Eingestürzte Brücke
ORF / Sunk
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Chronik

Brückeneinsturz: Berechnungsfehler möglich

Nach dem Einsturz einer Brücke der im Bau befindlichen Umfahrung Wieselburg hat die Straßenbaudirektion am Freitag ein erstes Untersuchungsergebnis bekanntgegeben. Die Rede ist von einem Statikproblem. Demnach könnten bei der Berechnung Fehler passiert sein.

Seit Anfang der Woche ist eine externe und unabhängige Untersuchungskommission damit beschäftigt, die Ursache für den Brückeneinsturz zu ermitteln. Am Freitagvormittag legte diese Kommission schließlich ein Zwischenergebnis vor. Dem ersten Eindruck nach dürfte es sich „voraussichtlich um ein statisches Problem handeln“, teilte Straßenbaudirektor Josef Decker mit: „Das heißt, dass die statischen Berechnungen hier so waren, dass man sie nachbessern müsste.“ Und weiter: „Die Dimensionierung war nicht entsprechend was die Belastung sein sollte.“

Ausständig sind bis dato Ergebnisse von Materialprüfungen. Beton- und Stahlproben wurden entnommen und werden nun von akkreditierten und unabhängigen Prüfanstalten untersucht. Die Betonqualität scheint „augenscheinlich gut auszusehen“, teilte Decker mit. Bezüglich des Stahls konnte er am Freitag noch keine Aussage treffen. Ein endgültiges Ergebnis zur Einsturzursache werde es erst dann geben, wenn alle Untersuchungsergebnisse da sind, so Decker. Das könnte möglicherweise aber noch Monate dauern.

Straßenbaudirektor Josef Decker und Helmut Postl, Leiter der Abteilung Brückenbau
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Erste Erkenntnisse deuten auf ein Statikproblem hin, teilte die Straßenbaudirektion am Freitag mit

Zweite, baugleiche Brücke wird saniert

Das Bauwerk an der Umfahrung war am Sonntagnachmittag eingestürzt. Die seit einem Jahr fertiggestellte Wirtschafts- und Wildbrücke mit einer Stützweite von 25 Metern war noch nicht für den Verkehr freigegeben. Bei dem Einsturz war niemand verletzt worden – mehr dazu in Brücke für neue Umfahrung eingestürzt (noe.ORF.at; 7.6.2020). Kommende Woche soll die eingestürzte Brücke, die derzeit von einem Sicherheitsdienst bewacht wird, um mögliche Schaulustige abzuhalten, abgetragen werden. Ein entsprechendes Abrisskonzept wurde erarbeitet.

Für eine zweite Brücke der Umfahrung, die baugleich der eingestürzten Brücke ist, wird nun ein Sanierungskonzept erarbeitet. Einsturzgefahr sei laut dem Straßenbaudirektor grundsätzlich aber nicht gegeben. Alle weiteren Brücken an der neuen Umfahrung wurden ebenfalls kontrolliert. Diese seien in Ordnung, wird betont.

Absperrung bei eingestürzter Brücke
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Die Unglücksstelle wird derzeit von einem Sicherheitsdienst bewacht

Auf die Frage, ob möglicherweise andere, ähnliche Brücken in Niederösterreich ebenfalls betroffen sein könnten, meinte Decker: „Wir haben unterschiedliche statische Büros, die diese Dinge berechnen. Wir haben uns angeschaut, welche sind vom gleichen statischen Büro gemacht worden und das ist Gott sei Dank nur eine weitere Brücke. Da sind wir gerade in der intensiven Prüfung.“ Gleichzeitig verwies der Straßenbaudirektor auch darauf, dass Brückenobjekte generell regelmäßig kontrolliert würden.

Verkehrsfreigabe der Umfahrung verzögert sich

Der Wiederaufbau beziehungsweise die Sanierung der beiden betroffenen Brücken soll „möglichst rasch“ gestartet werden, heißt es. Dennoch wird der Zwischenfall die Verkehrsfreigabe der Umfahrung Wieselburg verzögern. Ursprünglich hätte diese im Herbst fertig gestellt werden sollen. Ersten Einschätzungen zufolge ist nun erst mit einer Verkehrsfreigabe im Frühjahr 2021 zu rechnen.