Flughafen Schwechat
APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
Wirtschaft

Flughafen streicht Airlines Landegebühren

Der Flughafen Wien in Schwechat will mit einer deutlichen Senkung der Tarife den Airlines das Landen und Starten wieder schmackhaft machen. Heuer sollen die Landegebühren komplett gestrichen werden. Damit will der Flughafen die Passagierzahl wieder steigern.

Die Landegebühren sollen 2020 komplett gestrichen werden, den Airport dürfte das etwa 10 bis 15 Millionen Euro kosten, sagte Vorstand Julian Jäger gegenüber der „Presse“. Für die Senkung der passagierbezogenen Tarife 2021 beim Abflug plant der Flughafen, maximal 35 Millionen Euro auszugeben. „Wenn eine Fluglinie im kommenden Jahr zumindest 65 Prozent der Kapazität anbietet, die sie ursprünglich für 2020 geplant hat, erhält sie einen Nachlass zwischen zwei und vier Euro pro Passagier.“

Im Schnitt betragen die passagierbezogenen Abgaben beim Abflug 14 Euro pro Kopf. Bei 20 Millionen Passagieren würde das den Flughafen 25 Millionen Euro kosten, eine genaue Prognose sei aber schwierig, sagte der Vorstand. Aufgrund der Coronavirus-Krise ist das Passagieraufkommen von üblicherweise etwa 100.000 täglich startenden oder landenden Personen auf zehn bis 15 Prozent eingebrochen. „Für den Sommer erwarten wir, dass sich dieser Wert leicht auf 20 Prozent erhöht“, so Jäger. 2019 zählte der Flughafen 31,7 Millionen Passagiere.

Ruf nach staatlicher Hilfe

Der Verlust sei zwar nicht existenzbedrohend, da das Unternehmen über 60 Prozent Eigenkapital verfüge, eine sehr geringe Verschuldung habe und außerdem die Dividende für 2019 streichen wolle, allerdings sei klar, dass es auch beim Flughafen ein Sparpaket geben werde, kündigte Jäger weiter an. Bis Mitte September bleiben fast alle der 6.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Das Ergebnis werde durch die Coronavirus-Krise „deutlich belastet“ sein, ist der Vorstand überzeugt.

Jäger machte jedoch klar, dass es danach ohne staatliche Hilfe nicht gehen werde. „Wir werden aber auch danach Unterstützung brauchen. Sollte sich die Situation mittelfristig nicht deutlich verbessern, sind Personalanpassungen nicht auszuschließen, aber wir gehen davon aus, dass es ein Nachfolgemodell für die Kurzarbeit geben wird“, ist der Flughafen-Vorstand zuversichtlich.

Touristiker erfreut, Greenpeace und VCÖ nicht

Die heimische Tourismusbranche begrüßt die geplanten Tarifsenkungen des Flughafens Wien für Airlines. Die Österreich Werbung sprach von einer „wichtigen Maßnahme“, kämen doch in „normalen Jahren“ zehn Prozent aller Österreich-Urlauber im Sommer und 13 Prozent im Winter mit dem Flugzeug. Greenpeace dagegen wähnte am Mittwoch „schmutzige Deals auf Kosten von Klimaschutz und SteuerzahlerInnen“.

„Es ist blanker Hohn, Landegebühren zu senken und gleichzeitig zusätzliches Steuergeld zur Sicherung von Arbeitsplätzen zu fordern. Das kommt einem schamlosen Umgehen der Anti-Dumping-Regelung der Bundesregierung gleich und bringt das Billigticket durch die Hintertüre zurück“, so Greenpeace-Klimaexpertin Jasmin Duregger in einer Aussendung.

„Billig-Airlines werden erneut nach Wien gelockt“

Auch der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sieht in der Tarifsenkung mehrfach die Ziele des AUA-Rettungspakets torpediert. „Damit würden erneut mehr Billig-Airlines nach Wien gelockt. Die Billig-Airline-Schwemme hat schon im vergangenen Jahr die AUA in wirtschaftliche Turbulenzen gebracht.“ Die Gebühren am Flughafen Wien seien im Vergleich zu München, Frankfurt und Zürich sehr niedrig.

Für Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), ist die Tarifsenkung gerade für Stadthotellerie ein wichtiger Schritt. Auch den Wegfall der Maskenpflicht für Kellner und Hotelmitarbeiter ab Juli begrüßte sie.

Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner ist ebenfalls froh über die Maßnahme des Flughafens. „Die Hälfte aller Wien-Reisenden kommt auf dem Luftweg, bei Kongressgästen sind es sogar drei Viertel. Das zeigt, wie stark der Erfolg unserer Tourismuswirtschaft, zugleich auch des gesamten Wirtschaftsstandorts von der Erreichbarkeit per Flugzeug abhängig ist.“