„Reigen“
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Kultur

Schnitzlers „Reigen“ erotisiert in Pürbach

Das Waldviertler Hoftheater in Pürbach (Bezirk Gmünd) steht ganz im Zeichen des Schriftstellers Arthur Schnitzler und seines wohl berühmtesten Werks. Der „Reigen“ spielt aber nicht in Wien um 1900, sondern in der Jetztzeit. Premiere war am Donnerstagabend.

Bei der bearbeiteten und in die heutige Zeit versetzte Fassung von Arthur Schnitzlers Theaterstück „Reigen“ handelt es sich, wie auch beim Original, um ein Lustspiel im wahrsten Sinne des Wortes. Fünf Frauen und fünf Männer versuchen ihrer Einsamkeit zu entfliehen und stürzen sich in mehrere Affären und Liebschaften.

Bei der Uraufführung des Stücks im Jahr 1920 sorgte „Reigen“ noch für einen Skandal. 100 Jahre später ist das nicht mehr der Fall. Doch die Thematik ist aktueller denn je. Deshalb beschlossen Intendant Moritz Hierländer und Regisseur Kilian Klapper in Zeiten von Sicherheitsabständen und möglichst wenig Körperkontakt, Schnitzlers Drama auf die Bühne zu bringen.

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Das Ehepaar Emma und Karl Finsterwald ist einander untreu

„Ich glaube, gerade während der Coronavirus-Pandemie ist es gut, wenn man es auf der Bühne knistern sieht und die Nähe spürt“, so Hierländer am Abend der Premiere. „Es war während der Zeit des Lockdowns, wir haben uns überlegt, wonach wir uns zurzeit am meisten sehnen. Da dachten wir: Wir brauchen etwas, wo es um Nähe geht, weil Nähe uns gerade allen sehr fehlt“, ergänzt Klapper.

Auf der Suche nach Liebe

Das Thema Nähe kommt in dem Stück tatsächlich nicht zu kurz: Im Garten der Pension „Reigen“ kommen sich gleich mehrere Menschen näher. Ein Ehemann betrügt seine Ehefrau mit einer Jüngeren, die später auch eine Liebschaft mit einer Schriftstellerin beginnt.

Die Schriftstellerin wiederum versucht, eine Schauspielerin zu verführen, die auch von einem Soldaten umschwärmt wird. Der Soldat sucht, wie alle in dem Stück, nach Liebe. Alle stürzen sich in kurzweilige Liebesabenteuer.

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Karl Finsterwalds Affäre (l.) und die Schriftstellerin Roberta Bibitz (r.) haben ebenfalls eine Liebschaft miteinander

Das Hauptthema des Stücks sehen sowohl Regisseur und Intendant als auch die Schauspielerin Michaela Schausberger und der Schauspieler Philipp Stix in den zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere.

„Ich glaube, viele Menschen verspüren immer wieder in ihrem Leben eine gewisse Einsamkeit, eine Leere. Deshalb begibt man sich auf die Suche“, sagt Schausberger, die in die Rolle der Emma Finsterwald schlüpfte. „Ich denke, wir alle haben diese Seiten in uns. Deshalb ist es auch ein Stück, das absolut zeitlos ist.“

Philipp Stix, der ihren Ehemann Karl Finsterwald spielt, fügte hinzu: „Ich glaube, jeder findet sich in einer Rolle wieder.“ Ob und in wem sich die Zuseher wiedererkennen – bis 29. August besteht noch die Chance, das herauszufinden.