Werksbesuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bundesministerin Christine Aschbacher bei Hygiene Austria
Michaela Bruckberger
Michaela Bruckberger
Wirtschaft

Maskenproduktion steigt, Unmut aber auch

Die in der Pandemie gegründete Hygiene Austria LP GmbH weitet ihre Maskenproduktion in Wiener Neudorf weiter aus. Gleichzeitig löst die Maskenpflicht allerdings immer mehr Unmut aus. Er hoffe darauf, alle Maßnahmen schrittweise wieder lockern zu können, sagte Bundeskanzler Kurz (ÖVP) bei einem Werksbesuch.

Zwölf Millionen Mund-Nasen-Schutzmasken laufen derzeit in der Produktionshalle von Hygiene Austria, einem Zusammenschluss der Lenzing AG und der Palmers Textil AG, in Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) vom Band. In Kürze soll auch mit der Produktion von FFP2-Masken begonnen werden. Die entsprechende Maschine wurde bereits angeschafft. Es sei ein „wichtiges Zeichen“ in der Krise, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet wird, betonte Tino Wieser, Vorstand der Palmers Textil AG, am Dienstag bei einem Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) in dem Werk.

Autarkie als Ziel

Wenn man aus der Krise etwas lernen könne, dann vor allem, „dass es wichtig ist, dass wir in einigen Bereichen autark sind“, betonte der Bundeskanzler. Wichtig sei, dass eine „Grundproduktion an Schutzausrüstung und Medikamenten in Österreich und auch in Europa stattfindet“. In den vergangenen Monaten sei schon einiges gelungen, aber „das wird uns noch die nächsten Jahre nach der Krise beschäftigen“, so Kurz.

Stefan Doboczky, CEO der Lenzing AG, verwies auf die Unternehmensgründung in der Coronavirus-Krise: Man habe „viel Geld in die Hand genommen, aber wir glauben, dass das langfristig nicht für den Standort Österreich, sondern auch für uns als Unternehmen die richtige Entscheidung ist“.

Werksbesuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bundesministerin Christine Aschbacher bei Hygiene Austria
Michaela Bruckberger
Bundeskanzler Sebastian Kurz besuchte das Werk des Unternehmens Hygiene Austria gemeinsam mit Bundesministerin Christine Aschbacher

Während in Wiener Neudorf immer mehr Masken vom Band laufen, regt sich allerdings der Widerstand gegen die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske – vor allem in der Handelsbranche. Sowohl die Konsumenten als auch das Verkaufspersonal, das die Masken ganztägig tragen muss, würden sich zunehmend über die Maskenpflicht beschweren, sagte zuletzt etwa Peter Buchmüller, Handelsobmann in der Wirtschaftskammer.

Um die Belastungen für das Personal zu minimieren und die Kauflust der Konsumenten wieder anzukurbeln, müsse sich die Politik „demnächst etwas einfallen lassen“. Auch Mario Pulker, Obmann des Wirtschaftskammer-Fachverbandes Gastronomie, plädierte dafür, dass die Pflicht für einen Mund-Nasenschutz wieder wegfällt, wenn die Fallzahlen weiter sinken.

Kurz: „Hoffe, dass wir alle Maßnahmen lockern können“

Darauf angesprochen sagte Kurz am Dienstag am Rande des Produktionsbesuches, dass er hoffe, „dass wir alle Maßnahmen schrittweise lockern können“, die Ansteckungszahlen müssten aber weiter niedrig bleiben. Österreich habe sich früh für restriktive Maßnahmen entschieden und fahre jetzt „schneller wieder hoch als andere Länder“, man tue das aber trotzdem mit dem „notwendigen Verantwortungsbewusstsein“. Generell entwickle man sich in eine gute Richtung. „Insofern kann man natürlich in allen Bereichen drüber nachdenken, wie wir Maßnahmen auch wieder zurückfahren können, aber mit dem notwendigen Verantwortungsbewusstsein“, so der Kanzler.

In Wiener Neudorf profitiert man derzeit jedenfalls von der Maskenpflicht. Hier wurden in den vergangenen Wochen mehr als 100 Arbeitsplätze geschaffen. Ein „Vorzeigebeispiel“, betonte Arbeitsministerin Aschbacher und verwies auch auf die aktuelle Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Man sehe, dass die Arbeitslosenkurve leicht abflacht. „Es ist uns gelungen, dass wir 17.000 Menschen von letzter Woche auf diese Woche wieder in die Arbeit gebracht haben“, so Aschbacher – mehr dazu in Budget für Kurzarbeit wird aufgestockt (news.ORF.at; 19.5.2020).