EU Grenze Öffnung Nachbarstaaten
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Politik

Voller Zigarrenbestand nach Grenzöffnung

Fast drei Monate war die Grenze wegen der Coronavirus-Pandemie gesperrt. Seit Freitag kann man wieder in alle Nachbarländer bis auf Italien ungehindert reisen. An den Grenzen in Niederösterreich zu Tschechien und der Slowakei gab es deshalb große Erleichterung.

Lokalaugenschein am niederösterreichisch-slowakischen Grenzübergang Berg (Bezirk Bruck/Leitha). Seit Freitagfrüh kann der Verkehr wieder ungehindert rollen. Ein Attest, dass man nicht mit dem Coronavirus infiziert ist, braucht es ebenso nicht mehr wie eine 14-tägige Quarantäne. Die Öffnung der Grenze mit den Nachbarstaaten war eigentlich für Mitte Juni angesetzt. Österreich preschte jedoch vor und kündige bereits am Mittwoch an, die Grenzen früher zu öffnen.

Nun zogen auch Tschechien und die Slowakei nach. Schon um Mitternacht, als Österreich die Grenze zur Slowakei geöffnet hatte, warteten vereinzelt Slowaken auf die Einreise nach Österreich. Als um 8.00 Uhr dann auch die Slowakei die Grenze geöffnet hatte, waren zahlreiche Autos mit slowakischen Kennzeichen unterwegs.

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Stamberg
Zahlreiche Fahrzeuge waren am Tag eins nach der Grenzöffnung in Berg Richtung Slowakei unterwegs

Einkaufen und Verwandtschaftsbesuche

Die Menschen nutzen die Möglichkeit etwa, um Verwandte zu besuchen, wie Lukas Petrek: „Es freut uns sehr. Nach drei Monaten dürfen wir wieder fahren, unsere Familie besuchen und die Großeltern, zumindest auf Distanz im Garten, das ist sehr erfreulich." Und Angelika Sardeliz ergänzt: „Ich bin sehr glücklich. Ich besuche meine Eltern in der Slowakei – und die Großeltern der Kinder. Seit drei Monaten habe ich sie jetzt schon nicht gesehen.“

Der Verkehr rollte aber auch in die Gegenrichtung. Viele Slowakinnen und Slowaken kamen etwa zum Einkaufen nach Österreich. „Meine Tochter hat heute Namenstag und morgen ihren 18. Geburtstag. Wir sind nach Niederösterreich gefahren, um für sie Geschenke zu kaufen“, erklärt Daniela Svocak. Und auch die niederösterreichischen Geschäfte in Grenznähe waren am Tag eins nach der Grenzöffnung gut besucht.

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Auch in Kleinhaugsdorf wurde die Grenzöffnung gut angenommen, vor allem um Einkaufen zu gehen

Ortswechsel nach Kleinhaugsdorf (Bezirk Hollabrunn). Hier ging es zunächst deutlich geruhsamer zu. Sowohl von tschechischer als auch von niederösterreichischer Seite gibt es seit Freitag keine Polizeikontrollen mehr, erklärt Walter Schwarzenecker, Sprecher der Landespolizeidirektion Niederösterreich: „Wir machen aber – wie auch zuvor – Ausgleichsmaßnahmen. Das heißt, wir machen stichprobenartige Kontrollen mit dem Ziel, grenzüberschreitende Kriminalität zu bekämpfen und die illegale Migration zu verhindern.“

Anrainer klagen über Verkehrszunahme

Die große Freude über die Grenzöffnung gab es nicht bei allen. So mancher lärmgeplagte Anrainer, der direkt an der Straße wohnt, hätte den Zustand gerne als Dauerlösung gehabt. Denn in den vergangenen Wochen war es wegen der geschlossenen Grenzen wesentlicher ruhiger als sonst. „Zuletzt sind die Autos langsam gefahren, jetzt fahren sie mit 70 oder 80 km/h durch den Ort oder noch schneller“, klagt Alvin Jones aus Kleinhaugsdorf.

Und auch hier kommen am Freitag viele, um nach Tschechien zum Einkaufen zu fahren. "Im Radio haben wir es in der Früh gehört, dass heute ab 12.00 Uhr offen sein soll, darum sind wir hergefahren, weil wir in der Nähe waren“, erklärt Ernst Traxler aus Wien. Und Dusan Mihels aus Maria Taferl (Bezirk Melk) freut sich über einen Nachschub an Zigarren: „Wir haben einen Zigarrenclub im Golfclub Wachau. Wir waren jetzt zwei Monate ohne Nachschub, und heute habe ich endlich wieder die Chance, dass ich das nachhole.“