In Wöllersdorf, einer Katastralgemeinde von Brand-Laaben (Bezirk St. Pölten), will eine Frau einen Wolf gesehen haben und Fotos von ihm gemacht haben. Das berichtete die Tageszeitung „Heute“. Die angebliche Wolfssichtung ist nicht für alle Grund zur Freude. Und sie wirft die Frage auf, ob die heimische Wolfspopulation wächst.
Laut WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler nimmt die Zahl an Wölfen in Niederösterreich langsam, aber stetig zu. „Wir beobachten seit mehr als zehn Jahren in ganz Österreich, dass die Wölfe verstärkt zurückkommen“, sagt er. „Es ist noch viel Platz, deshalb gehen wir davon aus, dass sich noch viele Wölfe ansiedeln werden.“
Auch Daniel Heindl, Landeskammerrat bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, bestätigt die Zunahme an Wolfssichtungen in Niederösterreich. „Es gibt laufend Sichtungen. Sie reichen vom Pielachtal bis ins nördliche Weinviertel“, so Heindl.
Bundesweit die meisten Wölfe in Niederösterreich
Nachdem Wölfe in Österreich mehrere Jahrzehnte lang als ausgestorben galten, kommen sie nun unter anderem aus der Schweiz, Italien, Slowenien und Deutschland nach Österreich. Im vergangenen Jahr lebten bereits drei Rudel und somit zwischen 20 und 25 Wölfe in Niederösterreich – die bundesweit höchste Zahl.
In ganz Österreich gibt es laut Artenschutzexperten Christian Pichler derzeit 30 bis 35 Wölfe. Sie seien gut für das Ökosystem, würden aber zu vielen Konflikten führen. „Die Konflikte gibt es vor allem bei den Landwirten, die Nutztiere halten. Sie machen sich große Sorgen, und das teilweise zu Recht. Wir haben verlernt, mit dem Wolf zu leben“, so Pichler.
An Nachbarländern wie etwa der Schweiz könne man sich ihm zufolge aber einiges abschauen. Denn dort schützen Landwirte ihre Tiere unter anderem mit Elektrozäunen, Herdenschutzhunden und Hirten vor möglichen Wolfsrissen.
Landwirte sorgen sich um ihre Tiere
So einfach sei das Problem aber nicht gelöst, betont Daniel Heindl von der Landwirtschaftskammer. „Es gibt Lösungen vor Ort, die funktionieren, das muss man anerkennen. Aber es gibt genauso Fälle, wo es schiefgeht.“ Einen Zaun zu bauen sei zwar nicht schwierig, aber man müsse diesen auch instand halten und regelmäßig warten. Außerdem könne Strom in elektrischen Zäunen ausfallen.
„Die entscheidende Frage ist immer, in welchem Gelände die Tiere unterwegs sind“, erklärt Heindl. „Raubtiere lernen sehr schnell, einzelne Schlupflöcher in Zaunsystemen zu finden.“ Auch ein oder zwei Herdenschutzhunde seien meist nicht ausreichend. Hinzu komme, dass es heutzutage kaum noch Hirten gebe.
„Natürlich gibt es Befürchtungen, die Tierhalter müssen jeden Tag damit rechnen, auf der Weide ein Blutbad vorzufinden. Das ist einfach eine emotionale Geschichte“, hält Heindl fest. Viele Landwirte hätten außerdem Angst davor, dass ihre Herden durch einen Wolfsangriff in Panik geraten und fliehen könnten. Flüchtende Tiere könnten vor allem im Verkehr verheerende Auswirkungen haben.