Waldviertler Hoftheater Mai 2020
ORF/Pöchhacker
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KULTUR

Kleine Bühnen: Wenn jeder Platz zählt

Ab Freitag sind Veranstaltungen wie Theater mit maximal 100 Zusehern erlaubt. Dabei gelten strenge Vorgaben, etwa, dass zwischen den Gästen mindestens ein Meter oder ein Platz Abstand sein muss. Für kleine Bühnen sind diese Bedingungen oft nicht umsetzbar.

Im Waldviertler Hoftheater in Pürbach (Bezirk Gmünd) werden die Sitzplätze mit gelben Bändern gesperrt. Nebeneinander sitzen dürfen nur Personen aus dem selben Haushalt oder maximal eine Gruppe von vier Besuchern – analog zur Regelung in der Gastronomie. In den Theatersälen fallen damit viele Sessel und somit Eintrittskarten weg.

Jeder leere Sessel bedeutet weniger Einnahmen. 170 Zuschauer haben in Pürbach normalerweise Platz, jetzt sind es etwa 70, sagt Intendant Moritz Hierländer: „Diese Lücke auszugleichen ist nicht möglich. Dank der Zusammenarbeit mit Land und Bund, mit den Förderungen, ist es möglich, dass wir überhaupt spielen können mit 60 bis 80 Leuten, aber wir müssen ganz anders budgetieren.“

Waldviertler Hoftheater Mai 2020
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Im Waldviertler Hoftheater wird noch an der neuen Sitzordnung gefeilt

Kleine Bühnen punkten mit Nähe zum Ensemble

Ab 9. Juli wird im Hoftheater „Die Niere“ von Stefan Vögel gespielt. Da die Produktion fertig ist, braucht es nur mehr fünf Probetage. Anders sieht es für die Vorstellung im August aus. Für Arthur Schnitzlers „Reigen“ muss geprobt werden, wie das aussehen wird kann Hierländer noch nicht genau sagen: „Im Juli starten wir mit den Proben, bis dahin ist noch Zeit, weil ja noch nicht ganz klar ist, ob es Tests für die Schauspieler gibt oder ob nur die Eigenverantwortung zählt. Da müssen wir noch abwarten.“

Der Charme eines kleinen Theaters liegt eigentlich in der Nähe, in der intimen Atmosphäre. Nach den Vorstellungen diskutieren im Hoftheater die Zuseher oft noch lange mit dem Ensemble. Auch das soll weiter möglich sein, wenn auch anders: „Bei der ‚Niere‘ spielen vier Leute und die sitzen zu viert am Tisch und ich als Intendant darf mich schon nicht mehr dazusetzen, weil ja nur vier Leute erlaubt sind. Wenn man mit einem Schauspieler reden will, muss man dann sagen, bitte setz dich allein mit mir auf einen Tisch, damit wir uns unterhalten können“, sagt Hierländer gegenüber noe.ORF.at

Kleine Bühnen mit Problemen

Veranstaltungen wie Theater, Konzerte oder Kabaretts mit maximal 100 Zuschauern dürfen ab Freitag wieder stattfinden. Allerdings unter

Wachaubühne Spitz startet im Freien

Von der Zahl der verfügbaren Plätze hängt die Frage ab, ob überhaupt gespielt werden kann. Beim Bühnenwirtshaus „Wachaubühne“ in Spitz (Bezirk Krems) ist ein halbwegs rentabler Spielbetrieb im Saal selbst nicht möglich, so Geschäftsführer Ewald Stierschneider. Mit dem Abstand hätten nur noch 20 Menschen statt 170 Platz. „Kultur soll jetzt nicht ein wirtschaftlich gewinnbringender, sondern ein gesellschaftlicher Faktor sein. Aber es muss finanziell soweit passen, dass es für die Künstler, für den Gast, aber auch für den Kulturbetrieb funktioniert“, so Stierschneider.

Eigentlich sollten in Spitz seit 13. März Kabaretts stattfinden, den Auftakt macht jetzt ein Outdoor-Kabarettabend am 21. August. Stierschneider hofft auf finanzielle Unterstützung: „Es waren ja bereits Ausgaben im Winter fürs Frühjahr da, Werbung, Marketing, Pressearbeit. Das wird man nicht mehr aufholen, aber dort wo niederösterreichische Kultur draufsteht ist auch Niederösterreich drinnen. Es wird sicher Lösungen gemeinsam mit dem Land Niederösterreich geben.“

In den Bühnenwirtshäusern werden an Kabarettabenden auch Essen und Getränke serviert. Die Wirtshäuser vereinen Gastronomie und Kultur – zwei Bereiche, die während der Coronavirus-Pandemie besonders betroffen sind. Unter normalen Bedingungen sei die Kombination ein Vorteil, so Stierschneider: „Einerseits fürs Wirtshaus, andererseits für den Kulturbetrieb selbst. Es geht nur, wenn beide Betriebe sich helfen und dann kann das funktionieren. Jetzt mit Covid-19 sind wir da vor einer großen Herausforderung, aber wir werden das auch noch schaffen.“