Kunststoff-Lager
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Wirtschaft

Kunststoff: Weniger ist langsam mehr

Kunststoff ist aus vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken, zuletzt aber immer öfter in die Kritik geraten. In der Kunststoffbranche führt der zunehmende Druck bereits zu ersten Veränderungen. So versuchte man zuletzt etwa, den Rohstoffverbrauch zu reduzieren.

Nach wie vor setzt ein Großteil aller Firmen auf Kunststoffverpackungen. Besonders jene Produkte, die über größere Strecken transportiert werden, sind mit Folien umwickelt. Diese schützen die in Plastik gehüllten Gegenstände nicht nur vor Nässe und anderen Umwelteinflüssen, sondern sie mindern auch die Transportschäden oder halten Lebensmittel länger frisch.

Ein Unternehmen, das sich auf die Produktion von Kunststofffolien spezialisiert hat und zu den österreichischen Marktführern dieses Bereichs zählt, ist die Firma CORETH in Unterwaltersdorf (Bezirk Baden). Über eine mangelnde Auftragslage kann sich der familiengeführte Betrieb mit 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht beklagen. Die hochmodernen Maschinen laufen 24 Stunden täglich, an sieben Tagen pro Woche. Geschäftsführer Stefan Chalupnik berichtet aber von einem wachsenden Druck auf die Branche und einem Umdenkprozess, der die kunststoffverarbeitenden Betriebe längst erreicht habe.

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Kunststoff-Blase
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Sogenannte Extruder-Maschinen schmelzen das Kunststoffgranulat ein, um es anschließend in Ballonform zu dünner Folie zu blasen
Kunststofffolie
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100 Tonnen Folienverpackung werden im Werk von CORETH täglich hergestellt
Polyethylen-Granulat
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Die Recyclinganlage schmilzt Kunststoffabfälle ein. Am Ende entsteht Kunststoffgranulat, das wieder verarbeitet werden kann
Produktionshalle
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CORETH zählt zu den größten Kunststofffolienproduzenten Österreichs. Die Hälfte der hier hergestellten Ware wird für den europäischen Markt erzeugt

Kunststofffolien werden immer dünner

Bei einer Werksführung durch die Unterwaltersdorfer Produktionshallen erfährt man über die Vorteile der Kunststoffverpackung und dass Plastik nicht leicht zu ersetzen sei für die Anforderungen, die der Weltmarkt heute stellt. Der Betrieb unternehme große Anstrengungen, um an einer möglichst nachhaltigen Produktion mitzuwirken. „Natürlich wollen wir langfristig am Markt bestehen können. Dennoch beschneiden wir nicht zwangsläufig unser Geschäft, wenn wir an der Vermeidung von Kunststoffabfällen mitwirken. Uns geht es um einen vernünftigen Umgang mit der Verpackung“, so Chalupka gegenüber noe.ORF.at.

So habe man beispielsweise versucht, mithilfe immer modernerer Maschinen die Foliendicke in den letzten Jahren laufend zu reduzieren und damit auch die Menge des für die Herstellung benötigten Polyethylengranulats verringern zu können. „Die Herausforderung war hier, dass die Folien ihre physikalischen Eigenschaften nicht verlieren durften, etwa die Reißfestigkeit beim Palettentransport“, erklärt Chalupka. Palettenverpackungen bilden das Kerngeschäft des Unternehmens.

„Im Fokus“: Folienproduzent CORETH

Plastik steht seit Jahren zunehmend in der öffentlichen Kritik. In der Kunststoffbranche wird Plastik mittlerweile sparsamer eingesetzt. „Im Fokus“ steht diesmal einer der größten österreichischen Folienproduzenten mit Sitz in Unterwaltersdorf.

Abfallvermeidung durch Wiederverwertung

Dass der Einsatz von Kunststoff der zunehmend eingeforderten Nachhaltigkeit nicht widersprechen muss, wollte CORETH im Jahr 2018 auch mit dem Bau einer neuen Recyclinganlage demonstrieren. Die in der Produktion anfallenden Abfälle werden dort zerkleinert und anschließend eingeschmolzen. Am Ende liefert sie das ursprüngliche Ausgangsprodukt: Kunststoffgranulat, das wieder in den Betrieb zurückgeführt wird, um zu neuer Folie verarbeitet zu werden. Beinahe 100 Prozent des Recyclings ist Chalupka zufolge wiederverwendbar. „Plastik zu verteufeln, greift deshalb zu kurz. Kunststoffabfälle sind bestens für eine Kreislaufwirtschaft geeignet – vorausgesetzt, der Müll wird gewissenhaft getrennt und wieder aufbereitet.“

Derzeit werde in der Branche viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit betrieben, um umweltfreundlichere Methoden der Produktion zu finden. Auch in Unterwaltersdorf experimentiere man zunehmend mit Verpackungen, die ohne Erdölbasis auskommen. Im Sortiment der Firma findet man etwa biobasierte Folien auf Zuckerrohrbasis. Die Nachfrage nach biologischen Kunststoffverpackungen sei Chalupka zufolge aber „nicht groß, weil diese Verpackungen in der Herstellung teurer sind. Das wollen sich viele Firmen nicht leisten bzw. den Preis nicht an ihre Kunden weitergeben“. Zudem würden diese Stoffe Kunststoff in einigen Produkteigenschaften noch nicht das Wasser reichen können – etwa bei der Reißfestigkeit.

„Der Hygienegedanke sticht den Umweltgedanken“

In der Industrie sei der bewusstere Umgang mit Ressourcen eines der Zukunftsthemen, ist Chalupka überzeugt. „Um Kunststoffabfälle zu reduzieren, ist es aber zu kurz gegriffen, die Produzenten anzugreifen. Jede Firma, die ihre Produkte verpacken lässt, und jeder Endverbraucher ist mitverantwortlich“, die Kreislaufwirtschaft beim Kunststoff zu unterstützen, indem etwa Abfälle gewissenhaft getrennt und anschließend wiederverwertet werden.

Bei CORETH ist durch die Coronavirus-Pandemie die Nachfrage nach Verpackungen speziell in der Lebensmittelbranche zuletzte aber sogar gestiegen. Laut Chalupka habe das Bedürfnis nach hygienisch unbedenklicher Ware dem Wunsch nach Müllvermeidung überwogen. In der Branche rechnet man aber damit, sich in den nächsten Jahren weiter intensiv mit den nächsten Schritten der Abfallvermeidung auseinandersetzen zu müssen.