Ordination PVZ St. Pölten
ORF/Novak
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Gesundheit

Start für erstes Hausarzt-Netzwerk

In Niederösterreich hat das erste Gesundheitsnetzwerk seinen Betrieb aufgenommen. Anders als bei den drei bisherigen Primärversorgungszentren findet man die Ärzte nicht alle unter einem Dach, sondern in sechs verschiedenen Gemeinden.

Das „Gesundheitsnetzwerk Melker Alpenvorland“ garantiert laut eigenen Angaben wochentags eine zwölfstündige Erreichbarkeit von Allgemeinmedizinern mit Kassenvertrag. Durch den Zusammenschluss von sechs praktischen Ärztinnen und Ärzten haben unter der Woche jeweils zwei von ihnen ab sieben Uhr ihre Ordination geöffnet, zumindest eine Person bis 19.00 Uhr.

Darüber hinaus können sie durch Absprachen untereinander jedes Wochenende und jeden Feiertag einen Bereitschaftsdienst anbieten – wenn auch in sechs unterschiedlichen Gemeinden. So versprechen die Beteiligten eine deutlich bessere Patientenversorgung. Zusammengeschlossen haben sich Allgemeinmediziner aus Bischofstetten, Kirnberg, St. Leonhard am Forst, Hürm, Kilb und Texingtal (alle Bezirk Melk).

Versorgung für 16.000 Menschen

Christoph Reisner, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, betont trotz der dezentralen Organisation den Mehrwert für Patientinnen und Patienten. „So sind beispielsweise die Wege zwischen den Ordinationen besonders kurz. Im Schnitt dauert es nur wenige Minuten Fahrzeit, um von einer der fünf Ordinationen zu einer anderen zu gelangen. Dazu kommen Öffnungszeiten von 50 Stunden pro Woche ohne Urlaubsschließung.“

Laut einer Aussendung versorgt das Gesundheitsnetzwerk Melker Alpenvorland in der Region 16.000 Menschen. "Damit ist das erste niederösterreichweite und zugleich das größte Gesundheitsnetzwerk Österreichs in Betrieb“, so NÖGUS-Vorsitzender und Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP).

„Neue Ära“ der hausärztlichen Versorgung

Versorgt werden die Patientinnen und Patienten aber nicht ausschließlich von den sechs Allgemeinmedizinern. Dem Netzwerk sind – wie auch in den Primärversorgungszentren – weitere Mitglieder anderer Berufe angeschlossen. So sind bei den Ärztinnen und Ärzten beispielsweise Physiotherapeuten, Gesundheits- und Krankenpflegepersonal sowie Sozialarbeiter oder Diätologen angestellt. Eine Hebamme wird laut Auskunft der ÖGK noch dazustoßen.

Als Konkurrenz zu anderen ärztlichen Versorgungsmodellen will sich das Gesundheitsnetzwerk nicht verstanden wissen, stellt Petra Zuser klar, die Landesstellenleiterin der Österreichischen Gesundheitskasse. Vielmehr sei es eine Notwendigkeit gewesen, neue Modelle anzudenken. Künftig werde es „ein Nebeneinander von klassischen Hausärztinnen und Hausärzten, Gruppenpraxen sowie Primärversorgungszentren und -netzwerken geben. Mit dem Netzwerk Melker Alpenvorland sind wir nun endgültig in dieser neuen Ära der hausärztlichen Versorgung angekommen“, so Zuser.

Verhandelt wurde das Netzwerk im Vorfeld durch von der Ärztekammer für Niederösterreich, der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und dem Land Niederösterreich. Der ursprüngliche Start war für April angekündigt gewesen. Mit September hat es nun seinen offiziellen Betrieb aufgenommen.