Rainer Pariasek und Herbert Prohaska bilden seit 20 Jahren das kompetente Fußballduo der ORF-Sportberichterstattung. Für eine Sondersendung zu seinem 65. Geburtstag (Samstag, 20.15 Uhr, ORF Sport +) gab Prohaska seinem Kollegen ein sehr persönliches Interview.
Dabei lüftete der Wahl-Klosterneuburger auch das Geheimnis um seinen abrasierten Schnurrbart. „Vor der Weltmeisterschaft 2006 war mein Siegertipp in der ORF-Redaktion Italien. Falls ich falsch liegen sollte, würde ich meinen geliebten Bart abrasieren. So war damals mein Versprechen an Rainer. Natürlich hatte ich recht und Italien wurde Weltmeister. Den Bart habe ich nur deshalb trotzdem abrasiert, weil mich Rainer darum gebeten hat“, erzählt Prohaska, dem sein „neuer Look“ allerdings sofort gut gefallen hat. Seit dem Jahr 2000 ist er als ORF-Fußballexperte im Einsatz und gibt dabei die Erfahrungen aus seiner langen und erfolgreichen Karriere an die Zuseherinnen und Zuseher weiter.
Vom Automechaniker zum Fußballstrategen
Prohaska stammt aus einfachen Verhältnissen und ist gelernter Automechaniker. Diesen Beruf übte er allerdings nur dreieinhalb Jahre aus, danach wurde aus dem Hobbyfußballer ein Weltklassefußballer. Über Ostbahn XI kam er zur Wiener Austria, bei der er sich mit sieben österreichischen Meistertiteln und vier Cupsiegen zur violetten Clublegende spielen sollte.
„Ich hatte das Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu dürfen. Wenn man so will, habe ich nur dreieinhalb Jahre in meinem Leben gearbeitet. Das war die Zeit als Automechaniker, alles andere war pures Vergnügen.“ Mit der Austria erreichte Prohaska 1978 sogar das Europacup-Finale gegen Anderlecht (0:4-Niederlage). Neben seiner Zeit in Wien war jene in Italien die prägendste in Prohaskas Spielerkarriere. Ein Cupsieg mit Inter Mailand im Jahr 1982 und der Meistertitel mit AS Roma im Jahr 1983 waren die sportlichen Höhepunkte.
Legendäres Treffen mit Adriano Celentano
Aus Italien blieben Prohaska aber nicht nur die sportlichen Sternstunden in Erinnerung. Während seiner Zeit in Mailand kam es in einem Restaurant zu einer Begegnung mit Showlegende Adriano Celentano.
„Ich wollte mir ein Autogramm von ihm holen. Das war ein typisches Inter-Lokal, wo alle Fans meiner Mannschaft waren. Noch bevor ich zu Celentano gehen konnte, kam der Kellner auf mich zu und sagte mir, dass Celentano ein Autogramm von mir haben möchte. Ich gab ihm natürlich sofort eine Autogrammkarte. Weil ich aber so verblüfft und in einer Art Schockstarre war, weil dieser Star ein Autogramm von mir wollte, habe ich vergessen, auch ihn um eines für mich zu bitten“, lacht Prohaska.
Der „Spitz von Izmir“ ist bis heute unvergessen
Prohaska schoss Österreichs Fußballnationalteam 1977 zur Weltmeisterschaft nach Argentinien. Mit seinem „Spitz von Izmir“ sorgte er am 30. Oktober 1977 für das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg in der Türkei.
Prohaska war sowohl 1978 als auch 1982 aktiver Spieler in Österreichs WM-Kader. 1990 half er bei der erfolgreichen Qualifikation für die WM in Italien mit, bei der Endrunde kam er aber nicht mehr zum Einsatz. Danach folgte der rasche Übergang auf die Trainerbank, wo er seinen Herzensclub Austria Wien zwischen 1990 und 1992 zu zwei Meistertiteln und zwei Cupsiegen führte.
Vom Teamchef zum ORF-Kommentator
Nach dem Tod von Ernst Happel wurde Prohaska 1993 Teamchef der Nationalmannschaft, die er zur WM 1998 führte. Ein Jahr später war seine Karriere nach einem 0:9-Debakel in Spanien beendet. „Das war für mich aber gar nicht die schlimmste Niederlage. Wir waren chancenlos, und ob man jetzt 0:1 oder 0:9 verliert, ist in einem Spiel zu verkraften. Den Job als Teamchef war ich aber natürlich los. Viel schmerzlicher war die Finalniederlage als Spieler im Europacup-Finale gegen Anderlecht, weil wir da mit einem Sieg Historisches für Österreich geschafft hätten.“
Seit dem Jahr 2000 ist Prohaska als Analytiker beim ORF im Einsatz. „Dafür bin ich sehr dankbar. Ich genieße diese Zeit, die Leute kennen mich, und das ist etwas Wunderschönes. Meine aktive Karriere als Fußballer hat nicht einmal 20 Jahre gedauert.“ Das Alter ist für Prohaska kein Problem: „Ich werde 65, und so fühle ich mich auch. Ich lebe immer in der Gegenwart, und das ist gut so.“