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CoV-Studie: Kaum Spitalsmitarbeiter infiziert

In Niederösterreich wurden mehr als 2.100 Spitalsmitarbeiter auf das Coronavirus untersucht. Dabei zeigte sich, dass nur ein Bruchteil mit dem Virus infiziert ist. Gleichzeitig wurden in Krems Antikörper-Schnelltests auf ihre Zuverlässigkeit geprüft.

In den vergangenen Wochen wurde immer wieder festgestellt, dass Krankheitsverläufe nach einer Infektion mit dem Coronavirus von Person zu Person sehr unterschiedlich sein können. Um herauszufinden, wie viele Menschen in den niederösterreichischen Landeskrankenhäusern sowie in den Pflege- und Betreuungszentren das Virus möglicherweise unbemerkt in sich tragen, wurden 2.154 Mitarbeiter stichprobenartig getestet. Lediglich 0,19 Prozent der Beschäftigten trugen das Coronavirus zum Zeitpunkt des Tests in sich.

„Diese Dunkelziffer der Infektionsrate ist sehr, sehr niedrig. Sie entspricht der, die auch in der normalen Bevölkerung festgestellt worden ist. Das ist eigentlich eine gute Nachricht, weil man damit sagen kann, dass die Sicherheitsvorkehrungen wirken“, sagt der für die Kliniken zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Außerdem sei bei der Studie festgestellt worden, dass es keinen Unterschied zwischen Covid-19-Stationen und anderen Stationen gibt, die keine Covid-19-Patienten behandeln.

Antikörper-Schnelltests nur beschränkt zuverlässig

Abseits dieser landesweiten Studie läuft im Universitätsklinikum Krems eine weitere Studie, bei der nun erste Ergebnisse vorliegen. Konkret wurden dort vor rund zwei Wochen 135 Spitalsmitarbeiterinnen und Spitalsmitarbeiter getestet, wobei die Beschäftigten auch einem Antikörpertest unterzogen wurden – mehr dazu in Covid-19-Studie: Spitalsmitarbeiter getestet (noe.ORF.at; 23.4.2020). Im Gegensatz zu einem sogenannten PCR-Test, der offenlegt, ob man das Virus akut in sich trägt, zeigt ein Antikörpertest, ob man bereits in der Vergangenheit einmal infiziert war und daher möglicherweise bereits immun ist.

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Im Universitätsklinikum Krems wurden 135 Spitalsmitarbeiter auf Antikörper untersucht

„Was wir herausgefunden haben, ist, dass relativ wenige Mitarbeiter bereits Antikörper gebildet haben“, sagte Peter Errhalt, Studienleiter und Leiter der Lungenfachabteilung im Universitätsklinikum Krems, gegenüber noe.ORF.at. Außerdem hat man untersucht, inwieweit kommerziell erhältliche Antikörper-Schnelltests, die bereits nach zehn Minuten ein Ergebnis anzeigen, zuverlässig sind. „Diese Tests funktionieren eigentlich sehr gut“, erklärt Errhalt. Allerdings haben die Schnelltests durchaus Einschränkungen.

So habe man etwa herausgefunden, dass die Schnelltests dann valide Ergebnisse liefern, wenn sie nicht zu früh angewendet werden. „Also unter 14 Tagen ab einem vermuteten Kontakt mit einem Covid-19-Patienten macht eine Antikörpertestung wahrscheinlich gar keinen Sinn. Wir sind der Meinung, dass eher 21 Tage vergehen sollten, bis man zu einem Antikörpertest kommt“, so der Studienleiter.

Der Grund: Infiziert man sich mit dem Coronavirus, dann bildet der Körper zunächst IgM-Antikörper. Dabei handelt es sich um akute Antikörper, die mit der Zeit nachlassen. Hier würden die Schnelltests nicht sehr gut funktionieren. So hätten die Tests in einem Drittel der Fälle ein falsch negatives Ergebnis angezeigt. Das heißt, der Schnelltest war negativ, obwohl im Labor bereits Antikörper nachgewiesen werden können.

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Antikörper-Schnelltests liefern bereits nach zehn Minuten ein Ergebnis, sollten aber erst nach zwei bis drei Wochen verwendet werden

Schnelltests bei IgG-Antikörpern sehr valide

Ganz anders sieht es hingegen aus, wenn es sich um IgG-Antikörper handelt, die im Körper erst nach einiger Zeit gebildet werden. „Das ist das immunologische Gedächtnis. Das sind die Antikörper, von denen wir annehmen, dass sie uns gegen eine Zweitinfektion immun machen“, sagt Errhalt. „Da funktionieren die Tests eigentlich sehr gut und die Ergebnisse decken sich auch mit den Laborergebnissen.“

Es gibt jedoch eine Möglichkeit, bei der auch bei IgM-Antikörpern zuverlässige Ergebnisse herauskommen. So müsste man statt einem Bluttropfen Serum nehmen. „Serum bedeutet, man entfernt alle zellulären Blutbestandteile, also im Wesentlichen die weißen und die roten Blutkörperchen sowie die Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren“, erklärt der Lungenspezialist. Dadurch kommen die Antikörper in konzentrierterer Form vor und es wären auch die IgM-Antikörper zuverlässig nachweisbar.

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Im Universitätsklinikum Krems will man die Studie fortführen und in einigen Wochen die Mitarbeiter neuerlich testen

Im Universitätsklinikum Krems will man die Tests nach drei bis vier Wochen wiederholen, unter anderem um herauszufinden, wie schnell der Anteil der IgM-Antikörper im Blut nach einer Infektion abnimmt und stattdessen durch IgG-Antikörper ersetzt wird. Dass sowohl die Studie in Krems als auch die niederösterreichweite Studie lediglich eine sehr geringe Zahl an Infizierten ergeben haben, zeigt generell aber vor allem eines: Um in Österreich eine Herdenimmunität zu erreichen, würde es wohl Jahre dauern.