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Wirtschaft

CoV erhöht Anfragen bei Schuldnerberatung

Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit – die Folgen der Coronavirus-Krise stellt viele Menschen vor finanzielle Probleme. Für Personen mit Schulden kam es dadurch oft zu zusätzlichen Belastungen. Immer mehr wenden sich deshalb an die Schuldnerberatung.

Normalerweise überziehen etwa 15 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher regelmäßig ihr Konto. In der Phase des Lockdowns waren es laut einer Umfrage jedoch weit mehr als jeder Fünfte. Dabei kann besonders die psychische Belastung durch Schulden groß werden. Unterstützung gibt es in solchen Situationen etwa bei einer der fünf Schuldnerberatungsstellen in Niederösterreich.

Während des Lockdowns wurden die Beratungsstellen besonders stark kontaktiert, auf Grund von Sicherheitsmaßnahmen wegen des Coronavirus vorwiegend telefonisch. In den vergangenen Monaten gab es bei den Telefon-Erstgesprächen ein Plus von 30 Prozent, sagte Eva Riegler, Schuldnerberaterin in St. Pölten, gegenüber noe.ORF.at.

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Stundungen ein Thema bei Beratung

Seit dem 18. Mai finden auch wieder persönliche Gespräche im Büro statt. Die Situation rund um das Coronavirus ist bei den meisten Betroffenen das vorherrschende Thema, schildert Riegler: „Das merkt man insofern, als dass sehr viele unserer Klienten noch in Kurzarbeit sind oder teilweise auch ihre Jobs verloren haben. Das kommt sehr deutlich zu tragen.“ Auch viele Kleinunternehmer mit ein bis zwei Mitarbeitern, die nicht mehr im Stande sind, sich das Leben zu finanzieren, seien betroffen. „Die haben auch vermehrt angerufen.“

Bei den Beratungsgesprächen werde oft gefragt, wie etwa Kredite gestundet und nach Ablauf der Stundung zurückbezahlt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schuldnerberatungsstelle analysieren dafür die finanzielle Lage jedes Einzelnen und erstellen danach individuelle Finanzierungspläne. Dabei werden auch die Maßnahmen der Regierung berücksichtigt.

Experten gehen von Pleitewelle aus

Dennoch geht die Expertin davon aus, dass die Beratungen im Frühjahr noch mehr werden, „wenn einmal klar ist, wer den Job verloren hat und wer seine Kredite endgültig nicht mehr zahlen kann. Wir gehen davon aus, dass nächstes Jahr eine Pleitewelle auf uns zukommt bzw. vermehrt Privatkonkurse angemeldet werden.“

Von einer Pleitewelle geht auch Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer vom Gläubigerschutzverband Creditreform, aus. Gegenüber dem Ö1-Morgenjournal sagte er: „Wenn man auf das Jahr 2009 zurückschaut, wo der Höhepunkt der Finanzkrise war, hatten wir bei den Firmeninsolvenzen ein Plus von zehn Prozent. Ich glaube, dass diese zehn Prozent die untere Kante sein werden, wenn es um die Frage geht, mit wie vielen Insolvenzen wir zu rechnen haben.“