Zeltlager Sommercamp
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Chronik

Feriencamps heuer mit Einschränkungen

Im Sommer nehmen viele Kinder an Feriencamps oder Sommerlagern teil. Wie diese Kinderbetreuung dieses Jahr aussehen soll, ist noch nicht geklärt. Anbieter orientieren sich bei der Vorbereitung etwa an den Regelungen für die Gastronomie, für Hotels oder Veranstaltungen.

Die Feriencamps sollen stattfinden, heißt es aus dem Familienministerium, aber wie genau, ist noch unklar: Sommerlager, Feriencamps oder auch eintägige Ferienspiele hängen derzeit in der Luft. Vereine, Gemeinden, Jugendorganisationen oder private Veranstalter bereiten sich deshalb auf verschiedene Szenarien vor, denn der Bedarf sei diesen Sommer sehr hoch, wie es unisono heißt.

Viele Eltern hätten einen Großteil ihrer Urlaubstage nämlich bereits für die Zeit des Homeschoolings verbraucht. „Wir bekommen von den Eltern mit, dass die Großeltern meist wegen des Risikos in diesem Sommer noch nicht die erste Wahl sind beziehungsweise nicht über längere Zeit“, sagt etwa Julia Tischler. Sie und Verena Hieret organisieren auf einem Bauernhof in Maria Anzbach (Bezirk St. Pölten) Reitlager und Bauernhofcamps für Vier- bis Elfjährige.

Das Glück der kleinen Anbieter

Pro Gruppe nehmen maximal zehn Kinder teil, denn man orientiert sich noch an den derzeitigen Vorgaben für Veranstaltungen. Beim Reiten selbst gelten wiederum die Regelungen für Sport im Freien, also etwa zwei Meter Abstand. Wegen der kleinen Gruppengröße und dem vorhandenen Platz, möchte man die Camps auch heuer mit Übernachtungen durchführen, erzählt Verena Hieret: „Der Tourismus beginnt ja auch wieder und wir haben mehrere Räumlichkeiten. Im Notfall können wir auch auf eine größere Halle ausweichen, wo wir im Heulager übernachten können. So können wir sicherstellen, dass wir den vorgegebenen Abstand beim Schlafen einhalten.“

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Maria Anzbach, 3er-Hof, Kinderbetreuung
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Gemeinsames Reiten ist zurzeit nur bei Geschwistern möglich
Maria Anzbach, 3er-Hof, Kinderbetreuung
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Bei den Bauernhofcamps in Maria Anzbach seien die meisten Kinder jünger als sechs Jahre. Einen Mund-Nasen-Schutz braucht es deshalb nicht
Maria Anzbach, 3er-Hof, Kinderbetreuung
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Am Hof der Familie Hieret gibt es genügend Platz, um den nötigen Abstand einzuhalten

Auch Gemeindeangebote könnten reduziert ausfallen

In vielen Gemeinden können sich Eltern seit Jahren auch auf eintägige Ausflüge und Kurse als Möglichkeit der Kinderbetreuung verlassen. Organisiert werden solche Tage von den Gemeinden oder von den örtlichen Vereinen. Meistens sind diese Veranstaltungen auch kostenlos, die Mitglieder der Vereine arbeiten ehrenamtlich. In einigen Orten gibt es solche Angebote diesen Sommer nicht, denn für Vereine sei die Situation zu unsicher. Auch in Wilhelmsburg (Bezirk St. Pölten) sind heuer weniger Vereine dabei, erzählt Organisatorin Andrea Schmid.

Die Gruppen wurden wegen der derzeitigen Abstandsregeln auf maximal 20 Kinder begrenzt. Sie sollen zwar einen Mund-Nasen-Schutz mithaben, weil vieles im Freien stattfindet, wird dieser aber wahrscheinlich nicht gebraucht werden, so Schmid. Veranstaltet wird der „Wilhelmsburger Ferienspaß“ für ortsansässige Kinder. „Im März dachten wir noch, dass es nichts wird, aber nachdem sie in der Schule ja auch gemeinsam sind, sehen wir kein Problem. Vor allem nicht bei Aktivitäten, die draußen stattfinden“, so Schmid.

„Bereiten uns auf beides vor“

Das Dilemma zwischen Feriencamps im Freien und in Räumen kennt auch Thomas Hüttenmayer. Er veranstaltet die „ferien4kids“ etwa in St. Pölten oder Krems. Am dortigen Sammelpunkt tummeln sich ab dem ersten Ferientag jeden Morgen etwa 80 Kinder. Über den gesamten Zeitraum der neun Ferienwochen gibt es Tennis-, Schwimm- oder Roboter- und Theatercamps. Dass etwa das Tenniscamp stattfindt, ist sich Hüttenmayer sicher. Bei anderen Camps nimmt man zwar Anmeldungen an, aber: „Es kann gut sein, dass das eine oder andere Programm, das angeboten ist, dann doch nicht durchführbar sein wird. Dann müssen wir das halt absagen und Alternativen anbieten. Die Entscheidung wird kurzfristig fallen, wenn es die Verordnungen gibt und das wird, so wie zur Zeit immer, kurz vor dem ersten Tag sein.“

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Robotercamp Krems
ferien4kids
Erklären und Neues lernen wird mit Abstand wohl etwas schwieriger sein
Kochkurs Kinder Feriencamp
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So weit es geht sollen Aktivitäten ins Freie verlegt werden

Für alles, was in Innenräumen stattfindet, werde man sich aber an den Maßnahmen für Schulen – also etwa ein Tisch pro Kind – orientieren, so Hüttenmayr. Stornierungen hätte es bislang keine gegeben, Eltern hätten sich nur gemeldet, um zu fragen, wie die Camps heuer ablaufen. „Unser Feedback von den Eltern bestärkt uns in unserer Hoffnung, weil sie sagen, bitte macht das, und wenn das eine Programm nicht geht, dann macht unser Kind halt ein anderes. Also der Bedarf ist sicher gegeben, die Kids sinnvoll zu beschäftigen“, so Hüttenmayer.

Pfadfinder und Kinderfreunde fordern Vorgaben

Die Pfadfinder wie auch die Kinderfreunde stellten bereits mehrmals Anfragen an die zuständigen Ministerien. Bis jetzt ohne genauere Antwort, wie Helmut Salat, Präsident der niederösterreichischen Pfadfinder und Pfadfinderinnen gegenüber noe.ORF.at sagt: „Wir werden immer wieder vertröstet. Die Problematik ist, der Sommer rückt näher, die Planungen rücken näher, die Eltern wollen wissen, geschieht etwas oder nicht und das muss geklärt werden.“ Aus dem Familienministerium hieß es dazu, dass die Kinderbetreuung im Sommer von der Entwicklung der Fallzahlen abhänge.

Günther Haas, Geschäftsführer der Kinderfreunde Niederösterreich, sieht bei Sommerlagern wenig Hoffnung. „Wir wollen alles stattfinden lassen, weil die Eltern uns auch fragen, ob es eh Angebote gibt, aber nach derzeitigem Stand müssten wir Camps mit Übernachtung absagen. Ich kann nicht jedem Kind ein eigenes Zelt geben. Das ist logistisch nicht möglich und auch nicht der Sinn eines Sommerlagers.“

Feriencamp für Kinder
dpa-Zentralbild/Wolfgang Thieme
Schöne Ferienerlebnisse sollen trotz der Sicherheitsmaßnahmen möglich sein

Auch Pfadfinderlager mit Übernachtungen wird es in Niederösterreich heuer nicht geben, so Helmut Salat. 4.000 Kinder nahmen im vergangenen Jahr an den Lagern teil. Mit den Vorgaben zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie könne der Gemeinschaftsgedanke aber nicht pädagogisch vermittelt werden, so Salat. „Wenn ich auf einem Sommerlager ein Lagerfeuer machen will und wir sitzen alle im Abstand von einem Meter auseinander, dann können wir gemeinsam nicht einmal ein Lied singen – dann ist das kein Gemeinschaftserlebnis und da kann es uns nicht gut gehen.“

Die Gemeinschaft sei diesen Sommer nach neun bis zehn Wochen Homeschooling sowie ohne soziale Kontakte über Sportvereine oder Musikunterricht aber besonders wichtig, meinen sowohl Helmut Salat als auch Günther Haas.