Das Konzert dauerte am Freitagabend etwa 15 Minuten. Beethovens Ouvertüre zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ konnte gerade noch fertig gespielt werden. Als Konstantia Gourzi, „composer in residence“ und Dirigentin, ans Pult kam, begann das Unwetter mit Starkregen. Die Musiker des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich flüchteten vor dem Starkregen von der Bühne des Wolkenturms.
Hatte die erste Durchsage noch gelautet, das Konzert werde unterbrochen und das Publikum möge auf den Sitzen bleiben, kam kurz darauf die Absage über Lautsprecher: Die Gewitterfront intensiviere sich, und das Konzert müsse abgebrochen werden. Zur Uraufführung von Gourzis Auftragswerk „Ypsilon“ kam es dann gar nicht mehr, geschweige denn zu Beethovens Tripelkonzert. Nach dem Motto „Rette sich, wer kann“ strebte das Publikum im Wolkenbruch den Parkplätzen zu.
Ein Ausweichen auf das Auditorium, wie es sonst die Jahre zuvor der Alternativplan bei Schlechtwetter war, sah das eigens für Grafenegg konzipierte Sicherheitskonzept nicht vor. „Der Regen war einfach zu stark“, sagte Philipp Stein, Geschäftsführer der Grafenegg-KulturbetriebsGmbH, gegenüber noe.ORF.at. Auch die Liveübertragung in ORF III und das Streaming auf Myfidelio.at mussten abgesagt werden.
Die Festivaleröffnung musste wetterbedingt abgebrochen werden
Konzertabend begann vielversprechend
Dabei hatte alles vielversprechend begonnen. Zu Beginn des Konzertabends sprach der künstlerische Leiter und Starpianist Rudolf Buchbinder in seiner Ansprache im Wolkenturm, dass er coronavirusbedingt alle Termine aus seinem Kalender ausradieren musste. „Ein Termin war der Fels in der Brandung in meinen Terminkalender, das war der 14. August“, so Buchbinder. Er wäre am Eröffnungsabend eigentlich noch selbst auf der Bühne gestanden.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte, dass die Kultur bereits vermisst wurde, „Kultur ist eine wichtige Lebensader für die Menschen. Sie ist Kraftquelle und auch ein touristischer Magnet. Daher sind wir dankbar, dass Grafenegg 2020 stattfindet.“ Wegen des Coronavirus wurden die Besucher heuer zunächst in Wartezonen geleitet und von dort zu ihren Sitzplätzen gebeten – mehr dazu in Grafenegg-Festival startet mit bunten Zonen (noe.ORF.at; 13.8.2020).
Etliche Vertreter aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Politik waren beim Auftakt in Grafenegg dabei, darunter unter anderem Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) sowie Schauspieler Peter Weck und Sänger Harald Serafin.
Staraufgebot bis 6. September
Nun hoffen die Veranstalter auf bessere Bedingungen für die weiteren Konzerte am Eröffnungswochenende: Am Samstag nochmals mit dem Tonkünstler-Orchester, am Sonntag mit Jonas Kaufmann und Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“. Nach dem Wochenende findet das Festival, wie ursprünglich geplant, bis 6. September statt.
Wegen des Coronavirus wird das adaptierte Programm von den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Gustavo Dudamel und Franz Welser-Möst, den Wiener Symphonikern (Manfred Honeck, Philippe Jordan, Speranza Scappucci), dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Marin Alsop sowie dem Tonkünstler-Orchester NÖ (Leitung: Sascha Goetzel, Fabio Luisi, Yutaka Sado) getragen.
Als Solisten treten unter anderem noch Camilla Nylund, Alice Sara Ott, Julian Rachlin, Arabella Steinbacher sowie Piotr Beczala, Yusif Eyvazov und Anna Netrebko auf. Buchbinder selbst wird an vier Abenden als Pianist mitwirken.
Konzerte nur bei Schönwetter und ohne Pause
Sämtliche Konzerte finden abends auf der Open-Air-Bühne des Wolkenturms statt. Wie am Eröffnungsabend sind auch bei den weiteren Konzerten maximal 1.250 Besucher zugelassen. Sie finden ebenfalls nur bei Schönwetter statt. Pro Person können zudem nur zwei Tickets pro Konzert gekauft werden. Für einige Konzerte gibt es noch Karten, sagte Stein.
Alle Konzerte werden ohne Pause durchgeführt, auf das sonst übliche umfangreiche Rahmenprogramm wird verzichtet. Die Konzerte werden auch via Videowall auf der Schlosswiese übertragen.