Wachauer Marillen liegen in einem Kübel
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Landwirtschaft

Marillenernte: „Eine Katastrophe“

Die Marillenbauern in Niederösterreich kämpfen heuer mit massiven Ernteausfällen. In der Wachau liegt der Verlust bei bis zu 90 Prozent, im Weinviertel bei 70 Prozent. Der Straßenverkauf muss deshalb stark eingeschränkt werden.

Seit knapp zwei Wochen läuft die Marillenernte – zumindest dort, wo die Früchte Frost und Regen überlebt haben. Viele Bäume tragen gar keine Marillen mehr, auf anderen hängen nur fünf, sechs Stück. In besseren Lagen blieben Bäume sogar verschont. Dennoch fällt die Erntesaison heuer kurz aus. In der Wachau rechnet Franz Reisinger, Obmann der Wachauer Marillenbauern, noch mit einer Woche: „In einem guten Jahr würden wir noch drei Wochen ernten.“

Marille Landwirtschaft Ernte Verluste
ORF
Im Obstgarten von Franz Reisinger wird die Marillenernte schon bald wieder zu Ende sein

Einige Marillenbauern beklagen Ernteausfälle von 90 Prozent und mehr. „Man arbeitet eigentlich ein Jahr umsonst“, schildert Reisinger. Frostnächte im März und April mit bis zu minus acht Grad ließen die Blüten und jungen Früchte erfrieren. „Frost ist immer wieder ein Problem, aber heuer war es sehr extrem“, weiß Reisinger.

Regen zerstört Optik

Zudem gab es in den vergangenen Tagen sehr viel Regen, der viele von den verbliebenen Marillen aufplatzen ließ. „Die sind optisch jetzt nicht schön und können wenn überhaupt nur billiger verkauft werden.“ Marillen seien generell sehr empfindlich, sagt Reisinger, vor allem die Sorte „Klosterneuburger“, die hauptsächlich in der Wachau angebaut wird. Im Vorjahr hatten sich die Marillenbauern hingegen noch über eine Rekordernte gefreut. Die meisten Marillenbauern haben daher ein zweites Standbein, etwa im Weinbau oder Ackerbau.

Marille Landwirtschaft Ernte Verluste
ORF
Der Straßenverkauf wird heuer stark reduziert, im Handel werden Marillen aber verkauft

Massive Verluste spüren auch die Landwirte im Weinviertel, im Schnitt etwa 70 Prozent. Einige kämpfen aber auch hier mit einem Totelausfall. „Das ist eine Katastrophe“, schildert Josef Rögner aus Großebersdorf (Bezirk Mistelbach), der zudem Obstbauberater in der Landwirtschaftskammer ist. Im Gegensatz zur Wachau würden im Weiviertel aber 20, 25 verschiedene Sorten angebaut, „die zum Teil auch robuster sind“, erklärt Rögner. Deshalb seien die Verluste etwas geringer als in der Wachau.

„Nur verkaufen, was am Baum hängt“

Für die Konsumenten bedeutet das heuer einen stark eingeschränkten Straßenverkauf, sofern es den überhaupt gibt. Beim Obsthof Reisinger in Aggstein werden derzeit nur in einem Marillengarten täglich einige Kartons an reifen Früchten geerntet und gleich ab Garten verkauft. Reservierungen sind heuer bei ihm wegen der sehr geringen Tageserntemengen nicht möglich. Vorbestellungen bei den Wachauer Marillenbauern werden aber generell beim Einkauf des Obstes empfohlen. „Es tut uns wirklich leid“, sagt auch Rögner, aber „wenn man heuer einen Bauern nicht persönlich kennt, dann wird das schwierig.“ Im Handel würden Marillen aber zu kaufen sein.

Auf jeden Fall steigt heuer der Preis. Pro Kilo verlangt Marillenbauer Reisinger nun etwa 6,50 Euro, im Vorjahr waren es noch fünf Euro. „Es ist viel Vor- und Nacharbeit nötig und die Arbeiter müssen anständig bezahlt werden. Marillenanbau ist richtig viel Arbeit und immer ein Risiko, weil die Ernte mal gut, mal schlecht ist.“