Wirtschaft

Zuckerfabrik: Köstinger kritisiert Agrana

Bei der drohenden Schließung der Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf erwartet sich Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) „mehr Engagement“ des Konzerns. Dieser habe in den letzten Jahren „sehr wenig investiert“. Die Agrana weist das zurück.

Die Kritik am börsennotierten Frucht-, Zucker- und Stärkekonzern kommt im Vorfeld eines Runden Tisches, zu dem Köstinger für Donnerstag Vertreter der Rübenbauern, der Bundesländer, der Landwirtschaftskammer und der Agrana geladen hat, um über Lösungsansätze zu diskutieren und die drohende Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Bezirk Gänserndorf) nach der heurigen Kampagne doch noch abzuwenden.

Köstinger gehe es einerseits darum, dass sich Österreich auch in Zukunft selbst mit Zucker versorgen kann und nicht von Importen abhängig ist, andererseits darum, dass die 150 Arbeitsplätze in Leopolsdorf erhalten bleiben. „In den letzen Jahren ist von Seiten der Agrana sehr wenig investiert worden“, kritisierte die Politikerin im Fachmagazin „Blick ins Land“.

Agrana: „77 Mio. Euro in Standorte investiert“

Die Agrana bezeichnete die Kritik in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber noe.ORF.at als „nicht nachvollziehbar“. Man hätte kontinuierlich in die europäische Wettbewerbsfähigkeit der beiden Zuckerproduktionsstandorte investiert – in Leopoldsdorf in den vergangenen fünf Jahren 34 Millionen Euro, in Tulln 43 Millionen Euro, also insgesamt 77 Millionen Euro.

„Was fehlt, ist ausreichend Zuckerrübe“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Man stehe im Übrigen im Wettbewerb mit vielen europäischen Ländern, wo die Zuckerrübe eine nationale gekoppelte Förderung erhalte, so der Konzern, der diesen Hinweis aber nicht als politische Forderung verstanden wissen möchte.

Rübenanbauflächen zurückgegangen

Aufgrund von Trockenheit und Schädlingen wie dem Rübenrüsselkäfer wurden in den vergangenen Jahren große Teile der Rübenernte vernichtet. Für Landwirte rentiert sich der Rübenanbau somit nicht mehr, die Anbauflächen in Österreich gingen von rund 40.000 auf 26.000 Hektar zurück.

Für die Agrana ist das zu wenig, um zwei Zuckerwerke zu betreiben. Jenes in Tulln soll weitergeführt werden, jenes in Leopoldsdorf mit Ende des Jahres geschlossen werden. Es sei denn, es könne bis Mitte November eine Anbaufläche von 38.000 Hektar in Österreich zugesichert werden, heißt es seitens der Agrana.

Der Konzern hatte vor einer Woche, am 25. August, bekanntgegeben, dass die Zuckerfabrik mit Ende des Jahres geschlossen werden soll. In Leopoldsdorf wird seit 1901 Zucker produziert. Für die 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort wurde laut Agrana ein Sozialplan vorbereitet, bis zu 20 Personen könnten weiterhin für einen Lagerstandort und ein Rübenlabor beschäftigt bleiben.

Köstinger: „Jeder wird einen Beitrag leisten müssen“

Im Interview mit dem Fachmagazin „Blick ins Land“ verwies Köstinger im Zusammenhang mit der Forderung der Rübenbauern nach einem Pflanzenschutz darauf, dass in den vergangenen Jahren mit Notfallzulassungen für Neonicotinoide gearbeitet wurde. „Italien, Deutschland und Frankreich haben sie nicht. Den Pflanzenschutz hat es in Österreich also gegeben“, so die Landwirtschaftsministerin. „Ein größeres Problem ist sicher der fehlende Niederschlag.“

Auf die Frage, ob es zusätzliche Zahlungen für den Rübenanbau geben werde, sagte Köstinger, dass jeder einen Beitrag werde leisten müssen. „Zuvor geht es aber darum, sich zusammenzusetzen und gemeinsam über Lösungen zu diskutieren“, sagte sie mit Blick auf den Runden Tisch am Donnerstag.