Tristan und Isolde
APA-FOTOSERVICE / XIOMARA BENDER
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Kultur

Weinviertler Festspiele als Wagner-Festival

Die Weinviertler Festspiele finden heuer zum ersten Mal statt. Sie verschreiben sich ab dem 2. August in Poysdorf (Bezirk Mistelbach) und im tschechischen Mikulov ganz dem Werk Richard Wagners.

Ursprünglich hätten die Weinviertler Festspiele schon 2018 stattfinden sollen. Weil sie damals aber abgesagt wurden, handelt es sich heuer um eine Premiere. „Das ist für die Künstler und das opernhungrige Publikum etwas besonderes“, sagte Festivalpräsidentin Eva Walderdorff am Freitag. Weil die Bayreuther Festspiele heuer ausfallen, sei man zudem derzeit das weltweit einzige Wagner-Festival.

Entmythologisierung Richard Wagners

Im Amfiteatr Mikulov inszeniert Edmund Emge „Tristan und Isolde“, Bayreuth-Veteran Isao Takashima führt bei „Der fliegende Holländer“ die Regie. „Das sind die einzigen Opern des Bayreuther Zyklus ohne germanische Mythologie“, erklärte Intendant Peter Svensson. Man müsse in der Region etwas „Sensibilität an den Tag legen“.

„Wir wollen Wagner entmythologisieren. Ich freue mich, dass das Opern sind, die in Norwegen und auf den Britischen Inseln spielen“, fügte Walderdorff hinzu. Auf der Gstettenbühne Poysdorf wird „für Kinder und Neugierige“ mit „Sigis Abenteuer“ eine 50-minütige Abhandlung von Wagners Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ gegeben.

Hochkarätige und internationale Besetzung

„Wir machen kein Sommertheater, sondern Festspiele, weil wir eine qualitativ sehr hochwertige Besetzung haben“, erklärte Svensson. Viele der Sänger traten bereits in Bayreuth auf. Der Intendant selbst wird den Tristan verkörpern, als Isolde konnte Martina Serafin gewonnen werden, Thomas Johannes Mayer wird den Kurwenal geben. Im „Fliegenden Holländer“ werden unter anderem Tomasz Konieczny als Holländer, Franz Hawlata als Daland und Anna Gabler als Senta zu sehen sein. Das aus Musikern aus Brno und Prag zusammengesetzte Orchester soll von Matthias Fletzberger und Levente Török dirigiert werden. Die Bühnenbilder der beiden Opern stammen von Wagner-Spezialist Siegwulf Turek.

„Wir haben uns zusammengefunden, um Festspiele ohne Grenzen im Herzen Europas zu veranstalten“, kommentierte der Intendant die Internationalität seines Ensembles, das die kulturelle Kooperation zwischen Österreich und den Visegrad-Staaten widerspiegeln soll. „Gerade durch die Kultur kann man mental vieles ändern“, sagte die polnische Botschafterin Jolanta Kozlowska. Sie hoffe darauf, dass das Festival Österreicher zum Besuch in die Nachbarstaaten anrege.

Unterstützung während CoV-Krise

Die Organisatoren wollen auch die wegen der Coronavirus-Krise in finanzielle Bedrängnis geratenen Künstlerkollegen unterstützen. So sollen die Einnahmen der Eröffnungsgala am 2. August und zehn Prozent des Kartenumsatzes der anderen Vorstellungen als Nothilfe für Sänger ausbezahlt werden. „Das Geld soll nach ein bis zwei Tagen bei den Künstlern ankommen“, so der Intendant. Er habe zudem für sein Ensemble bewusst Sänger ohne Festanstellung ausgesucht.

Die Weinviertler Festspiele kündigten außerdem mit einer eigens gegründeten „Walhall Akademie“ die Unterstützung der Sängerausbildung an. Wagner braucht laut Svensson eine „entwickelte, große“ Stimme, die meist mit der Altersentwicklung einhergehe. Die besonderen Voraussetzungen würde jedoch im normalen Ausbildungsverlauf nicht von Beginn an berücksichtigt. Die Akademie soll darum diese Stimmfächer fördern, den Sängern werde beim Festival auch eine Bühne gegeben.