Blick vom Tower auf die Flughafen-Piste
ORF / Sunk
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Wirtschaft

Neue Zeiten für den Flughafen Schwechat

Mit 15. Juni nimmt die AUA ihren Betrieb wieder auf. Der Flugplan ist nach fast dreimonatiger Zwangspause noch deutlich reduziert, trotzdem bedeutet der Neustart auch für den Flughafen Wien-Schwechat vorerst das Ende eines durch den Coronavirus bedingten Dornröschenschlafs.

Rund 700 Flugbewegungen pro Tag verzeichnet der Flughafen Wien-Schwechat normalerweise, aktuell sind es gerade einmal fünf bis sechs. Doch nach 90 Tagen Pause startet die AUA Mitte Juni wieder mit regulären Flügen, unter anderem nach London, Paris und Brüssel. Schrittweise sollen die Verbindungen dann ausgebaut werden, wie AUA-Vorstand Andreas Otto sagt: „Wir verteilen das auf zwölf Flugeuge, also nur ein kleiner Teil unserer Flotte. Wir haben lange darauf gewartet und werden hoffentlich viele Kunden transportieren können. Wir haben nicht zufälligerweise das Datum so gelegt, wo die Reisebeschränkungen auch gelockert werden.“

Zunächst will die Austrian Airlines wieder genügend Zubringerflüge aufbauen, daher werden vorwiegend Städte in Europa angeflogen. Bereits ab Juli könnte es wieder Langstreckenflüge geben. Allerdings: So wie auf dem Flughafen wird es auch in den Flugzeugen strenge Hygiene- und Sicherheitsvorschriften geben.

Mund-Nasen-Schutz im Flieger verpflichtend

„Man soll eine Maske haben, man soll auf den Abstand achten. Man soll auch mehr Zeit mitbringen. Vom Betreten des Flughafens bis zum Platz im Flieger wird es mehr Zeit brauchen“, so Vorstand Andreas Otto. Doch die Coronakrise hinterlässt in der Flugbranche noch weitere Folgen: Die AUA hofft nach wie vor auf Staatshilfe, gleichzeitig könnte die Ryanair-Tochter Laudamotion die Basis in Wien-Schwechat am Freitag zusperren. Die Gewerkschaft müsste einem neuen, billigeren Kollektivvertrag zustimmen, ansonsten werden 300 Pilotinnen und Piloten sowie Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter zur Kündigung angemeldet. Ein entsprechendes, allerletztes Ultimatum läuft Donnerstagabend aus.

Wirtschaftsstandort von Drehkreuz Schwechat abhängig

Turbulente Zeiten sind es auch für Logistikunternehmen, die auf ein funktionierendes Drehkreuz in Wien-Schwechat angewiesen sind, wie Stefan Krauter, Vorstandsvorsitzender und Eigentümer von cargo-partner sagt: „Daran hängt praktisch die gesamte österreichische Wirtschaft. Wien und Ostösterreich als Wirtschaftsstandort sind ganz wesentlich davon abhängig, dass das Drehkreuz der AUA erhalten bleibt.“

So wie das Logistikunternehmen holt auch die AUA für den regulären Betrieb erste Mitarbeiter wieder aus der Kurzarbeit zurück. Inwiefern das Wiederhochfahren gelingt, ist aber vor allem davon abhängig, wie viele Passagiere über den Sommer wieder in ein Flugzeug einsteigen.

Birgfellner im Gespräch mit Günther Ofner
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Flughafenvorstandsdirektor Günther Ofner im Gespräch mit „NÖ heute“-Moderator Thomas Birgfellner

noe.ORF.at: Am 15. Juni starten die Austrian Airlines. Was bedeutet dieser Neustart für den Flughafen Schwechat? Immerhin sind dort ja tausende Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Günther Ofner: Es ist ein erster Hoffnungsschimmer, dass es wieder aufwärts geht. Natürlich ein Motivationsschub für alle, man muss allerdings sagen, es ist auf einem extrem niedrigen Niveau. Es werden fünf bis zehn Prozent der üblichen Passagierzahlen sein, die wir in den nächsten Wochen erwarten. Es ist natürlich besonders zu hoffen, dass die Infektionszahlen weiter niedrig bleiben und das Zug um Zug mit der Öffnung der Grenzen, die Menschen teilweise ihren Sommer wieder genießen können und damit der Flugverkehr insgesamt wieder etwas stärker zunimmt.

noe.ORF.at: Ohne die Unterstützung der Bundesregierung wäre dieser Neustart der AUA wohl nicht möglich. Wie unterstützt der Flughafen denn konkret die Fluglinie?

Ofner: Der Flughafen hat ein Standortpaket für alle Fluglinien am Standort zusammengestellt. Das ist auch für uns ein finanzielles Opfer, aber um die Branche am Standort über diese Krise darüber zu retten, müssen auch wir einen wesentlichen Beitrag leisten. Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir hoffen, dass wir alle über diese Krise drüberbringen und wenn es einen Impfstoff gibt, dass wieder Normalität einkehrt, wie wir es uns alle wünschen.

noe.ORF.at: Das heißt alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in diesem ersten Schritt noch nicht Vollzeit zurückkehren können?

Ofner: Nein, wir haben soeben die Kurzarbeit um drei Monate verlängert. Wir sind sehr dankbar, dass die Regierung dieses Instrument eingeführt hat. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass wir dieses Instrument auch darüberhinaus brauchen. Aber es wird der Fall sein, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eben 20, 30 Prozent ihrer Arbeitszeit eingesetzt werden. Ein schrittweises Hochfahren also.

noe.ORF.at: Sie haben ja schon andere Airlines angesprochen. In den vergangenen Tagen wurden viel über Laudamotion gesprochen. Am Freitag gab es ein Aus für die Basis Wien, jetzt doch wieder Gespräche. Welche Bedeutung hat Laudamotion für Schwechat wirklich?

Ofner: Es ist unser zweitgrößter Kunde und es wäre ein dramatischer Rückschlag für den Standort, wenn es diesen Kunden nicht mehr gibt. Deshalb haben wir mehrfach an die Verhandlungspartner appelliert, sich zusammenzusetzen und einen Kompromiss zu finden, auch für die vielen Mitarbeiter, die natürlich um ihre Existenz bangen. Wer jetzt in der Flugverkehrsbranche seinen Arbeitsplatz verliert, der kann nicht darauf hoffen, dass er in absehbarer Zeit wieder einen bekommt. Deswegen sind wir sehr froh – ohne zu wissen, was herauskommt – dass die Sozialpartner in diesen Stunden zusammensitzen und wieder verhandeln. Es wäre sehr, sehr wichtig, dass sie zu einem Kompromiss kommen.