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WIRTSCHAFT

Busunternehmer fordern Fixkostenzuschuss

Geschlossene Grenzen, abgesagte Events und Vereinsausflüge sowie viele Reisende, die in die CoV-Risikogruppe fallen, setzen den Reisebusunternehmern stark zu. Sie fordern nun Unterstützung vom Staat, unter anderem durch einen Fixkostenzuschuss.

160 Reisebusunternehmen in Niederösterreich kämpfen seit Mitte März ums Überleben. Meist sind es mittelständische Familienunternehmen, die Monat für Monat mehr ins Minus rutschen. So stehen etwa die acht Reisebusse der Luxusklasse von Simon Edtbrustner in Loosdorf (Bezirk Melk) seit Wochen in der Garage.

„Wir haben von einem Tag auf den anderen, am Start der Saison, abgebrochen. Am Sonntag wäre die Saison mit 250 Gästen losgegangen, am Freitag haben wir abgesagt. Am Montag habe ich sämtliche Nummerntafeln unserer Busse abgenommen und habe alle Busse abgemeldet“, erzählt Simon Edtbrustner im Gespräch mit noe.ORF.at.

Umsatzeinbußen in Millionenhöhe

Der Schaden ist gewaltig. Die Umsatzeinbußen liegen jetzt schon bei 2,5 Millionen Euro. Simon Edtbrustner bezifferte den Schaden seines Unternehmens sogar „im hohen fünfstelligen Bereich“. Ein Reisebus kostet das Unternehmen – auch im stillgelegten Zustand – zwischen 7.000 und 10.000 Euro, denn Kreditraten, Versicherung und Instandhaltungsarbeiten sind nach wie vor zu bezahlen.

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Simon Edtbrustner meldete alle seine Busse ab

Zwei Drittel der langjährigen Mitarbeiter mussten – vorübergehend – gekündigt werden, der Rest ist in Kurzarbeit. „Es war so, dass ich als junger Geschäftsführer – ich habe erst im Februar übernommen – unter Tränen vor die Mannschaft getreten bin und allen mitgeteilt habe, dass wir uns in dritter Generation von einigen langjährigen Mitarbeitern kurzfristig trennen müssen“, schildert Edtbrustner die ersten Tage der Coronavirus-Krise.

Ein Überbrückungskredit von 500.000 Euro wurde vor Kurzem bewilligt, vorerst will es Edtbrustner ohne neue Verschuldung schaffen und ändert sein Programm: Radreisen, Aktivurlaub und Rundreisen in Österreich sollen retten, was zu retten ist.

Klare Regeln und finanzielle Hilfe gefordert

Ein Versuch, auf den auch andere Busunternehmen wie jenes von Norbert Brunner in Gresten (Bezirk Scheibbs) setzen: „Ich sage immer, ich fange wieder an wie vor 30 Jahren, mit ein bis zwei Bussen und Kleingruppen.“ Auch Brunner meldete den Großteil seiner Reisebusse ab, die Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Er spricht als Fachgruppenobmann in der Wirtschaftskammer für die gesamte Branche, wenn er kritisiert, dass er klare Vorgaben für die Reisebusbranche vermisst.

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Norbert Brunner fordert klare Regeln für Busunternehmen

„Wir haben keine Richtlinien, wie fahre ich weg im Bus, wie dürfen die Leute sitzen, welche Maßnahmen muss ich setzen, welche Gruppengröße dürfen wir transportieren?“, berichtet Brunner. Ohne klare Vorgaben könne man zwar Optimismus verbreiten, den Reisenden – viele von ihnen Senioren – würde aber das Vertrauen fehlen.

Unterstützung habe es für die Branche, die allein in Niederösterreich etwa 900 Beschäftigte zählt, bisher kaum gegeben. Die Kurzarbeit sei eine Hilfe, aber „wir brauchen eine Verlängerung der Kurzarbeit bis mindestens ins zweite Quartal 2021“, so Brunner. Außerdem fordert die Branche einen Fixkostenzuschuss pro Bus von monatlich 7.000 Euro und hofft, dass die Maskenpflicht in den Bussen so bald wie möglich aufgehoben wird.

Langsamer Neustart trotz geschlossener Grenzen

Bis sämtliche Reisebusse wieder auf der Straße unterwegs sind, werde es aber noch Monate dauern, zeigten sich beide Unternehmer überzeugt. Nicht nur die Reisefreude der Kunden sei getrübt, auch die Reiseziele seien überschaubar. Viele Kulturveranstaltungen sind bereits jetzt für den Sommer abgesagt, die Reisefreiheit aufgrund der geschlossenen Grenzen nach wie vor nicht gegeben.

Dass alle 160 Busunternehmer in Niederösterreich die Krise überleben, glaubt Simon Edtbrustner derzeit nicht. Er beginnt nächste Woche langsam, den Betrieb wieder hochzufahren – mit einer Radreise an den Bodensee. Die Rundreise musste wegen der geschlossenen Grenzen zwar abgesagt werden, es werden nur fünf Gäste den Urlaub antreten. Aber „wir haben gesagt, wir machen es“, so Edtbrustner, „mir würde es derzeit reichen, wenn wir fahren und wenn ich für unsere Mitarbeiter wieder Arbeit habe.“