Politik

Viele offene Fragen am Weg zum 1-2-3-Ticket

Es gilt als das Prestigeprojekt der Grünen im Regierungsprogramm: Das 1-2-3-Ticket. Der Start dafür soll im ersten Halbjahr 2021 erfolgen, doch noch scheinen einige Fragen offen, die am Montag auch Thema bei Gesprächen zwischen Land und Bund waren. In Niederösterreich pocht man etwa auf einen Infrastrukturausbau.

Ein Besuch im „Haus für Natur“ im Museum Niederösterreich in St. Pölten bildete Montagfrüh den Auftakt für die Gespräche zwischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne). „Klima & Ich“ heißt die aktuelle Ausstellung, die den CO2-Verbrauch der Bevölkerung beleuchtet. Passend zum Thema der anschließenden Gespräche hoben die Ministerin und die Landeshauptfrau im Museum Gewichte: 100 km Bahnfahren verbraucht ein Kilogramm CO2, 100 Kilometer Autofahren 22 Kilogramm, ist bei der entsprechenden Ausstellungs-Installation zu lesen.

Der Verkehr sei das „große Sorgenkind im Klimaschutz“, betonte die Verkehrs- und Umweltministerin. Es gehe deshalb darum, den öffentlichen Verkehr so attraktiv wie nur möglich zu machen, man arbeite an einem besseren Angebot und an leistbaren Tickets. Das 1-2-3-Ticket sei da „ein Baustein“, so Gewessler. Ein Baustein, den auch Landeshaupfrau Johanna Mikl-Leitner begrüßte. Man stehe hinter der Idee, sagte sie, aber: „Für eine derartige Idee braucht es auch die besten Vorschläge im Miteinander zwischen Bund, Ländern und der gesamten Verkehrsverbünde. Nur dann wird es auch gelingen.“

Pochen auf Infrastrukturausbau

Deutlichere Worte fand am Wochenende bereits Verlehrslandesrat Ludwig Schleritzko. „Wer glaubt, mit günstigeren Tickets ist es getan, der irrt gewaltig. Niedrigere Preise erhöhen die Notwendigkeit für den Kapazitätsausbau im Schienenverkehr nur noch mehr", ließ Schleritzko per Aussendung wissen.

Johanna Mikl Leitner Leonore Gewessler und Ludwig Schleritzko
NLK/Pfeiffer
Ein Treffen im Garten des Museum Niederösterreich: Johanna Mikl-Leitner, Leonore Gewessler und Ludwig Schleritzko (v.l.)

Erst wenn das Angebot passe, werden die Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen, meinte am Montag auch die Landeshauptfrau: Es gelte Takte zu verdichten, gewisse Lücken zu schließen und vor allem die Infrastruktur auszubauen. „Entscheidend ist der Rahmenplan, der jetzt beschlossen werden muss und vor allem auch rasch umgesetzt werden muss, dann sind wir einen Meilenstein wieder weiter“, so Mikl-Leitner.

Schleritzko sprach am Montag im Interview mit noe.ORF.at von „vielen Baustellen im Land“ und Aufhol- und Verbesserungsbedarf in allen Landesvierteln – im Weinvierel auf der Laaer-Ostbahn und der Nordwestbahn, im Industrieviertel auf der Strecke zwischen Wien-Meidling und Mödling, im Mostviertel auf der Erlauftal- und Traisentalbahn und im Waldviertel auf der Franz-Josefs- und der Kamptalbahn. „Wir glauben, dass eine Angebotsausweitung nur möglich ist, wenn man auch in die Infrastruktur entsprechend investiert, sonst werden die Menschen frustriert sein“, so Schleritzko.

Man ziehe „ganz genau in dieselbe Richtung“, betonte Gewessler darauf angesprochen, der Ausbau des öffentlichen Verkehrs passiere schließlich in drei Stufen: Infrastrukturausbau, Angebotsausbau und das Ticket. An allen drei Säulen arbeite man gemeinsam mit den Bundesländern, so die Verkehrsministerin.

Start vorerst nur mit bundesweitem Ticket

Offen sind aber wohl auch noch einige Fragen zur Finanzierung und zum Zeitplan des 1-2-3-Tickets. So hört man, dass man in Niederösterreich nicht ganz zufrieden sei, weil die Verkehrsministerin im ersten Halbjahr 2021 vorerst nur mit dem bundesweiten Ticket starten möchte. Die meisten Pendlerinnen und Pendler aus Niederösterreich dürfen nämlich nur von den Tickets profitieren, die für ein oder zwei Bundesländer gelten. Die Frage, wann diese kommen sollen, beantwortete Gewessler am Montag nur recht knapp: „So rasch wie möglich“.

Und sehr unkonkret blieb man im Vorfeld der Gespräche auch bei der Frage nach der Finanzierung. Für das bundesweite Ticket wurden bereits 240 Millionen Euro angekündigt, die Verhandlungen für die 1er- und 2-er-Tickets laufen noch. Zuerst gehe es um die einzelnen Schritte und erst dann um die Finanzen, meinte dazu Mikl-Leitner. Und Gewessler verwies auf die laufende Konzeptionierung. Man sei in enger Abstimmung mit allen Bundesländern.