Chronik

Erntehelferin übt Kritik an Spargelbetrieb

Eine Rumänin, die seit Ende April als Erntearbeiterin auf einem Spargelbetrieb im Bezirk Gänserndorf tätig war, erhebt schwere Vorwürfe hinsichtlich der Bezahlung und der Unterbringung. Der Betrieb weist die Kritik zurück.

Fotos der Unterkunft sorgen derzeit vor allem in sozialen Medien für Aufregung. Zu sehen ist das Quartier von Erntehelfern im Marchfeld. Ohne ausländische Unterstützung könnte etwa die Spargelernte nicht gestemmt werden. Die Helfer, die oftmals aus Rumänien stammen, werden über Wochen in den Quartieren untergebracht. So auch jene Frau, die nun Vorwürfe erhebt und dabei von der Sezonieri-Kampagne für die Rechte der Erntehelferinnen und Erntehelfer in Österreich und der Produktionsgewerkschaft PRO-GE unterstützt wird.

Erntehelferin: „Furchtbar, einfach furchtbar“

Wie die „Zeit im Bild“ nun berichtete, arbeitet Frau A. regelmäßig in der Ernte. Als sie Ende April nach Österreich kam, habe sie aber eine böse Überraschung erlebt. Mit zehn anderen Personen sollte sie in einem völlig desolaten Haus schlafen. „Für mich war es furchtbar, einfach furchtbar“, sagte sie gegenüber dem ORF. Es habe Schimmel und Kakerlaken gegeben, das Fenster habe sich nicht richtig schließen lassen, auch die Arbeit sei härter gewesen als sonst: „Für mich war das Allerschlimmste, dass wir kaum Pausen hatten. Ich fand, dass wir wie Sklaven behandelt wurden. Das Verhalten der Auftraggeberin war einfach unmenschlich“, so die Erntehelferin.

Seit Ende April habe sie keinen Tag frei gehabt. In ihren Arbeitsaufzeichnungen notierte sie mitunter 14-Stunden Tage. Am Ende soll ihr weniger Lohn bleiben, als ausgemacht war. Für das Quartier seien 150 Euro abgezogen worden – doppelt so viel, wie laut Kollektivvertrag erlaubt, außerdem 100 Euro einer nicht näher definierten „Pönale“, berichtete die „Zeit im Bild“.

Geschäftsführerin: „Bezahlung war korrekt“

Bei einem Lokalaugenschein bei dem Betrieb im Marchfeld, wo die Frau gearbeitet hat, bestreitet man gegenüber dem ORF die Vorwürfe. Die Bezahlung sei demnach korrekt gewesen, auch über Missstände in der Unterkunft habe die Geschäftsführerin des Betriebes nichts gewusst, da sie nicht in die Arbeiterwohnungen gehe. Dass diese Zustände schon länger bestehen sollen, stimme nicht.

Die Gewerkschaft hat den Fall nun beim Arbeitsinspektorat gemeldet, auch eine Anzeige bei der Finanzpolizei wurde eingebracht. Jener Erntehelferin, die die Vorwürfe erhebt, gehe es um Gerechtigkeit. „Nicht nur für mich, sondern für alle dort, weil von vielen habe ich gehört, dass es ihnen in den letzten Jahren genau gleich gegangen ist.“

Saisonarbeiter würden „Jahr für Jahr unter teils katastrophalen Bedingungen österreichisches Obst und Gemüse ernten“, so die Sezonieri-Kampagne und die Gewerkschaft. Die Rumänin habe „die Zustände öffentlich gemacht“ und werde nun „darin unterstützt, ihre Rechte geltend zu machen“.