Eine Zecke auf der Haut eines Menschen
APA/dpa/Patrick Pleul
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Umwelt

Rekordjahr bei Zecken erwartet

Aufgrund des milden Winters und Frühjahrs dürfte die Population der Zecken sprunghaft angestiegen sein. 2020 könnte ein Rekordjahr werden, warnen Experten und berichten auch von einer tropische Riesenzecke, die in unseren Breitengraden immer öfter vorkommt.

„Es ist immer schwierig, Vorhersagen zu treffen, endgültige Klarheit gibt es im Herbst, aber schon jetzt wird von allen Seiten ein deutlicher Zuwachs gemeldet", sagt Georg Duscher, Parasitologe bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), im Gespräch mit noe.ORF.at. „Viele Wanderer, Spaziergänger und Tierbesitzer klagen über den starken Anstieg“, erzählt er. Und auch zahlreiche Tierärzte hätten einen steigenden Bedarf an Zeckenschutzmitteln gemeldet.

Zählung mit Zeckenfahne

Um herauszufinden, wie sich die Population entwickelt, geht Georg Duscher mit einer speziellen Zeckenfahne auf Jagd – unter anderem in Aubereichen rund um die Donau. „Wir streichen mit dieser Fahne immer wieder durchs Gras. Aktive Zecken deuten das als möglichen Wirt und heften sich fest. Vergleicht man die Zahlen der Parasiten auf der Fahne über Wochen und Jahre, lässt sich ihre Entwicklung verfolgen“, sagt Duscher.

Zecke groß
ORF
Georg Duscher geht mit der Zeckenfahne auf „Jagd“

Dabei beobachtete Duscher einen deutlichen Zuwachs, „der sicherlich auch auf den Klimawandel – sprich mildere Winter – zurückzuführen ist“, so der AGES-Experte. Ein weiterer Grund sei, dass Wirte wie Wildtiere immer öfter in höheren Lagen anzutreffen seien. So wären Zecken mittlerweile bis in Höhen von 1.500 Metern verbreitet.

Riesenzecken: Nachwuchs aus den Tropen

Seit wenigen Jahren beobachten die Experten auch eine neue Zeckenart in unseren Breiten. Hyalomma lautet der Name dieser Zecken „oder auch tropische Riesenzecke“, erklärt der AGES-Parasitologe. „Sie kommt mit den Zugvögeln aus dem Süden zu uns. Die vollgesogenen Nymphen fallen von diesen Vögeln auf den Böden herunter.“

Früher hätten diese Riesenzecken die Klimabedingungen hierzulande nicht überlebt. Jetzt sind die Sommer allerdings warm und trocken genug, um den tropischen Zecken „alles zu bieten, was sie brauchen“, so Duscher: „Im Unterschied zu den heimischen Zecken können sie sehen und ihren potenziellen Wirt auch bis zu 100 Meter verfolgen.“ Noch nicht völlig geklärt ist, welche spezifischen Krankheiten diese Tiere zusätzlich übertragen können.

Zecke groß
AGES
Die tropische Riesenzecke kommt immer öfter in unseren Breiten vor

Biss mit Folgen

Grundsätzlich ernähren sich Zecken von Blut und können durch ihren Biss Frühsommer-Meningoenzephalitis übertragen. Dabei handelt es sich um eine durch das FSME-Virus ausgelöste Erkrankung, die mit grippeähnlichen Symptomen und Fieber verläuft, aber im schlimmsten Fall auch eine Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten auslösen kann. „Die Zeckenschutzimpfung hilft ganz klar gegen FSME“, sagt Georg Duscher, denn „die Folgen können wirklich dramatisch sein, mit schwersten Folgen bis hin zum Tod.“

Erfreulich sei, dass in Österreich 80 bis 85 Prozent der Menschen zumindest einmal geimpft worden seien, so der Parasitologe: „Diese Durchimpfungsrate sorgt international bei Gesundheitsexperten immer wieder für große Anerkennung." Wer von einem Zeck gebissen wird, sollte laut Duscher diesen mit einer Pinzette oder einem Zeckenhaken entfernen. Öl oder Klebstoff sei nicht geeignet, räumt Duscher mit zwei Mythen auf.