Wo ist der Wolf?
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Tiere

Drei Wolfsrudel in Niederösterreich

Alle drei Wolfsrudel, die es in Österreich gibt, halten sich in Niederösterreich auf, wie der WWF am Mittwoch bei einem Online-Pressegespräch berichtete. Österreichweit gibt es zudem Sichtungen von 14 Einzelwölfen, womit etwa 30 bis 35 Tiere hier leben dürften.

Zu dem schon länger bestätigten Wolfsrudel beim Truppenübungsplatz Allentsteig (Bezirk Zwettl) kamen im Vorjahr im Waldviertel welche in Harmanschlag (Bezirk Gmünd) und Gutenbrunn (Bezirk Zwettl) hinzu. Wie die Situation aktuell ist, kann erst gesagt werden, wenn es Hinweise auf Nachwuchs gibt. Bei der letzten Einschätzung des WWF und des Landesjagdverbandes im Oktober 2019 war nur mehr ein Rudel aktiv – mehr dazu in Nur noch ein Wolfsrudel im Niederösterreich (noe.ORF.at; 30.10.2019).

In Niederösterreich ist es trotz der drei vermuteten Rudel sehr ruhig. Im vergangenen Jahr gab es nur drei Risse von Nutztieren, heißt es aus der zuständigen Abteilung beim Land Niederösterreich. 2020 gab es noch keinen einzigen Riss. Laut Georg Rauer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der für das Land die Wolfsrisse untersucht und dokumentiert, liegt das unter anderem daran, dass nicht alle Wölfe regelmäßig Tiere reißen. Gegenüber noe.ORF.at sagte er, dass „mehr Wölfe nicht automatisch mehr Risse bedeuten“.

Ein weiteres Rudel wird in Vorderweißenbach in Oberösterreich vermutet. Die Zahl von derzeit 30 bis 35 Wölfen „wird natürlich in Zukunft steigen“, sagte WWF-Wolfsexperte Christian Pichler. Wir seien von Wölfen „umzingelt“, in Deutschland gebe es beispielsweise 400 bis 500 Individuen und in Italien 1.000 bis 2.000.

Wolfsfamilien und einzelne Tiere – Landkarte
APA
Bestätigte Rudel gibt es derweil nur im Waldviertel

Wölfe könnten bis zu 1.000 Kilometer weit wandern und werden immer wieder nach Österreich hereinstreifen, führte Pichler aus. „Das ist aus ökologischer Sicht super“, dass der Wolf zurückkehrt. Der Wolf sei die „Gesundheitspolizei des Waldes“, er hält den Wildbestand und damit den Wald gesund, indem er vor allem kranke und schwache Tiere anfällt. Zudem hinterlässt er wichtige Nahrungsreste für andere Tierarten, wie Adler.

WWF fordert verstärkten Herdenschutz für Vieh

Die Wölfe rissen im Vorjahr in Österreich aber auch 103 Schafe, weswegen der WWF mehr Herdenschutzmaßnahmen fordert. Im Vergleich zu allen 400.000 gehaltenen Schafen in Österreich würden die gerissenen Tiere nur 0,025 Prozent ausmachen, so Christian Pichler. Im Jahr 2018 kamen dagegen rund 10.000 Schafe durch Unwetter, Steinschlag und Krankheiten ums Leben, was rund 2,5 Prozent der Schafe in Österreich ausmacht. Dies sei eine „größere Belastung“ als der Wolf, sagte Pichler.

„Jedes gerissene Tier ist ein schmerzhafter Verlust“, so Pichler. Der Wolf genieße jedoch einen hohen Schutzstatus in der EU. Politische Forderungen nach Abschüssen von Wölfen seien „aus meiner Sicht nur populistisch“, sagte Pichler. Der Herdenschutz sei „alternativlos“. Dies gehe aber über das bloße Aufstellen von Zäunen hinaus.

Nutztierhalter sollen höher entschädigt werden

Der WWF fordert daher fünf Maßnahmen, um den Herdenschutz in der Viehwirtschaft zu stärken. Dieser sollte bundesweit einheitlich gehalten und stärker gefördert werden. Pichler sprach von einer Summe von einer Million Euro österreichweit. Zweitens bräuchte es eine Wiederbelebung des traditionellen Hirtenwesen. Dadurch könnten die Nutztiere gezielter zu Weideflächen geführt und Erosionen und Erdrutsche vermieden werden. Das Hirtenwesen sei nicht lukrativ und die Unterkunftsmöglichkeiten oft schlecht. „Die österreichischen Hirten arbeiten derzeit fast alle in der Schweiz, weil es sich dort besser rentiert“, erläuterte Pichler.

Ein weiterer Wunsch der Naturschützer betrifft die Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden. „Dieses Programm müsste schon spätestens jetzt begonnen werden, damit die Hunde in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen.“ Außerdem fordert der WWF, die Nutztierhalter bei Wolfsrissen besser zu entschädigen. Außerdem soll das Österreich-Zentrum Bär-Luchs-Wolf in der Steiermark mehr finanzielle Mittel bekommen.