Bagger vor einem Rohbau
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Wirtschaft

Bauwirtschaft erholt sich von der Krise

Die Arbeitslosigkeit in der Baubranche ist seit Mitte März um mehr als 13 Prozent zurückgegangen. Die meisten Baustellen haben den Betrieb wieder aufgenommen. Die Fertigstellung dürfte sich aufgrund der Krise aber teilweise verzögern.

In Hainfeld (Bezirk Lilienfeld) wurde in den vergangenen Wochen der Rohbau einer Wohnhausanlage hochgezogen. Einige Zimmerleute, ein Elektriker und eine Subfirma, die Hanfdämmung anbringt, sind beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at am Dienstag mit Arbeiten beschäftigt. Können die Arbeiter den vorgeschriebenen Mindestabstand von einem Meter nicht einhalten, gilt Maskenpflicht.

Plexiglas-Schilder sind am Bau keine echte Alternative, erklärte Polier Roman Reischer. „Wenn man sich bückt oder wenn man schwitzt, laufen die Schilder leicht an und man sieht nichts mehr. Das Atmen fällt zwar leichter als bei einer Maske, die direkt am Mund aufliegt. Aber beides ist am Bau ein bisschen schwierig zu handhaben.“

„Volle“ Kurzarbeit für Baufirmen oft nicht notwendig

Die Bauwirtschaft gilt als einer der großen Konjunkturmotoren, unter anderem weil an ihr viele weitere Branchen hängen. Von den rund 630.000 unselbstständig Beschäftigten in Niederösterreich arbeiten fast 95.000 und damit rund 15 Prozent am Bau oder im Baunebengewerbe. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie waren größere Baustellen rund einen Monat lang stillgelegt. Nun geht es mit der Bauwirtschaft langsam wieder aufwärts.

Bauarbeiter auf einem Gerüst
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Wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, gilt auf Baustellen Maskenpflicht

Zahlreiche Bauarbeiter sind zwar nach wie vor zur Kurzarbeit angemeldet, bei vielen Firmen könnte es aber gar nicht notwendig sein, die Regelung in vollem Ausmaß in Anspruch zu nehmen, sagte Landesinnungsmeister Robert Jägersberger gegenüber noe.ORF.at. Die Fertigstellung mancher Bauprojekte dürfte sich jedoch verzögern. Ein bis zwei Monate Stillstand seien oft nicht aufzuholen, sagte Jägersberger.

Von einer Pleitewelle bei Baufirmen geht man bei der Wirtschaftskammer momentan aber nicht aus. Entscheidend sei die Auftragslage in den nächsten Monaten. Durch die eine Milliarde Euro, die der Bund den Gemeinden für Investitionen zur Verfügung stellt, hofft man auch auf positive Impulse für die regionale Bauwirtschaft.

Zeitplan im Straßenbau soll halten

Auch auf den Straßen wird mit einem Monat Verspätung wieder eifrig gebaut. Auf der Kremser Schnellstraße (S33) fräste beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at am Dienstag eine Maschine den alten Belag ab. Das Material wird über ein Förderband zu einem Lkw transportiert.

Baustelle auf der S33
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Auf den Baustellen im Straßenbau soll der Zeitplan trotz Krise eingehalten werden, wie hier auf der S33 bei St. Pölten

Für die beiden Arbeiter sind die Abstandsregeln kein Thema. Allerdings gibt es durchaus Tätigkeiten, bei denen die Männer näher zusammenrücken müssen. Dann greifen stärkere Schutzmaßnahmen, sagte der Regionalleiter der ASFINAG Baumanagement Gesellschaft, Georg Singer. „Nach einer gewissen Anlaufphase kommt man Tag für Tag dem Normalzustand näher. Wobei man schon bemerkt, dass die Arbeiter generell vorsichtiger geworden sind.“

Die Projektplaner arbeiten derzeit daran, die Abläufe auf den Baustellen dahingehend zu optimieren, dass der ursprüngliche Zeitplan trotz der krisenbedingten Pause eingehalten werden kann. Das große Ziel ist, die geplanten Verkehrsfreigaben der Baustellen noch heuer zu schaffen.