Silhouette einer Frau
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
SOZIALES

CoV-Krise: Frauen suchen nun verstärkt Hilfe

Nach den Ausgangsbeschränkungen suchen mehr Frauen bei den Frauenberatungsstellen in Niederösterreich um Hilfe an. Bei den Betretungsverboten wurde in der Zeit des „Lock-downs“ ein deutlicher Anstieg verzeichnet.

Homeoffice, Kinderbetreuung, „Home-Schooling“ und Haushalt – die Mehrbelastung der vergangenen Wochen hinterlasse bei vielen Frauen psychische und emotionale Spuren, zu diesem Schluss kommt die Sprecherin der Frauenberatungsstellen Niederösterreichs, Elisabeth Cinatl. Dazu kommen finanzielle Sorgen – sie werden derzeit von den Frauen am häufigsten angesprochen.

NÖ Frauentelefon

Das NÖ Frauentelefon bietet unter 0800/800 810 kostenlose und anonyme Beratung: jeweils montags, mittwochs und freitags von 10.00 bis 14.00 Uhr, Rechtsberatung freitags von 14.00 bis 16.00 Uhr.

Frauenhelpline

Frauen, die Schutz oder Beratung suchen, können sich rund um die Uhr auch an die Frauenhelpline wenden: 0800/222555 – ebenfalls kostenlos und anonym aus ganz Österreich.

Nicht überraschend für Cinatl, denn existenzielle Fragen seien derzeit am dringlichsten, erst nach und nach würden auch Erlebnisse von psychischer und physischer Gewalt in den Vordergrund treten. „Die Coronavirus-Krise wirkt sich auf die Frauen aus. Frauen sind aber gewöhnt, aus- und durchzuhalten. Nach dem Motto: Es ist gerade so viel zu tun, es ist für alle schwer, da kann ich doch jetzt nicht auch noch dieses Problem lösen“, so Cinatl. Deshalb steigen die Anfragen bei den Beratungsstellen erst jetzt: „Während der Ausgangsbeschränkungen konnten die Frauen nicht in Ruhe telefonieren. Erst seit in den Schulen wieder unterrichtet wird, verzeichnen wir mehr Anrufe“, erklärte Cinatl.

Mehr Betretungsverbote

Gestiegen ist auch die Zahl der Betretungsverbote, die an das Gewaltschutzzentrum Niederösterreich weitergeleitet wurden. 319 waren es von Mitte März, dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen, bis Mitte Mai. Das sind um fast 100 mehr als im Vergleichszeitraum der vergangenen zwei Jahre. Geschäftsführerin Michaela Egger führt das einerseits auf die vielen Gewalttaten an Frauen im Vorjahr zurück, aber „auch die Corona-Ausnahmesituation hat sicher mitgespielt“. Auffällig sei außerdem, dass sich Fälle, die schon vor der Coronavirus-Krise problematisch waren, intensiviert haben, etwa bei Problemen mit Alkohol, Drogen oder psychiatrische Erkrankungen.

Egger rechnet zudem mit Nachwirkungen der Krise in den nächsten Wochen und Monaten. Die Zusammenarbeit zwischen den Gewaltschutzeinrichtungen sowie der Polizei und Justiz habe während der Coronavirus-Krise sehr gut funktioniert und man habe rasch reagieren können, so Egger.

CoV-Krise wenig Auswirkungen auf Frauenhäuser

Kaum ausgewirkt habe sich die Pandemie auf die Frauenhäuser. Schon vorher waren sie ausgelastet, auf Notwohnungen habe man aber nur ganz selten zurückgreifen müssen, so Olinda Albertoni, Leiterin des Frauenhauses in St. Pölten. Sie führt das auf die unsichere soziale und finanzielle Situation in der Krise zurück: „In unsicheren Zeiten lösen sich Frauen nicht so schnell aus problematischen Beziehungen“, so Albertoni.