Skipionier Mathias Zdarsky beim Skifahren
Zdarsky-Ski-Museum Lilienfeld
Zdarsky-Ski-Museum Lilienfeld
Sport

Als ein Lilienfelder den Skilauf veränderte

Er veranstaltete das erste Skirennen der Welt und revolutionierte den Skisport mit einer völlig neuen Technik: Am Samstag jährt sich der Todestag von Mathias Zdarsky zum 80. Mal. Der Wahllilienfelder ging Ende des 19. Jahrhunderts als Skipionier in die Geschichte ein und gilt bis heute als Begründer des modernen Skilaufs.

Lehrer, Kunstmaler, Bildhauer, Denker und Erfinder – Zdarsky hatte auf zahlreichen Ebenen Talent. Auf ewig verbunden wird sein Name aber mit dem Skisport und wie er ihn Ende des 19. Jahrhunderts revolutionierte. Geboren am 25. Februar 1856 in Kozichowitz in Tschechien, bereiste Zdarsky viele Länder wie Bosnien und Italien, ehe es ihn 1889 nach Lilienfeld verschlug.

Stahlsohlenbindung machte Ski lenkbar

Dort begann sich der leidenschaftliche Turner – angeregt durch Fridtjof Nansens Durchquerung Grönlands – für die alte nordische Skifahrtechnik zu interessieren. Zdarsky erkannte, dass diese für den Alpenraum ungeeignet war. Das steile und hindernisreiche Gelände erforderte nicht nur anderes Gerät, sondern auch eine andere Technik, um es zu bewältigen.

Eine Skibindung von Mathias Zdarsky
Zdarsky-Ski-Museum Lilienfeld
Die von Zdarsky entwickelte Stahlsohlenbindung gab dem Fuß den nötigen festen Seitenhalt und machte den Ski somit lenkbar

Weil die damals übliche Rohrbügelbindung dem Fuß zu wenig Halt gab, entwickelte Zdarsky 1890 die Lilienfelder Stahlsohlenbindung. Diese machte den Ski lenkbar, und die Ferse konnte nicht mehr seitlich abrutschen. Weil er den Ski zudem verkürzte, war zum ersten Mal das Befahren von Steilhängen möglich. 1896 ließ er seine Bindung patentieren. Noch heute ist sie Grundlage moderner Skibindungen.

Außerdem entwickelte Zdarsky die Stemmbogentechnik, mit der es erstmals möglich war, sichere Bögen durch den Schnee zu ziehen. Zdarsky fasste die Erkenntnisse seiner Arbeit in einem Lehrbuch zusammen: „Alpine Lilienfelder Skifahrtechnik“. Das Buch erschien in unzähligen Auflagen und wurde in viele Sprachen übersetzt.

Zdarsky löste ersten „Skiboom“ aus

Unmittelbar nach Erscheinen des Buches im Jahre 1896 stürmten sportbegeisterte Menschen die winterliche Bergwelt. Mehr als 20.000 Menschen lernten direkt von Zdarsky das Skilaufen. Der Skipionier verlangte für den Unterricht kein Geld, sein Einkommen bestritt er mit dem Verkauf seiner Skibindung.

Skipionier Mathias Zdarsky flaggt Rennkurs aus
Zdarsky-Ski-Museum Lilienfeld
Im Jahr 1905 veranstaltete Mathias Zdarsky auf dem Muckenkogel in Lilienfeld den ersten Torlauf der Skigeschichte

Um die Überlegenheit seiner Technik zu beweisen, veranstaltete Zdarsky am 19. März 1905 auf dem Muckenkogel in Lilienfeld unter dem Titel „Wettfahrt“ den ersten Torlauf der Geschichte. Für den Sieg wurden sowohl Schnelligkeit als auch sturzfreies Fahren gewertet. Zu Ehren dieses Laufes findet in Traisen (Bezirk Lilienfeld) noch heute jedes Jahr das weltweit einzige Rennen unter streng historischen Bedingungen statt.

Zdarsky fuhr auch nach 80 Knochenbrüchen weiter Ski

Im Ersten Weltkrieg war Zdarsky als Alpinreferent tätig. Bei der Bergung von Lawinenopfern wurde er 1916 im Niedergailtal von einer Lawine erfasst und erlitt dabei ungefähr 80 Knochenbrüche und Wirbelverletzungen. Von seiner Leidenschaft zum Skisport ließ er sich davon aber nicht abbringen. Zdarsky wurde wieder gesund und fuhr noch bis ins hohe Alter Ski.

Zdarsky starb am 20. Juni 1940 in St. Pölten und wurde vier Tage später auf seinem ehemaligen Besitz Habernreith in einer Gruft beigesetzt. In Lilienfeld erinnern ein Denkmal und ein Museum noch heute an den ersten großen Skipionier aus Niederösterreich. In der Antarktis ist der Mount Zdarsky nach ihm benannt.