Julischka Stengele Suit 2009 Berliner Kunstsalon
Julischka Stengele
Julischka Stengele
Kultur

Preis für Performance an Julischka Stengele

Julischka Stengele ist die Gewinnerin des H13 Niederoesterreich Preis für Performance. Die Künstlerin betätigt sich international als Performerin, Textproduzentin, Kulturschaffende und Kuratorin von Performancekunstveranstaltungen.

Die aus Katharina Brandl, Astrid Peterle, Stefanie Sourial und Luisa Ziaja bestehende Jury entschied sich aus mehr als 80 Bewerbungen für Stengeles Projekt „BALLAST | EXISTENZ“. In diesem Projekt beschäftigt sich Stengele unter anderem damit, wie in Zeiten der Covid-19-Krise bestimmte Bevölkerungsgruppen als gesellschaftliche und wirtschaftliche Belastung dargestellt werden.

Wer ist verzichtbar?

Stengele setzt sich „kritisch mit der medialen und realpolitischen Entwertung derjenigen auseinander, die dem derzeit erwünschten Leistungsbegriff nicht entsprechen. Sie zieht Parallelen zwischen dem faschistoiden Mythos vom gesunden, leistungsfähigen Körper und der permanenten Ausbeutung der Ressource Mensch in einer kapitalistischen Gesellschaft und verknüpft diese mit der aktuellen, von der Covid-19-Pandemie geprägten Situation“, kann man auf der Website des Kunstraum Niederoesterreich lesen. Denn die elementare Frage, die sich in Diskussionen über „Risikogruppen“ stellt, und die niemand direkt ansprechen will, lautet: Wer ist verzichtbar?

Julischka Stengele Riots Not Diets 2016
Anna Konrath
Julischka Stengele, Riots Not Diets, 2016

Julischka Stengeles Projekt „BALLAST | EXISTENZ“ thematisiere die Doppeldeutigkeit des Begriffs Performance, so die Jury: „Performance als gesellschaftlicher Leitbegriff für Leistung und Performance als künstlerisches Medium.“ Und: „Der H13 Niederoesterreich Preis für Performance geht in diesem Jahr an eine Künstlerin, die als laute Fürsprecherin für Diversität in der Gegenwartskunst verstanden werden muss und die mit ihren Performances und kuratorischen Projekten die Wiener Kunstszene kompromisslos und kämpferisch bereichert hat.“

Der Körper als Material, Ausstellungsobjekt und Bühne

Julia Stengele beschreibt sich als „unapologetically fat, queer and femme/inist“. Selbiges lässt sich auch über ihre künstlerischen Arbeiten sagen. Ihren Körper verwendet die Künstlerin dabei als Material, Ausstellungsobjekt und Bühne gleichermaßen. Stengele lebt in Wien und studierte Design, Fotografie, bildende Kunst, Performance sowie Queer- und Genderstudies in Berlin, Helsinki und an der Akademie der bildenden Künste Wien (Mag. art. mit Auszeichnung, 2015). Ihre Arbeiten wurden bereits in über 20 Ländern weltweit gezeigt und erhielten zahlreiche Anerkennungen.

Der H13 Niederoesterreich Preis für Performance wird zum bereits 14. Mal vom Kunstraum Niederoesterreich vergeben. „Ziel ist es, die Vielfalt der performativen Arbeiten von Künstler_innen in den Fokus zu rücken und dem interessierten Publikum zugänglich zu machen“, heißt es auf der Website. Die Dotierung des Kunstpreises wurde dieses Jahr erstmalig auf 5.000 Euro erhöht. Es ist der einzige in Österreich verliehene Preis für Performance-Kunst als Medium der bildenden Kunst. Die Performance und die H13-Preisverleihung an Julischka Stengele finden am 3. September im Kunstraum Niederoesterreich in Wien statt. Die Ausstellung wird von 4. bis 12. September gezeigt.