Landestheater Niederösterreich in St. Pölten
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Kultur

Landestheater: Jubiläumsjahr mit Klassikern

Das Landestheater Niederösterreich in St. Pölten hat am Dienstag die Pläne für die Spielzeit ab September präsentiert. Die kommende Saison steht im Zeichen des 200-jährigen Jubiläums. Klassiker von Shakespeare, Moliere und Schiller stehen auf dem Spielplan.

Anfang Februar ging im Landestheater Niederösterreich mit der mobilen Produktion „Steilwand“ die letzte Premiere vor dem großen Kulturstillstand über die Bühne. Am 12. März musste das Landestheater seine Pforten schließen. Der Spielbetrieb verlagerte sich in den Wochen darauf in die digitale Welt, mit Streamings vergangener Produktionen oder diverser Diskussionen. „Das ist zwar gut angekommen und wir hatten eine tolle Resonanz, aber wir freuen uns sehr bald wieder vor Publikum hier im Theater spielen zu können“, sagte die künstlerische Leiterin des Landestheaters, Marie Rötzer.

„Kabale und Liebe“ bereits 1820 auf dem Programm

Mit dem am Dienstag präsentierten Spielplan für die kommende Saison feiert das Landestheater sein 200-jähriges Bestehen. Wegen Verschiebungen aufgrund der Coronavirus-Krise werden die eigentlichen Festlichkeiten aber erst in der zweiten Saisonhälfte stattfinden. Mit Schillers „Kabale und Liebe“ wird dabei ein Stück zu sehen sein, das bereits 1820 auf dem Programm gestanden ist.

Pressekonferenz des Landestheaters zur Spielzeit 2020/2021
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Vier Frauen präsentierten am Dienstagvormittag das geplante Programm für die Spielzeit 2020/21. Landestheater-Geschäftsführerin Olivia Khalil, künstlerische Leiterin Marie Rötzer, Chefdramaturgin Julia Engelmayer und Regisseurin Ruth Brauer-Kvam (v.l.)

„2019 hatte das Landestheater die höchsten Erlöse seit seinem Bestehen. ‚Am Königsweg‘, ‚Hamlet‘ und ‚Der Parasit‘ haben alle Erwartungen übertroffen“, so zog Geschäftsführerin Olivia Khalil eine positive Bilanz des vergangenen Kalenderjahres. „Seit April sind alle Mitglieder des Hauses in Kurzarbeit“, so Khalil. Zwar hatte das Theater einen großen Einnahmenverlust, doch wollten etwa 30 Prozent der Besucher eine Gutschrift statt einer Rückerstattung für bereits erworbene Tickets. In der kommenden Saison sollen die Kartenpreise trotz Inflation nicht angehoben werden. „Wir wollen alle Maßnahmen der Regierung einhalten“, fuhr die Geschäftsführerin fort. Sitzplätze könnten wegen der unsicheren Situation derzeit auch nur reserviert werden, erst zwei Wochen vor der Vorstellung würde man die Karten online oder postalisch verschicken.

Viele Klassiker stehen auf dem Spielplan

In der Jubiläumssaison will man unter dem Motto „Weltbürger*innen Theater“ in die Zukunft schauen. Dabei sollen weiterhin die Schwerpunkte sowohl auf Internationalität und Vielsprachigkeit als auch auf Regionalität und Bürgernähe gelegt werden. So soll die neue Saison Uraufführungen, Klassiker, Gastspiele und Kinder- bzw. Jugendtheater bieten.

Ruth Brauer-Kvams Inszenierung von Molières „Die Schule der Frauen“ wird am 18. September die Saison eröffnen. „Die Schauspieler freuen sich, endlich wieder spielen zu können. Es wird bunt, es wird laut, es wird natürlich feministisch, aber es wird lustig“, freute sich die Universalkünstlerin nach der ersten Probewoche. „Ich will, dass die Schauspieler sich selbst und ihren Beruf feiern.“

Der auf Klassiker spezialisierte Regisseur Stephan Rottkamp wird Schillers „Kabale und Liebe“ in Szene setzen. Die für März geplanten Premieren von Felix Hafners Inszenierung von „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ nach Thomas Mann und Miroslav Krlezas „Christoph Kolumbus“ in der Regie von Rene Medvesek wurden auf September bzw. Oktober verschoben. Thomas Manns „Der Zauberberg“ wird in Kooperation mit Luxemburg aufgeführt, außerdem stehen Nestroys „Der Talisman“ und Shakespeares „Othello“ auf dem Programm. „Das Stück war schon lange vor der Black Lives Matter-Bewegung auf dem Programm, erfährt aber traurigerweise wieder Aktualität“, so Rötzer. Die Regie führt hier Rikki Henry, der bereits für seine Hamlet-Inszenierung im Landestheater hochgelobt wurde.

Strauss liest aus Zweigs „Brief einer Unbekannten“

Als Gastspiele werden ab Dezember unter anderem Goethes „Faust“ vom Schauspielhaus Zürich und Daniel Kehlmanns „Die Reise der Verlorenen“ vom Schauspielhaus Köln gegeben. Als Lesungen stehen Barbara Petritsch und Nikolaus Habjan mit Werner Schwabs „Die Präsidentinnen“ und Ursula Strauss mit Stefan Zweigs „Brief einer Unbekannten“ auf dem Programm. „Endlich ist Ursula Strauss bei uns im Landestheater zu Gast“, zeigte sich Marie Rötzer erfreut über diese Ankündigung. Für Kinder und Jugendliche wird das Klassenzimmertheater mit u.a. einer Gandhi-Biografie fortgesetzt. Zudem sind Mira Lobes „Ein Städtchen Drumherum“ und Otfried Preußlers „Das kleine Gespenst“ zu sehen.