Arzt bei einer Blutdruckmessung
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER
Chronik

Neue Kassenärztin nach monatelanger Suche

Wenn es um das Thema Hausärztemangel geht, war in der Vergangenheit immer wieder von Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen an der Thaya) die Rede. Monatelang wurde hier gesucht, jetzt konnte die Stelle nach besetzt werden. 27 Kassenarztstellen sind aber weiterhin unbesetzt.

Gerade in ländlichen Regionen ist es oft schwer, Hausärzte zu finden. In Groß-Siegharts gab es vor drei Jahren noch drei Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag, zuletzt aber gar keinen mehr. Am 1. Juli eröffnet nun schließlich Allgemeinmedizinerin Angelika Pallisch ihre Kassen-Ordination in dem Ort. Die Freude darüber sei groß, sagt Bürgermeister Ulrich Achleitner (ÖVP): „Wir hatten zwar aushilfsweise eine Ärztin aus dem Nachbarort bei uns, aber Vollzeitarzt ist Vollzeitarzt.“

Für die gebürtige Wienerin Angelika Pallisch geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Sie arbeitete 20 Jahre in Wiener Spitälern und wollte sich verändern. Erfahrung als Landärztin hat sie nicht, aber sie kennt die Umgebung. Die Katzenliebhaberin ist mit dem Waldviertel familiär verwurzelt. „Ich kenne die Gegend aus meiner Kindheit. Ich habe mir schon früher gedacht, wenn ich Medizin studiere, dann möchte ich einmal Landärztin werden und, vielleicht verschlägt es mich hierher.“

Gemeinde übernimmt Inventar-Kosten und zahlt Miete

Bei der Entscheidung, eine Kassenstelle im Waldviertel zu übernehmen, spielte auch das Angebot der Gemeinde eine entscheidende Rolle. „Der Bürgermeister ist auf mich zugekommen und hat mir erklärt, dass die Gemeinde sozusagen keine Kosten und Mühen scheut, um eine Ordination einzurichten. Ich konnte nämlich keine Ordination übernehmen, weil die Räumlichkeiten jener Ärzte, die in Pension gegangen sind, nicht frei waren.“, erklärt Pallisch.

Medizinerin Angelika Pallisch (links) in ihrer neuen Ordination
ORF
Angelika Pallisch (links) eröffnet ihre Ordination am 1. Juli. Die Gemeinde übernimmt für die ersten drei Jahre die Mietkosten.

Die Gemeinde stemmte tatsächlich einen Großteil der Kosten, um eine Kassenärztin im Ort zu bekommen. „Wir übernehmen für drei Jahre die Mietkosten und haben auch die Einrichtung bezahlt. Ich glaube, für Einsteiger ist das ein lukratives Angebot“, sagt Achleitner, der hofft, dass sich auch noch ein weiterer Bewerber findet: "Wir haben noch eine zweite Stelle zu vergeben und es würde uns freuen, wenn sich noch ein Arzt melden würde, so der Bürgermeister, der verspricht den „roten Teppich“ auszurollen.

Nachbesetzung immer wieder eine Herausforderung

Die Nachbesetzung von Kassenarztstellen ist zunehmend eine Herausforderung, weiß auch der Vorsitzende des Landesstellenausschusses der Österreichischen Gesundheitskasse in Niederösterreich, Norbert Fidler. Derzeit könne man noch nachbesetzen, die Situationen seien aber „manchmal sehr spannend“: „Wir wissen aufgrund der demographischen Entwicklung und der Altersstruktur der Ärzte, dass wir in den nächsten drei bis fünf Jahren schon in eine Schere hinein wandern.“

Fidler will sich daher schon jetzt mit Land und Ärzteschaft zusammensetzen, um hier gegen zu steuern. „Es wird bis Herbst eine sogenannte Landkarte geben, um festzustellen, wo wir mit der Versorgung etwas tun müssen“, so Fidler.

Seitens der Österreichischen Gesundheitskasse heißt es, dass für sechs der insgesamt 27 freien Planstellen für Allgemeinmediziner in Niederösterreich wieder Nachfolger gefunden werden konnten. Sie werden zu Beginn des neuen Quartals ihre Ordinationen eröffnen. In Niederösterreich gibt es insgesamt 778 Planstellen für Allgemeinmedizin, die derzeit mit 827 Ärztinnen und Ärzten besetzt sind. Außerdem zählt man landesweit 163 Gruppenpraxen und drei Primärversorgungszentren. Der Start für das erste Primärversorgungsnetzwerk im Melker Alpenvorland ist für Herbst 2020 geplant.