Chronik

Tote Patientin: Spekulationen um Keim

Nach dem Tod einer Patientin in einer Kinderwunschklinik in Baden laufen die Ermittlungen. Eine weitere Frau schwebt nach demselben Eingriff in Lebensgefahr, eine weitere wird intensivmedizinisch betreut. Mögliche Ursache ist ein Keim, der Anwalt des Anästhesisten geht von einer Verunreinigung des Narkosemittels aus.

Bei dem Medikament, das allen drei Frauen im Zuge einer Eizellenentnahme verabreicht wurde, soll es sich um Propofol, ein Narkosemittel, handeln. Es sei bei derartigen Eingriffen üblich, eine Kurzzeitnarkose mit Propofol durchzuführen, sagte der Anwalt des betreffenden Anästhesisten gegenüber noe.ORF.at. Menschliches Versagen, also eine Überdosierung, schließt er aus: "Die Anamnese erfolgte ordnungsgemäß, das wurde uns auch bestätigt. Dadurch kann es nur etwas mit den Substanzen zu tun haben.“

Man habe in der Klinik alles untersucht, sagte die Rechtsanwältin der Klinik. Auch sie stellt in den Raum, dass ein verunreinigtes Medikament denkbar wäre. Die internen Untersuchungen hätten jedenfalls ergeben, dass die Behandlungen „vollkommen korrekt durchgeführt“ worden seien.

Viele offene Fragen

Woher das Medikament für diese Eingriffe stammte, ist derzeit noch nicht bekannt. Es könnte von der Klinik bereitgestellt worden sein, oft aber bringen behandelnde Ärzte diese Substanzen auch selbst mit. Eine Keiminfektion könnte jedenfalls zum Multiorganversagen und schließlich zum Tod der jungen Frau geführt haben.

Die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt ermittelt inzwischen wegen grob fahrlässiger Tötung und grob fahrlässiger schwerer Körperverletzung gegen Unbekannte. Ob es am Wochenende Vernehmungen gäbe, könne aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gesagt werden. Die Staatsanwaltschaft hat zwei Gutachten in Auftrag gegeben: die Untersuchung der Medikamente und eine Untersuchung des Blutes der Opfer. Ein vorläufiges Obduktionsergebnis wird nächste Woche erwartet.

Weitere Frau in Lebensgefahr

Die beiden anderen Frauen, bei denen dieselbe Behandlung wie bei der Toten durchgeführt wurde, werden in Krankenhäusern in Wien und Niederösterreich intensivmedizinisch betreut. Die im AKH Wien hospitalisierte Frau befand sich nach Angaben des Wiener Gesundheitsverbundes in Lebensgefahr.

Durchgeführt wurden bei allen drei Frauen sogenannte Follikel-Punktionen. Bei dem Eingriff werden Eizellen aus den gereiften Eibläschen entnommen. Behandelt worden sind die Betroffenen am vergangenen Mittwoch getrennt voneinander in dem Badener Institut unter Vollnarkose, danach wurden sie nach Hause entlassen. Stunden später kam es zu Komplikationen.