Schild mit Aufschrift „Zutritt nur mit Schutzmaske“
ORF.at/Georg Hummer
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Coronavirus

Lockerungen: Der mühsame Weg zurück

Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus werden am Montag erneut deutlich gelockert. Die Maskenpflicht fällt in vielen Bereichen, dazu kommen Erleichterungen für die Gastronomie. Doch nicht für alle reichen diese Änderungen aus.

Nein, einen freien Tisch gebe es heute nicht mehr. Alles bereits reserviert. Wirtin Michaela Reither muss den Gast am anderen Ende der Telefonleitung auf den Abholservice verweisen. Für das Gasthaus zum Sutt’nwirt in Neulengbach (Bezirk St. Pölten) dürfte die schlimmste Zeit der Coronavirus-Krise bereits vorbei sein.

Seit der Gastbetrieb wieder im Gebäude möglich ist, geht das Geschäft gut – auch schon vor der nächsten Lockerungsstufe. Zum einen hängt das mit den Stammgästen zusammen, die schon bald nach dem Ende der Zwangspause wiederkamen. Zum anderen hat dieser Andrang wohl auch damit zu tun, dass nicht alle Lokale in der Umgebung die Krise überstanden und einige nie mehr aufgesperrt haben.

Gasthaus Sutt’nwirt in Neulengbach
ORF / Novak
Beim „Sutt’nwirt“ ist schon wieder fast Normalität eingekehrt

An die bisherigen Maßnahmen hielten sich die Gäste laut Reither „sehr brav“. Zum Großteil werde vorab reserviert, „manchmal muss man ihnen aber sagen, dass maximal Vierertische möglich sind“, erklärt Reither.

Personengrenze fällt, Sperrstunde verschoben

Genau hier setzt die nächste Lockerungsstufe ab Montag an: Zum einen fällt die Regelung, dass höchstens vier Personen an einem Tisch sitzen dürfen. Zum anderen wird die Sperrstunde von bisher 23.00 Uhr auf 1.00 Uhr Früh verschoben. Zusätzlich wird die immer wieder kritisierte Regelung gestrichen, dass Gäste auf dem ersten Weg zu ihrem Tisch einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) tragen müssen. Masken bzw. Visiere muss künftig nur das Personal verwenden.

Die Regeln im Überblick

Die aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung finden Sie auf der Website des Gesundheitsministeriums.

Für Franz Reither, Co-Chef des Hauses, ist diese Lockerung einerseits erfreulich, „weil wir wieder Geburtstagsfeiern machen können. Auch für die Leute ist es wahrscheinlich fesch, dass sie sich wieder mit Freunden treffen dürfen.“ Andererseits ist die neue Situation für ihn nicht ganz nachvollziehbar: „Das Servierpersonal muss Masken tragen und 15 Leute, die nicht im gemeinsamen Haushalt wohnen, dürfen dann wieder an einem Tisch sitzen.“

Masken kaum noch Pflicht

Die Lockerungen der Bundesregierung gehen weit über den Bereich der Gastronomie hinaus. Bisher galt die Maskenpflicht laut Lockerungsverordnung in etlichen Situationen im Alltag. Nun wird sie spürbar aufgeweicht. Ab Montag müssen Privatpersonen nur mehr in drei Fällen zwingend Mund-Nasen-Schutz tragen:

  • in öffentlichen Verkehrsmitteln,
  • in Gesundheitseinrichtungen (z.B. Apotheken) und
  • bei Dienstleistungen ohne Sicherheitsabstand (z.B. Friseur).

Damit wird die Liste jener Orte, in denen der MNS per Verordnung getragen werden muss, deutlich kürzer: Nicht mehr zwingend notwendig ist er etwa in Supermärkten und anderen Geschäften sowie in Museen, Bibliotheken und „bei der Religionsausübung“, wie es seitens des Ministeriums am Sonntag hieß.

Null Euro Umsatz für Nachtgastronomie

Für viele bedeuten diese Lockerungen einen Schritt in Richtung Normalität, aber bei weitem nicht für alle. Die Nachtgastronomie-Branche ist von der Krise wirtschaftlich weiter genauso stark getroffen wie am ersten Tag. Ein Beispiel ist Andreas Brandstetter, der in Neulengbach und in St. Pölten zwei der größten Clubs in Niederösterreich betreibt.

Club Till Eulenspiegel
ORF / Novak
Die Barhocker im Club Till Eulenspiegel in Neulengbach bleiben vorerst, wo sie sind

Ein genereller Gegner der Coronavirus-Maßnahmen ist Brandstetter nicht, auf der gesundheitspolitischen Ebene zeigt er Verständnis dafür. Gleichzeitig bleibt seine Tanzfläche, auf der unter normalen Umständen regelmäßig gefeiert wird, aber seit Monaten dunkel. Ob mit oder ohne Maske – daran wird sich auch noch länger nichts ändern.

Bisherige Lockerungen „total irrelevant“

Die bisherigen Lockerungen reichen für ihn bei weitem nicht aus, um aufsperren und wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Verschiebung der Sperrstunde auf 1.00 Uhr etwa „betrifft uns eigentlich überhaupt nicht. Dadurch, dass wir ein Nachtbetrieb sind, wo das Geschäft gerade im Sommer zum Teil erst um 1.00 Uhr losgeht, ist das für uns total irrelevant.“

Für ihn stellt sich jetzt die Frage, wie lange er ohne Umsatz noch durchhalten kann, „und das ist eine sehr schwierige Frage, die sich momentan sehr viele Gastronomen stellen“. Er schätzt, dass es zumindest bis Herbst eine Lösung geben müsse. Zwingend notwendig seien dafür auf der einen Seite das Aus für die Sperrstunde, auf der anderen Seite eine „Personenregelung, mit der wir wirtschaftlich leben können“, also etwa Obergrenzen für die Zahl der Clubbesucher und Fieberkontrollen am Eingang. Wichtig ist jetzt vor allem ein Mindestmaß an Planungssicherheit für die nächsten Monate, erklärt Brandstetter: „Dass das ein schwieriges Thema ist, wissen wir alle.“