Zuckerrüben liegen vor einem Verlader
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Wirtschaft

Rübenbauern fordern Rettungsversuch

Die Rübenbauern fordern einen letzten Anlauf zur Rettung der Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Bezirk Gänserndorf). Die Kritik zielt darauf ab, dass hierzulande Pflanzenschutzmittel verboten seien, die bei Importware angewendet werden.

Wie am Dienstag bekannt wurde, soll im Dezember nach der heurigen Rübenkampagne die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf zugesperrt werden, sollte die Rübenanbaufläche nicht wieder auf zumindest 38.000 Hektar anwachsen, wie der Agrana-Konzern mitteilte. Heuer lag die Fläche bei 26.000 Hektar. „Die Tür ist noch nicht ganz geschlossen“, gab Rübenbauernpräsident Ernst Karpfinger am Mittwoch die Hoffnung noch nicht auf. Damit die Bauern ausreichend Rübenflächen mit der Agrana kontrahieren, „benötigen wir aber unbedingt begleitende Maßnahmen von der Politik“, so die Forderung gegenüber der APA.

Dabei dreht es sich um Pflanzenschutz. Zuletzt sanken die Rübenflächen, weil einerseits viele Bauern auf Biowirtschaft umgestellt haben und vor allem weil der Schädling Rübenrüsselkäfer schwer zugeschlagen hat. Rübenbauern setzen auf die gesellschaftlich umstrittenen Neonicotinoide. Zuletzt wurde teilweise mit Notfallzulassungen für Neonics gearbeitet, da die Rübenbauern solche forderten, um Teile der Ernte zu retten.

Über Pflanzenschutz: „Uns fehlt das notwendige Werkzeug“

„Wir brauchen eine verbindliche Zusage für verlässliche Rahmenbedingungen beim Pflanzenschutz sowie finanzielle Unterstützung im Kampf gegen den Rüsselkäfer“, so Karpfinger in Richtung der Politik. In Frankreich sei solche Unterstützung zugesagt worden, weil man auf Eigenversorgung setzen wolle. Die Kritik der Rübenbauern zielt darauf ab, dass hierzulande Pflanzenschutzmittel verboten seien, die sowohl bei Importware angewendet werde. „Uns fehlt hier das notwendige Werkzeug zum Arbeiten“, beklagt Karpfinger.

Noch könne sich Österreich mit Zucker selbst versorgen, betonen die Rübenbauern. Würde die eine von zwei Agrana-Fabriken in Niederösterreich aber geschlossen, „wäre das nicht mehr der Fall“. Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hatte am Dienstag einen runden Tisch mit allen Beteiligten angekündigt – mit dem Ziel die Anbauflächen wieder zu steigern. Das begrüßte Karpfinger.

Agrana-Zuckerwerk in Leopoldsdorf
ORF
Die Agrana Zuckerfabrik in Leopoldsdorf

Bauernbund warnt vor Zuckerimporten

Auch der Bauernbund warnte am Mittwoch im Zuge des drohenden Endes der Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf vor steigenden Zuckerimporten. „Wir müssen alles tun, um diese wertvolle Kulturpflanze und die gesamte Zuckerproduktion in Österreich zu erhalten“, so Präsident Georg Strasser (ÖVP). Zuckerimporte aus Südamerika seien keinesfalls die Lösung. Denn für Zucker von dort werde hektarweise Regenwald gerodet.

Die Selbstversorgung Österreichs mit Zucker müsse gewährleistet bleiben, forderte Strasser am Mittwoch in einer Aussendung. Zudem müsse die Zuckerfabrik mit ihren Arbeitsplätzen für die Marchfeldregion in Niederösterreich erhalten bleiben.

Landwirtschaftskammer fordert Maßnahmenbündel

Auch Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, forderte in einer Aussendung ein Bekenntnis zum heimischen Rübenanbau und „damit zu wirksamen Schädlingsbekämpfungsmitteln“. Dabei sprach er sich für bundesweite längerfristige reguläre Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln aus und, wenn nicht anders möglich, für zeitgerechte Notfallzulassungen.

Insgesamt brauche es ein ganzes Bündel an Maßnahmen, hieß es bei der Landwirtschaftskammer, dazu würden finanzielle Unterstützung zählen, ebenso wie mehr Forschung im Bereich der Schädlingsbekämpfung.

Schnabl für Erhalt der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf

Der für Konsumentenschutz zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl (SPÖ) hat sich am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz klar für den Erhalt des Standortes der Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf ausgesprochen. Er fordert, „dass im Sinne auch der Konsumentinnen und Konsumenten Lebensmittelsicherheit wichtig und notwendig ist, dass wir aus Gründen der Versorgungssicherheit, aus Gründen der Umwelt, die Produktion für wichtige Lebensmittel soweit als möglich im Land halten“.

Das sei möglich, so Schnabl, „wenn wir uns alle gemeinsam anstrengen, hier die nötigen Anbauflächen zur Verfügung zu stellen und auch sicher zu stellen, dass die Produktion von wichtigen Grundstoffen und Lebensmitteln in der gewohnten österreichischen Qualitätssicherheit auch im Land bleibt. Das schützt zusätzlich die Umwelt und schafft und sichert Arbeitsplätze.“