Grippeimpfung
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Gesundheit

Drohender Engpass bei Grippeimpfung

Die Gesundheitsbehörden bewerben die Grippeimpfung dieses Jahr besonders intensiv, denn im Herbst und im Winter sollen möglichst viele Ressourcen für Coronavirus-Erkrankte frei bleiben. Daraus könnte allerdings ein Engpass beim Grippeimpfstoff resultieren.

Normalerweise lassen sich etwa acht Prozent der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher gegen Grippe impfen. In diesem Jahr rechnet man aufgrund des Coronavirus mit einer höheren Nachfrage. Die Menge an bestelltem Impfstoffen reicht aber nur für knapp zwölf Prozent der österreichischen Bevölkerung aus. Es gibt bundesweit etwa 1,1 Millionen Impfdosen, wobei der Großteil von Apotheken über Großhändler gekauft wird.

Der Impfstoff müsse jedes Jahr knapp 14 Monate vor der Grippesaison bestellt werden, hieß es aus dem Gesundheitsministerium. Zu dieser Zeit war vom Coronavirus noch keine Rede. Hätte man gewusst, dass eine Pandemie bevorstünde, hätte man mehr Impfstoffe gekauft, versicherte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstag. Engpässe befürchtet das Gesundheitsministerium trotzdem nicht. Für diesen Herbst sei etwa 40 Prozent mehr eingekauft worden als für 2019.

Apothekerkammer NÖ übt Kritik an Stadt Wien

In den niederösterreichischen Apotheken könnte es diesen Herbst sogar weniger Grippeimpfstoff als im vergangenen Jahr geben, hieß es seitens der Apothekerkammer Niederösterreich. „Ich glaube, die meisten Apotheken hätten gerne mehr gekauft“, sagte Peter Gonda, Präsident der Apothekerkammer Niederösterreich, gegenüber noe.ORF.at. „Uns ist aber nur ein Kontingent zugewiesen worden, das sogar geringer ist als im Vorjahr.“

Kritik übte die Apothekerkammer Niederösterreich an der Stadt Wien. „Es gibt Gerüchte, wonach die Stadt Wien 350.000 Impfdosen eingekauft hat. Ich glaube schon, dass es da eine Korrelation gibt und wir deswegen weniger Impfstoffe bekommen haben", so Gonda. Seitens des Verbands der Österreichischen Impfhersteller hieß es, dass Wien früher als die anderen Bundesländer reagiert und schneller auf dem Markt eingekauft habe. „Die Stadt Wien hat zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit der Bedarfserhebung begonnen und Kontakt zu den Herstellern aufgenommen und so Impfstoffe gekauft“, sagte Präsidentin Renee Gallo-Daniel.

16 Prozent für Kinder und über 65-Jährige

Grundsätzlich ist für Kinder und Jugendliche sowie für Menschen ab 65 Jahren die Grippeimpfung heuer gratis. Dafür gibt es aber ein begrenztes Kontingent. Aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) hieß es am Donnerstag, es würden von den 200.000 Impfdosen, die für Kinder und Jugendliche vorgesehen seien, 16 Prozent an Niederösterreich gehen. Kinder brauchen allerdings jeweils zwei Impfungen.

Von den insgesamt 100.000 Impfdosen für über 65-Jährige würden ebenfalls 16 Prozent an Niederösterreich gehen. Diese werde man laut dem Büro von Landesrätin Königsberger-Ludwig an die niederösterreichischen Pflegeheime weitergeben.