Schiffstourismus auf der Donau, Dürnstein, Melk
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Wirtschaft

CoV-Pandemie verändert Schiffstourismus

Nach dem Boom von Ausflugs- und Kabinenschifffahrten in der Wachau in den letzten Jahren fehlen heuer die internationalen Gäste. An Board gehen großteils Österreicher. Für manche Gemeinden bedeutet das finanzielle Einbußen, für andere läuft diese neue Art des Tourismus unerwartet gut.

Es ist ein völlig anderes Bild, das sich derzeit in Dürnstein (Bezirk Krems) zeigt. Ging es in den vergangenen Sommern oft um „Overtourism“ in der überlaufenen Altstadt – samt Anrainern, die von internationalen Touristen berichten, die plötzlich im Garten stehen –, so gibt es auf der Hauptstraße zur Zeit genügend Platz. Einige Radfahrer und Wanderer schlendern gemächlich durch die engen Gassen, durch die sich in einem üblichen Sommer im Zehn-Minuten-Takt Bus- und Schiffstouristen zwängen.

Dass der Tourismus nicht völlig ausbleibt, sei ein Segen, sagt Bürgermeister Johann Riesenhuber (ÖVP). Er spricht vom „Hallstatt-Effekt“ – auch dort sind anstatt der internationalen Besucher viele heimische Touristen unterwegs. Im Endeffekt könnte sogar mehr Wertschöpfung im Ort bleiben als in den Vor-Coronavirus-Saisonen: „Österreichische Gäste bleiben auch gern im Gasthaus oder beim Heurigen etwas länger sitzen. Die haben die Zeit dafür, sie konsumieren mehr“, so Riesenhuber. Die Touristen der Kabinenschiffe, die nur wenig Zeit hätten und vorwiegend am Schiff essen, vermisse er nicht unbedingt.

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Schiffstourismus auf der Donau, Dürnstein 2018
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Auch bei Regen war Dürnstein im Sommer 2018 beliebtes Ausflugsziel von Touristen
Schiffstourismus auf der Donau, Dürnstein, Melk
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Im Sommer 2020 können die Radtouristen ohne größeres Ausweichen durch die Hauptstraße fahren

Kabinenschifffahrt teilweise wieder reduziert

Vor zwei Monaten war der verspätete Saisonbeginn gefeiert worden, ein Drittel der üblichen Anzahl an Schiffen war Ende Mai unterwegs. Damals ging man aufgrund des bevorstehenden Sommers noch von steigenden Zahlen aus. „Kabinenschiffe haben aber teilweise ihren Betrieb wieder eingestellt“, sagt Birgit Brandner-Wallner von den „Donau Schiffstationen“. Die Gäste bleiben aus. Aktuell würde der touristische Schiffsverkehr etwa ein Fünftel eines durchschnittlichen Jahres betragen.

Die „DDSG Blue Danube“ ist in der Wachau nur mit einem von zwei Schiffen unterwegs. Die Auslastung liege bei etwa 18 Prozent, so Geschäftsführerin Barbara Forsthuber. Wegen der Ferien in Bayern sei man aber „frohen Mutes auf bessere Zahlen“. Auf den Ausflugsschiffen der „Brandner Schifffahrt“ ist im Vergleich zu 2019 etwa ein Drittel der durchschnittlichen Passagieranzahl an Board, so Geschäftsführerin Barbara Brandner. Der österreichische Gast konsumiere aber mehr als Mitglieder von großen, organisierten Touristengruppen. Es sei ein anderer touristischer Anspruch.

„Österreicher sind Touristen, aber keine Käufer“

Ähnliches wird auch in Dürnstein erlebt. „Die Touristen kommen bewusst, die sind interessierter. Es ist auch für uns ganz was Neues, weil wir lernen den Tourismus und erstmals die Touristen neu kennen“, so Barbara Schmidl, Geschäftsführerin der gleichnamigen Bäckerei. Was die Gastronomen freut, sehen Inhaber von Souvenirshops anders. „Österreicher sind zwar Touristen, aber keine Käufer“, sagt Geschäftsinhaber Vincent Gingembre gegenüber noe.ORF.at. Er spricht von Verlusten von fast 90 Prozent.

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Schiffstourismus auf der Donau, Dürnstein, Melk
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Die Brandner Schifffahrt und die DDSG Blue Danube halten an vielen Anlegestellen in der Wachau mit Ausflugsfahrten
Schiffstourismus auf der Donau, Dürnstein, Melk
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In Melk legen diesen Sommer etwa zehn Schiffe pro Woche an, früher waren es bis zu 15 pro Tag

Die Kabinenschifffahrt brachte 2016 laut einer Studie Wertschöpfung in der Höhe von knapp 22 Millionen Euro nach Niederösterreich – mehr dazu in Donau-Flusskreuzfahrten bringen 21,7 Millionen Euro (noe.ORF.at; 14.03.2017). Die fixen Besuche von internationalen Touristengruppen, die häufig auf Kabinenschiffen in die Wachau kamen, waren ein Grundstock, auf den sowohl Schiffsunternehmen als auch Gemeinden bauen konnten. In Melk waren für 2020 850 Schiffe angemeldet, angelegt haben bislang 70.

Längere Aufenthalte statt schnellem Stundentourismus

Das macht sich beim Budget bemerkbar. Etwa eine Million Euro werde der Tourismus weniger einbringen. Geld, das bereits verplant war, so Vizebürgermeister Wolfgang Kaufmann (ÖVP): „Wir müssen Infrastrukturprojekte verschieben und auch verwaltungsintern kann Personal erst später aufgenommen werden.“

Investiert hat man trotzdem – und zwar in die Tourismuswerbung. Österreichische Gäste waren unter den 400.000 Schiffstouristen, die jährlich in die Stadt kommen, bislang eine Seltenheit, so Kaufmann. „Das ist auch das große Positive, dass wir jetzt österreichische Gäste haben und die bleiben auch länger in der Stadt. Wir konnten die durchschnittliche Verweildauer von zwei auf vier Nächte verdoppeln.“ Das möchte man auch in zukünftige Sommer mitnehmen.