„Die Leute investieren in Fahrräder anstatt auf Urlaub zu fahren, also hängt das natürlich mit Corona zusammen“, schildert Julian Scherer von ‚Ski & Rad Sifkovits‘ in Traiskirchen (Bezirk Baden) gegenüber noe.ORF.at. Der Fahrradhandel ist eine jener Branchen, die in der Krise einen regelrechten Boom erlebt hat. Die Menschen hätten um bis zu 30 Prozent mehr Fahrräder gekauft, so Scherer, das führe zum Teil sogar zu einer eingeschränkten Auswahl, denn einzelne Räder seien mittlerweile vergriffen.
Ähnliches weiß auch ein Händler aus Baden zu berichten: „Die Leute haben uns nach dem Shut-Down regelrecht gestürmt, wir haben bis zu 60 Prozent mehr Räder verkauft“, sagt Christian Pfannberger von ‚Pfannberger-Cycling‘. „Rad statt Urlaub“, das vermutet auch er als Triebfeder für den Boom. Sein Lager war leergeräumt, es gab den geringsten Lagerstand seit fünf Jahren, so der Geschäftsführer.
Jedes zweite verkaufte Rad ist ein E-Bike
Den Boom bestätigte auch Michael Nendwich, Obmann der Berufsgruppe Sportartikelhandel in der Wirtschaftskammer, in einem Interview gegenüber der APA. Es seien vor allem alltagstaugliche Fahrräder, die nun verkauft würden. Auch Elektrofahrräder werden stark nachgefragt, der Anteil der E-Bikes sei in den ersten Tagen nach der Öffnung bei 60 Prozent gelegen, um auch längere Distanzen bewältigen zu können, so Nendwich. „Es ist definitiv erkennbar, dass die Leute sich Gedanken machen, wie sie ohne öffentlichen Verkehr in die Arbeit kommen.“ Auch im Traiskirchen Fahrradgeschäft sei derzeit jedes zweite verkaufte Rad ein E-Bike, so Scherer.
In Österreich dürfte laut APA am Jahresende beim Fahrradhandel dennoch ein Umsatzminus von rund 20 Prozent stehen. Dies hänge damit zusammen, dass die Fahrradbranche in Österreich stark vom Tourismus abhängig ist. In den Tourismusorten sei die Nachfrage nach Mountainbikes und Co. nach wie vor sehr schwach.