichweit die Kampfhandlungen teilweise noch lange nicht zu Ende waren, begann am 27. April in Wien die Provisorische Staatsregierung unter Karl Renner mit ihrer Arbeit, die „Wiederherstellung der Republik Österreich“ wurde proklamiert.

Die Historikerin Elisabeth Vavra schreibt im MuseumsBLOG des Museum Niederösterreich über den 27. April 1945: „Dieser Tag war für die Zivilbevölkerung einer der ruhigsten seit Wochen. Durch eine Wetterverschlechterung konnten die Bombereinheiten der US-Army die Alpen nicht überfliegen. Im Wiener Becken nahm die Rote Armee den seit 4. April umkämpften Markt Piesting bei Wiener Neustadt ein. Die Bilanz: 16 tote Zivilisten, 16 Häuser zerstört, 24 schwer beschädigt, zwei Brücken gesprengt. […] Zu diesem Zeitpunkt waren mehr als 2.000 Stadt- und Ortsgemeinden im Burgenland, in Niederösterreich und der Steiermark von der Roten Armee besetzt.“

Treffen der  Generäle Dmitri A. Dritschkin und Stanley S. Reinhart in Erlauf im Mai 1945
Erlauf Erinnert
In der Nacht auf den 9. Mai 1945 trafen einander in Erlauf der sowjetische General Dmitri Dritschkin (r.) und US-General Stanley Reinhart (l.) und feierten gemeinsam den Waffenstillstand

Am 5. Mai befreiten US-Truppen die Gefangenen des Konzentrationslagers in Mauthausen (Oberösterreich), das in Niederösterreich zahlreiche Außenlager wie etwa in Melk, Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) oder St. Aegyd am Neuwalde (Bezirk Lilienfeld) hatte.

Am 7. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht, der Zweite Weltkrieg war zu Ende. In Österreich war am 8. Mai die alliierte Zange zwischen Ost und West geschlossen, in Erlauf (Bezirk Melk) gab es ein erstes Zusammentreffen von amerikanischen und sowjetischen Soldaten.

Der Programmschwerpunkt des ORF Niederösterreich

Eine vierteilige Serie in „Niederösterreich heute“ geht ab dem 3. Mai auf die historischen Hintergründe ein und beleuchtet die Ereignisse vor 75 Jahren in Niederösterreich. Zeitzeugen erinnern sich an die entscheidenden Momente des Frühjahrs 1945. Johann Hagenhofer (Jahrgang 1941) und Anna Kornfeld (Jahrgang 1934), beide aus Hochwolkersdorf (Bezirk Wiener Neustadt), sowie Gerlinde Stecker (Jahrgang 1929) aus Neunkirchen schildern die Kämpfe der letzten Märztage 1945 sowie die Ereignisse bis zum Kriegsende am 8. Mai.

Auch auf Radio Niederösterreich beginnt der Schwerpunkt am 3. Mai: mit einem Überblick über die Ausgangssituation in „Guten Morgen Niederösterreich“ von Montag bis Mittwoch berichten Zeitzeugen über ihre persönlichen Erlebnisse vor 75 Jahren, jeweils nach 12.00 Uhr im „Radio Niederösterreich Mittagsmagazin“.

In noe.ORF.at gibt es von 3. bis 8. Mai ausführliche Beiträge über das Kriegsende in Niederösterreich, Zeitzeugenberichte und Rückblicke auf die historischen Hintergründe der damaligen Schicksalstage in den ersten Maitagen des Jahres 1945.