Schatten von Kind und Erwachsenem am Zebrastreifen
Pixabay
Pixabay
Soziales

Pflegekinder: Kontakt zu leiblichen Eltern fehlt

Für Pflegekinder hat die Zeit der eingeschränkten Kontakte bedeutet, dass Besuche ihrer leiblichen Eltern nicht möglich waren. Dadurch wuchs bei den Kindern die Sorge, von den leiblichen Eltern erneut abgelehnt oder vergessen worden zu sein.

Wenn ein Kind nicht bei seinen leiblichen Eltern leben kann, wird es nach Möglichkeit in eine Pflegefamilie vermittelt. Während einige nur vorübergehend dort unterkommen, bis ihre leiblichen Eltern wieder die Erziehung übernehmen können, verbringen andere den überwiegenden Großteil ihrer Kindheit und Jugend in der Pflegefamilie.

Eines haben alle Pflegekinder aber gemeinsam, erklärt Gabriele Wied, Geschäftsführerin der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung „Peter PAN“. Alle betroffenen Kinder hätten eine einschneidende Wendung in ihrem Leben erfahren, die es notwendig machte, sie von ihrer Herkunftsfamilie zu trennen. Diese Erfahrung führe bei jedem Kind zu einer gewissen Traumatisierung. „Pflegekinder leben in zwei Familiensystemen und sind sich dessen auch sehr bewusst“, so Wied. Weil nach Ausbruch der Pandemie über mehrere Wochen Besuchskontakte zwischen leiblichen Eltern und deren Kindern nicht möglich waren, traten bei vielen Pflegekindern alte Verlustängste wieder besonders stark zutage.

Pflegekinder erleben eine zweite Trennung

„Pflegekinder haben in ihrem Leben ja bereits die Erfahrung gemacht, ihre leiblichen Eltern ein Stück weit zu verlieren. In Zeiten wie jetzt taucht dann wieder vermehrt die Frage auf, ob die Eltern wiederkommen und wann sie wiederkommen. Die Sorge, von den leiblichen Eltern vergessen worden zu sein, ist keine Seltenheit“, so Wied. So liebevoll die Betreuung in der Pflegefamilie auch sein mag, betroffene Kinder tragen immer auch eine zweite Sehnsucht im Herzen. Sie suchen die Anerkennung durch ihre leiblichen Eltern. Eine Anerkennung, die oft ausbleibt und ohne Besuchskontakte erst gar nicht zustande kommen kann.

Der Alltag von Pflegeeltern ist grundsätzlich von den Ängste und Sorgen ihrer Pflegekinder geprägt. Während des Lockdowns zur Eindämmung des Coronavirus sei die Belastung durch die ausbleibenden Besuchskontakte laut der zuständigen Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) besonders hoch gewesen. „Manchmal wird eine Familie aus der Bahn geworfen. In diesen Situationen sind Pflegeeltern wichtige Partner für die Kinder- und Jugendhilfe. Speziell in den letzten Wochen, in denen keinerlei persönliche Besuchskontakte zwischen Pflegekindern und leiblichen Eltern möglich waren, haben sie Besonderes geleistet.“

Besuche weiterhin nur eingeschränkt möglich

Trotz der Lockerung des Besuchsverbots wird es auch in der kommenden Zeit schwierig sein, einen herzlichen aber gleichzeitig risikoarmen Kontakt zwischen Pflegekindern und deren leiblichen Eltern herzustellen.

Empfohlen wird, Berührungen mit den leiblichen Eltern bei Besuchskontakten auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Bis Treffen mit den leiblichen Eltern wieder wie gewohnt ablaufen können, wird es noch dauern. Davon betroffen sind allein in Niederösterreich etwa 1.200 Kinder und Jugendliche, die derzeit in Pflegefamilien leben.