Getreide
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Landwirtschaft

Durchwachsene Ernte-Zwischenbilanz

Frost, Trockenperioden und heftige Niederschläge – das unbeständige Wetter der vergangenen Monate hat in der niederösterreichischen Landwirtschaft seine Spuren hinterlassen. Die Ernte fiel dementsprechend unterschiedlich aus.

Der Klimawandel betrifft viele Branchen, ganz besonders aber die Landwirtschaft. In den letzten Jahren mussten sich die heimischen Landwirte und Bauern zunehmend an Temperaturextreme und plötzliche Wetterumschwünge gewöhnen. Doch nicht alle Kulturen, die in Niederösterreich angebaut werden, sind diesen Bedingungen gewachsen.

„Desaströs war heuer die Marillenernte. Durch den Frost Anfang April ist es in vielen Regionen zu Totalausfällen gekommen“, sagt Manfred Weinhappel, Gartenbaudirektor der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Auch in weniger stark betroffenen Gebieten habe man nur 20 bis 30 Prozent einer durchschnittlichen Ernte erreicht, so Weinhappel.

Manfred Weinhappel
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Gartenbaudirektor Manfred Weinhappel zieht eine Ernte-Zwischenbilanz

Ein ähnliches Bild zeichnete sich bei der diesjährigen Kirschernte ab. Bei der Apfelernte hingegen rechnet der Experte derzeit mit durchschnittlichen Erträgen, „wobei das eher eine Prognose als eine Bilanz ist, denn die Haupternte beginnt erst in etwa einem Monat“.

Gute Aussichten gebe es heuer hingegen bei Mais, Sojabohnen, Kürbissen und Zuckerrüben. Man könne derzeit zwar erst von einem Zwischenstand sprechen, betont der Gartenbaudirektor, doch die gemäßigten Temperaturen während des Sommers und die Niederschläge der vergangenen Wochen würden auf eine gute Ernte hoffen lassen.

Immer mehr Anbau von Wintergetreide

Niederösterreichweit abgeschlossen ist bereits die Getreideernte. Im Frühjahr sei der Ausblick noch düster gewesen, so Weinhappel. Letzten Endes sei die Ernte aber doch noch leicht unterdurchschnittlich bis durchschnittlich ausgefallen. Die Qualität sei in diesem Jahr vor allem bei Brotgetreiden besonders gut. Allerdings hätten Getreidearten, die noch vor dem Winter angebaut werden, einen deutlichen Vorteil gegenüber jenen, die erst später angebaut werden.

Weil ihr Wurzelwerk im Frühjahr bereits besser ausgebildet, könnten sie den Wetterkapriolen daher eher standhalten. Die Produktion verschiebe sich deshalb immer mehr zu den Wintergetreiden. „Man kann das durchaus als Antwort der Landwirte auf den Klimawandel sehen, weil diese Kulturarten einfach besser mit den Witterungsbedingungen umgehen können“, hält Manfred Weinhappel fest.

Hitze setzt einigen Kulturen zu

Generell gebe es einige Wetterereignisse, die der heimischen Landwirtschaft zu schaffen machen würden. „Es wird viel über Trockenheit gesprochen, die natürlich auch ein Thema ist. Meiner Einschätzung nach sind aber auch die zusehends steigenden Temperaturen ein massives Problem. Denn viele unserer Kulturarten können mit Temperaturen jenseits der 30 Grad relativ schlecht umgehen, sodass sie sogar ihr Wachstum einstellen“, so der Direktor der Gartenbauabteilung der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

Mais
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Der Mais kann der zunehmenden Hitze standhalten

Das treffe etwa auf Erdäpfel, Zuckerrüben und manche Getreidearten zu. Von ausgeprägten Hitzephasen wie in den vergangenen Jahren sei man dieses Jahr aber größtenteils verschont geblieben. In Zukunft sei es aber durchaus möglich, dass die Hitze zu einer großen Herausforderung für Landwirte werde. Deshalb würden voraussichtlich manche Kulturen anderen, hitzeverträglichen weichen müssen.

„Ich bin überzeugt davon, dass es hier erneut Veränderungen geben wird“, meint Manfred Weinhappel. Als Beispiel nennt er die Sommergerste, die Ende der 1970er Jahre in Niederösterreich noch auf einer Fläche von etwa 300.000 Hektar angebaut worden war. Weil die Sommergerste mit den nun herrschenden Witterungsverhältnissen nicht umgehen könne, seien es heuer nur noch 30.000 Hektar gewesen. Der „wärmeliebende Mais“ hingegen befinde sich auf der „Gewinnerseite“.