Politik

„Haben beide Cluster gut im Griff“

Nach den CoV-Fällen in einem Schlachtbetrieb und einer Freikirche gewinnt das Virus in Niederösterreich wieder an Brisanz. Gesundheitslandesrätin Königsberger-Ludwig (SPÖ) spricht im „NÖ heute“-Interview über die steigenden Zahlen, Maskenplicht und Abstandsregeln.

noe.ORF.at: Ob Freikirche Wiener Neustadt ober zuletzt der Schlachtbetrieb in Eggenburg – können Sie ausschließen, dass die Dimension größer wird?

Ulrike Königsberger-Ludwig: Ausschließen kann man es nie, wie sich die Zahlen entwickeln werden. Man kann im Moment behaupten, dass wir beide angesprochenen Cluster sehr gut im Griff haben, auch aufgrund des guten Contact-Tracings unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

noe.ORF.at: Jüngster Fall ist jener Schlachtbetrieb in Eggenburg, in dem sich zahlreiche Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert haben. Warum treten die CoV-Fälle immer wieder in Schlachtbetrieben auf? Wie erklären Sie sich das?

Königsberger-Ludwig: Zum einen liegt es laut Experten daran, dass sich das Virus in dieser kalten Umgebung einfach besser verbreiten kann und auch länger überleben kann. Das ist der eine Punkt und den zweiten Punkt möchte ich schon noch ansprechen: Es handelt sich nicht nur um Schlachthöfe, wo sich das Virus ausgebreitet es, es geht vor allem auch immer darum, dass es dort eine große Chance hat, sich auszubreiten, wo Menschen auf engem Raum zusammen arbeiten und vielleicht auch am Abend dann in den Quartieren ihre gemeinsame Freizeit verbringen.

Königsberger-Ludwig im „NÖ heute“-Interview
ORF
Königsberger-Ludwig im Gespräch mit „NÖ heute“-Moderator Thomas Birgfellner

noe.ORF.at: Sie haben vor einigen Wochen Screenings in sensiblen Bereichen angekündigt, passiert das zu locker?

Königsberger-Ludwig: In Niederösterreich haben wir früh begonnen, in sensiblen Bereichen zu screenen. Schon Mitte April haben wir in Pflegeheimen sowie bei Pflegerinnen und Pflegern im mobilen Bereich gescreent, auch in Frauenhäusern und Obdachlosenheimen. Also in vielen, vielen Bereichen. Jetzt haben alle Bundesländer gemeinsam mit dem Bund ein Screeningprogramm erarbeitet, wo wir vor allem im Pflegebereich wieder testen werden. Da warten wir noch auf das genaue Zusammenspiel zwischen der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) und dem Bundesland, weil wir das gemeinsam umsetzen wollen.

noe.ORF.at: Einige Bundesländer sind in Sachen Maskenpflicht schon zurückgerudert, etwa Oberösterreich oder teilweise in Kärnten. Wird es auch in Niederösterreich wieder notwendig sein, Masken zu tragen?

Königsberger-Ludwig: Nach Rücksprache mit der Sanitätsdirektorin haben wir uns dazu entschlossen, im Moment keine weitere Maskenpflicht einzusetzen oder gewisse Gebiete oder Einrichtungen zu sperren, wie es in Oberösterreich gewesen ist. Das werden wir im Moment nicht tun, wir sind aber immer bereit, hinzuschauen, um im nötigen Fall über Maßnahmen nachzudenken.

noe.ORF.at: Sind die Menschen Ihrer Meinung nach derzeit zu leichtsinnig?

Königsberger-Ludwig: Ich möchte nicht sagen, dass sie leichtsinnig sind, ich möchte es so ausdrücken, dass sie eine Sehnsucht nach ein bisschen mehr Normalität haben. Gerade jetzt im Sommer, wo es schöner wird und man sich gerne zusammensetzt, ist es schwieriger, den Abstand einzuhalten. Dabei ist diese Maßnahme sehr einfach umzusetzen, deswegen appelliere ich immer und überall: Halten Sie bitte Abstand ein, auch wenn es manchmal schwer ist, wenn man jemanden gerne umarmen möchte. Man kann damit seinen und ihren Beitrag leisten, das Virus einzudämmen.