Lore Krainer Begräbnis
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Kultur

Abschied von Lore Krainer

Die vor zwei Wochen verstorbene Künstlerin Lore Krainer war die Grande Dame des Kabaretts. Sie prägte zahlreiche ORF-Sendungen, auch auf Radio Niederösterreich. Am Freitag wurde sie auf dem Friedhof von Oberwaltersdorf (Bezirk Baden) feierlich verabschiedet.

Bei Lore Krainers Beisetzung wurde ein letztes Mal für sie applaudiert. Künstlerkolleginnen und -kollegen, Verwandte sowie Tarockfreunde begleiteten die am 3. Juli im Alter von 89 Jahren Verstorbene am Freitag auf ihrem letzten Weg in Oberwaltersdorf.

Der Schauspieler Cornelius Obonya – als 18-Jähriger war er Mitglied des Ö1-„Guglhupf“-Teams geworden – würdigte in einer Rede seine Künstlerkollegin: „Lore schreibt ihre Lieder, ihre Texte, ihre Pointen schnell – sehr, sehr schnell. So rasch können Sie nicht Kabarett sagen, und schon ist Lore am Flügel und komponiert, während sie textet, und spielt, während sie denkt“, erinnerte er sich in langjähriger Verbundenheit an sie.

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Cornelius Obonya hielt bei Lore Krainers Begräbnis die Trauerrede

Die Grande Dame der heimischen Kabarettszene prägte im Laufe ihrer Karriere viele Sendungen des ORF maßgeblich, war sie doch unter anderem eine der Hauptfiguren im „Seniorenclub“. Gemeinsam mit Louise Martini war sie außerdem eine Vorkämpferin für mehr Frauen in der Kabarettszene. Oft thematisierte sie bei ihren Auftritten Frauenthemen.

Zu ihren zahlreichen Ehrungen zählten u. a. 1984 der Nestroy-Ring der Stadt Wien und 1985 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark. Im März 2005 wurde sie mit dem Berufstitel „Professor“ ausgezeichnet, dem 2011 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien folgte. 2003 erhielt sie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. „Jede Auszeichnung, die ich bekomme, ist eine Bestätigung dafür, dass ich gut gearbeitet habe“, sagte sie damals in einem Interview mit Radio Niederösterreich.

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Für ihre Chansons „mit Senf“ wurde sie zum Publikumsliebling, für den satirischen Ö1-„Guglhupf“, der jeden Sonntag serviert wurde, war sie über drei Jahrzehnte die prägende „Rosine“: Lore Krainer im „Seniorenclub“

Eine scharfzüngige Kommentatorin des Zeitgeschehens

Lore Krainer wurde am 4. November 1930 in Graz geboren und studierte am Konservatorium Klavier. Nach dem Krieg war sie am Grazer Theater Neuber engagiert, danach stellte sie ein Studentenkabarett mit anschließender Tournee zusammen. Von 1950 bis 1965 arbeitete sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Buffo-Tenor Günther Krainer, als Pianistin und Entertainerin in der Schweiz. 1968 kehrten die beiden nach Graz zurück und führten den „Girardi-Keller“, ein Spezialitätenrestaurant im Geburtshaus von Alexander Girardi. Zwischendurch setzte Krainer sich ans Klavier und sang für die Gäste.

Zu Beginn der 1970er Jahre begann sie dann, eigene Chansons zu schreiben. Gerhard Bronner entdeckte sie und produzierte mit ihr die Schallplatte „Menschen, Mäuse und Lipizzaner“. Neben weiteren Plattenaufnahmen folgten Chansonabende wie „Krainer mit Senf“ oder „So wahr ich Krainer heiß“. 1974 übersiedelte sie nach Wien und 1975 nach Oberwaltersdorf bei Baden.

Von 1988 bis 2009 leitete sie mit Kurt Sobotka den Ö1-„Guglhupf“, den sie seit 1978 mitgestaltete. Außerdem bearbeitete sie Theaterstücke und musikalische Bühnenwerke und schrieb einige Bücher, u. a. „Im Guglhupf – 16 Jahre Zeit im Ton“. Als Kommentatorin des Zeitgeschehens ist Krainer allerdings nicht nur aus dem Sonntagsradio bekannt: Mehr als 3.000 Lieder komponierte und schrieb sie im Laufe ihrer Karriere für Kleinkunstbühnen. Krainer war aber nicht nur die Grande Dame des Wiener Kabaretts, sondern auch die Doyenne des österreichischen Tarock. Die leidenschaftliche Königruferin gewann so manches Turnier und ließ es sich auch nicht nehmen, ihrer Leidenschaft immer wieder öffentlich Ausdruck zu verleihen.