Post Logistikzentrum Verteilerzentrum Hagenbrunn, Pakete am Förderband
ORF/Zrost
ORF/Zrost
Wirtschaft

CoV: Post könnte Lage unterschätzt haben

Die Situation im Postverteilzentrum in Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) entwickelt sich zum Politikum. Es besteht der Verdacht, dass die Post die Lage möglicherweise zu wenig ernst genommen hat. Im Zentrum der Diskussion stehen vor allem Leiharbeiter.

Wie noe.ORF.at am Sonntag aus mehreren Quellen erfuhr, sollen etwa Leiharbeiter gemeinsam mit Bussen zu ihrem Arbeitsplatz gebracht worden sein. Getrennte Teams, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, soll es nicht gegeben haben. In den Pausenräumen sollen zu viele Personen auf engem Raum gewesen sein. Und auch hunderte Zusteller sollen ungehindert Zutritt zum Verteilzentrum gehabt haben. In Hagenbrunn wurden deshalb am Samstag auch etwa 300 Zusteller getestet. Diese Tests verliefen alle negativ.

Allerdings waren bereits in den vergangenen Tagen 79 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Logistikzentrum positiv auf das Coronavirus getestet worden. Seit Samstagabend kümmern sich deshalb nicht mehr die Mitarbeiter der Post, sondern Soldatinnen und Soldaten der Streitkräftebasis um das Sortieren der Pakete – unterstützt von Trupps des ABC-Abwehrzentrums Korneuburg. Sie hatten schon in den vergangenen Tagen das Logistikzentrum desinfiziert – mehr dazu in Logistikzentrum: Soldaten verteilen Pakete (noe.ORF.at; 16.5.2020).

Soldaten bei der Arbeit im Postverteilzentrum Hagenbrunn
Bundesheer
Nach den Covid-19 Fällen musste das Postzentrum mehrmals desinfiziert werden

Bei der Post stand am Sonntag niemand für ein persönliches Interview zur Verfügung. Auch wie viele Leiharbeiter tatsächlich beschäftigt wurden, konnte man am Sonntag nicht beantworten, denn das passiere tageweise, heißt es. Die Stadt Wien kündigte am Sonntag jedenfalls an, Leiharbeitsfirmen nun verstärkt ins Visier zu nehmen. Laut Rathaus ist vor allem problematisch, dass Leiharbeiter kein Geld erhalten, wenn sie krank werden. Darum würden viele trotz einer Infektion in die Arbeit kommen.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bot der Stadt am Sonntag erneut verstärkte Zusammenarbeit an: „Dieser dramatische Fall zeigt, dass es mehr braucht, als bisher getan wurde.“ Ihm gehe es um die Information der Infizierten und Verdachtsfälle sowie die Überwachung der Quarantäne-Maßnahmen etwa bei Flüchtlingen, sagte er. Im Wiener Rathaus wurde auf APA-Anfrage am Sonntag jedoch einmal mehr betont, dass man die Unterstützung der Exekutive als nicht nötig erachte – mehr dazu in Politisches Hick-Hack um CoV Cluster (wien.ORF.at; 17.5.2020).