Wolfgang Ecker rechts
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Wirtschaft

Unternehmen erwarten Verschlechterung

Acht von zehn niederösterreichischen Unternehmen erwarten eine Verschlechterung des Wirtschaftsklimas. Das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage der Wirtschaftskammer (WKNÖ). Der Anteil der Betriebe, die Neuinvestitionen planen, sank im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte.

Auch die Bereitschaft zu Investitionen sank: Der Anteil der Unternehmen, die Neuinvestitionen planen, reduzierte sich seit Herbst 2019 von 36 auf 19 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, die gar keine Investitionen planen, verdoppelte sich dagegen, von 16,4 auf 38,8 Prozent. „Investitionen beschränken sich großteils darauf, den Betrieb am Laufen zu halten. Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen plant Neuinvestitionen – setzt also auf einen Ausbau bzw. eine Weiterentwicklung der Geschäftstätigkeit“, so WKNÖ-Direktor Johannes Schedlbauer (im Bild links) vor Journalisten in St. Pölten.

Die Sparte mit dem höchsten Anteil an geplanten Neuinvestitionen ist Transport und Verkehr, wo mehr als drei Viertel der Unternehmen Neuinvestitionen tätigen wollen. Schedlbauer: „Dabei dürfte es stark um Investitionen in Umwelttechnologien und in die Sicherheit von Lenkern und Passagieren gehen.“

Senkung der Lohnnebenkosten am häufigsten gefordert

Die Umfrage wurde im Mai durchgeführt, 1.136 niederösterreichische Unternehmen nahmen daran teil. Dabei wurde auch abgefragt, was für sie die wichtigsten Maßnahmen zur Stärkung der Liquidität und zum Unterstützen von Investitionen sind. Das Ergebnis:

  • Senkung der Lohnnebenkosten (88,9 Prozent)
  • Senkung der Unternehmenssteuern bzw. Vorziehen der Steuerreform (76,5 Prozent)
  • Flexibleres Abschreibungsmodell für Investitionen (47,2 Prozent)
  • Einführung einer Investitions(zuwachs)prämie (44,1 Prozent)
  • Mehr Beraten statt Strafen (38,2 Prozent)
  • Investitionen der öffentlichen Hand gezielt einsetzen (34,4 Prozent)

Dieses Ergebnis spiegle sich in fünf Punkten wider, die WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker (im Bild rechts) als entscheidend für die Ankurbelung der Wirtschaft bezeichnete:

  • Steuersenkungen und Investitionsanreize
  • Weniger Lohnnebenkosten
  • Weniger Bürokratie und mehr Rechtssicherheit für Unternehmen
  • Öffentliche Aufträge und Förderungen als Triebfeder
  • Regionalwirtschaft bei öffentlichen und privaten Aufträgen und Einkäufen ins Zentrum stellen

Investitionsprämie quer über alle Branchen wichtig

„Der Wunsch nach finanziellen Entlastungen weist in allen Sparten Spitzenwerte auf“, fasste WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker die Ergebnisse zusammen und verwies darauf, dass Forderungen der Wirtschaftskammer wie etwa die Steuersenkung in der ersten Tarifstufe oder die neue Investitionsprämie von bis zu 14 Prozent bereits umgesetzt sind: „Wichtig bei der Investitionsprämie ist uns eine breite Anwendung quer über alle Branchen.“

In der Frage der Lohnnebenkostensenkung sagte Ecker, dass eine Prüfung der diesbezüglichen Möglichkeiten auch im Regierungsprogramm verankert sei, „das dürfen wir trotz Corona nicht aus den Augen verlieren.“ Vorstellbar wären für den WKNÖ-Präsidenten in einem ersten Schritt etwa gewisse Entlastungen bei der Beschäftigung von über 50-jährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Ecker: „Stillstand werden wir uns nicht leisten können“

Die Coronavirus-Krise habe Spuren hinterlassen, man sei aber breit aufgestellt und nicht wie andere Länder etwa industrie- oder tourismusabhängig: „Das heißt, wir in Niederösterreich haben da einen großen Vorteil, aber es ist nicht wegzuleugnen oder wegzureden, dass es einzelne Branchen oder einzelne Unternehmen gewaltig erwischt hat“, so Ecker.

Ein Ende der Krise sei noch nicht abzusehen. „Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht am Ende sind. Wir werden noch längere Zeit mit der Corona-Krise beschäftigt sein. So wie es jetzt war, dass alle Geschäfte oder die ganze Wirtschaft stillsteht, das wird nicht mehr passieren. Das werden wir uns nicht leisten können, das wird sich niemand leisten können“, so die klaren Worte des WKNÖ-Präsidenten. Die Wirtschaftskammer rechnet auch, dass in bestimmten Branchen Kurzarbeit bis ins nächste Jahr notwendig sein wird.