Großer Karpfenteich im Waldviertel
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Wissenschaft

Karpfenteiche verbessern Ökosysteme

Etwa 1.700 Karpfenteiche gibt es im Walviertel. Obwohl diese küstlich angelegt sind, verbessern diese – im Unterschied zu manch anderer landwirtschaftlicher Produktion – das Ökosystem. Das ist das Ergebnis eines internationalen Foschungsprojekts.

Der Jägerteich in Waidhofen an der Thaya ist 800 Jahre alt und vierzig Hektar groß. Er ist einer der größten und ältesten Karpfenteiche des Waldviertels. Allein hier schwimmen 20.000 Fische, erzählt Martin Kainz, der Leiter eines Forschungsprojektes, das die Auswirkungen der ja künstlich angelegten Karpfenteiche auf das Ökosystem ermitteln soll.

Der Limnologe vom Wassercluster Lunz am See spricht von einer einzigartigen Möglichkeit: „Wir haben hier ein natürliches Forschungslabor, weil wir mit den vielen Teichen die Möglichkeit haben, zu erforschen, was die Natur für die Fische leistet und umgekehrt. Die Tiere sind in keiner Weise kontaminiert, wir haben keine Spuren von Quecksilber gefunden, und die Teiche sind unbelastet von Pestiziden. Ein natürlicheres Lebensmittel wird man kaum finden können.“ Diese Karpfen seien Lieferanten für die gesunden Omega-3-Fettsäuren. Allein im Jägerteich sei so viel Omega-3 vorhanden, um 70.000 Menschen täglich damit zu versorgen, so Kainz.

Internationales Forschungsprojekt

Zusammen mit acht anderen Teichen zwischen Kautzen und Zwettl war der Jägerteich in den vergangenen drei Wochen Gegenstand eines internationalen Forschungsprojektes, das der Wassercluster Lunz am See zusammen mit der deutschen Universität Konstanz betrieb. Aber nicht der Fisch selbst stand im Mittelpunkt, sondern Insekten, die in Zelten gefangen und später in einem provisorisch aufgebauten Labor analysiert wurden. Allein im Jägerteich waren das fünfzehn Kilo Insekten pro Tag, was sich auf die Vogel-Population auswirkt.

Martin Kainz berichtet von 50 Vogelarten, zum Teil sehr seltene, die hier im Raum der Karpfenteiche leben, weil sie so gute Umfeldbedingungen vorfinden: „Würde es diese Teiche nicht geben, würde es auch diese Vögel nicht geben und wir hätten bei weitem keine so hohe Biodiversität.“

Karpfen unter Wasser
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Erweiterung der Karpfenwirtschaft schwierig

Es scheint eine „win-win-Situation“ zu sein, doch eine Ausweitung der Fischwirtschaft stößt an rechtliche Grenzen, wie der Besitzer des Jägerteichs erzählt: „Es gäbe die Möglichkeit, noch weitere Teiche zu bauen, das steht aber oft im Widerspruch zu den Vorgaben der EU, der so genannten Wasserrahmenrichtlinie. Da ist dieses Forschungsprojekt sehr hilfreich, weil wir hoffen, dass die Position der Karpfen-Teichwirtschaft dadurch gestärkt wird“, sagt Andreas Kainz, den eine rein zufällige Namensgleichheit mit dem Forscher verbindet.

Der Wissenschaftler Martin Kainz ergänzt: „Die Karpfenwirtschaft ist nachhaltig per se und weltweit im Steigen begriffen. Ganz besonders in China. Und man könnte – und ich denke, man sollte sie sogar auch hier in Österreich forcieren.“ Denn, so der Forscher, nicht etwa Meeresfische oder Lachse sind die weltweit meistgenossenen Fische, sondern die Süßwasserfische aus der Familie der Karpfen.