Flugzeug von Lauda
APA/Robert Jäger
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Wirtschaft

Letzter Kampf um Lauda in Schwechat

Auch nach dem offiziellen Aus für Laudamotion auf dem Flughafen in Schwechat (Bezirk Bruck/Leitha) wollen zahlreiche Piloten und Flugbegleiter am Dienstag für einen neuen KV und gegen die Gewerkschaft demonstrieren. Letztere kontert.

Nach dem bisherigen Scheitern der KV-Verhandlungen bei Laudamotion will ein Teil der betroffenen Piloten und Flugbegleiter am Dienstagvormittag mit einer Demonstration in Wien auf seine verzweifelte Lage aufmerksam machen. Mit einer Einigung zwischen der Gewerkschaft vida und der Wirtschaftskammer soll die Schließung der Lauda-Basis in Wien doch noch abgewendet werden. Bereits vor etwa einer Woche gab es eine ähnliche Demonstration vor dem Gebäude der Gewerkschaft vida. Diesmal wollen die Demonstranten vom Parlament über den Volksgarten bis zum Rathaus ziehen.

Paulo Patena, bisher Base Supervisor bei Laudamotion und jetzt einer der Organisatoren der Demonstration, erwartet 150 bis 200 Teilnehmer. Durch die angekündigte Schließung der Basis würden rund 500 Leute ihre Jobs verlieren, darunter 200 Leiharbeiter. Viele dieser Mitarbeiter seien allerdings bereits in ihre Heimatländer zurückgekehrt, sagte Patena im Gespräch mit noe.ORF.at. Eine höhere Teilnehmerzahl sei dadurch in Wien nicht möglich.

Lauda-Mitarbeiter bei einer Demo
APA/AVIATIONNETONLINE/Jan Gruber
Die Demonstration in der vergangenen Woche vor der vida-Zentrale

Heftige Kritik an Gewerkschaft

Vor dem offiziellen Stichtag zur Schließung der Basis am 29. Mai hatten Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite immer wieder verhandelt – zuletzt 15 Stunden lang am Donnerstag. Letztlich waren diese Gespräche aber trotz Annäherungen erfolglos. Nun gehe es bei der Demonstration darum, „die Öffentlichkeit erneut auf diese Krise aufmerksam zu machen und zu erreichen, dass die Verhandlungen fortgesetzt werden“, sagte Patena. Die Schuld für das Scheitern ortet er allerdings nicht auf der Arbeitgeber-, sondern ausschließlich auf der Arbeitnehmerseite – konkret bei der Gewerkschaft vida, die eine Unterschrift unter einen neuen Kollektivvertrag bisher verweigert hat.

Patena spricht sich im Namen der Laudamotion-Mitarbeiter hingegen klar für den vorgeschlagenen KV aus, obwohl dieser gravierende Einschnitte für die Belegschaft bedeuten würde. Diese Einschnitte sind aber aus seiner Sicht aufgrund der generell schwierigen Situation in der Luftfahrt gerechtfertigt – zumindest im Verlauf der Krise bis 2023, denn dann sieht der neue Vertrag sowieso neue Verhandlungen vor. In Dutzenden E-Mails forderten einzelne Laudamotion-Mitarbeiter die Gewerkschaft zur Unterschrift auf und warfen ihr unter anderem Inkompetenz vor.

Umstrittene Regelung zu Grundgehalt

Vida-Chef Roman Hebenstreit hatte seine Ablehnung des angebotenen Kollektivvertrags zunächst vor allem damit begründet, dass der KV ein Grundgehalt unter der Armutsschwelle bedeutet hätte. Gefordert wurde stattdessen ein Grundgehalt von 1.600 Euro brutto.

Das Unternehmen besserte im Verhandlungsverlauf sein Angebot nach und bot ein garantiert auszuzahlendes Einkommen von 19.200 Euro pro Jahr an. Dieses Angebot liege um 65 Euro über der Armutsgrenze und beinhalte noch nicht einmal die flugabhängige Bezahlung – bei normalem Flugbetrieb würden die Gehälter auf ein durchschnittliches Bruttomindestgehalt von rund 1.800 Euro im Monat steigen, also bei 14 Monatsgehältern 25.000 Euro jährlich, argumentiert die Arbeitgeberseite.

Die Gewerkschaft wiederum wirft der Wirtschaftskammer vor, ihr Angebot in der Öffentlichkeit irreführend darzustellen. In Wahrheit sehe es weiterhin nur ein monatliches Fixum von 1.000 Euro vor. Wenn eine Flugbegleiterin etwa wegen der aktuellen Pandemie, wegen Urlaubs oder Krankheit nur auf wenige Flugstunden käme, würde ihr der Differenzbetrag nur im Folgejahr ausbezahlt, womit das unternehmerische Risiko von Laudamotion auf die Beschäftigten abgewälzt würde. „Laufende Kosten fürs Wohnen, Auto, Versicherungen, Kredit oder die Versorgung von Kindern fallen monatlich an und können nicht erst ein Jahr später nachgezahlt werden“, heißt es in einer vida-Stellungnahme gegenüber noe.ORF.at.

Betriebsrat erneut im Fokus

Besonders strittig ist außerdem die Forderung der Arbeitgeberseite, den Laudamotion-Betriebsrat aufzulösen und bis Ende September neu wählen zu lassen. Die aktuelle Betriebsratschefin, deren Ernennung vom Unternehmen nicht anerkannt wird, wäre dann wohl nicht mehr wahlberechtigt. Bereits vor der Coronavirus-Krise hatte dieses Thema zu etlichen juristischen Streitereien und einem Gerichtsverfahren in Korneuburg geführt – mehr dazu in Laudamotion: Streit wegen Betriebsversammlung (noe.ORF.at; 11.2.2020). Eine Absetzung des Betriebsrats könne man in KV-Verhandlungen aber nicht zur Bedingung machen, heißt es dazu von der Gewerkschaft.

Trotz aller offenbar verhärteten Fronten zeigen sich alle Beteiligten nach wie vor betont gesprächsbereit. Viel Zeit bleibt jedoch nicht mehr. Die über 300 betroffenen Beschäftigten wurden bereits beim Arbeitsmarktservice (AMS) von der Kurzarbeit abgemeldet und zur Kündigung angemeldet.