Ensemble der „Schule der Frauen“ am Landestheater St. Pölten
Alexi Pelekanos
Alexi Pelekanos
Kultur

Landestheater lädt zur „Schule der Frauen“

Am Landestheater Niederösterreich feiert am Freitag Molieres „Schule der Frauen“ Premiere. Mit der Komödie startet die Bühne in der Landeshauptstadt in ihre 200. Saison. Im Jubiläumsjahr stehen einige Klassiker am Spielplan.

Es geht um Geschlechterklischees und männliches Dominanzdenken, die in der Komödie des französischen Dichters Moliere demontiert werden. Arnolphe, ein alter, reicher Mann will seine Pflegetochter Agnes zu einer „pflegeleichten Ehefrau“ erziehen. Eingeschlossen wie in einem Kloster soll sie so wenig wie möglich von der Welt und ihren Versuchungen erfahren. Stattdessen unterrichtet er sie etwa in Handarbeit.

„Die Dumme frei’n heißt, nicht der Dumme werden! Frauen mit Geist – das bringt Beschwerden. Ich weiß, wie mancher kluge Mann fand in der klugen Frau Verderben", befindet Arnolphe in der Verskomödie. Das Verderben beginnt für Arnolphe als der junge Horace auftaucht. Agnes und Horace verlieben sich und damit beginnt auch Agnes geistige Unabhängigkeit von Arnolphe. „Wortreich und mit unterschiedlichsten Winkelzügen versucht der alte Brautwerber den agilen und viel jüngeren Mitbewerber aus dem Feld zu schlagen“, heißt es in der Beschreibung des Landestheaters.

Ensemble der „Schule der Frauen“ am Landestheater St. Pölten
Alexi Pelekanos
Unter anderem zu sehen in der „Schule der Frauen“ (v.l.): Michael Scherff, Emilia Rupperti, Laura Laufenberg, Tilman Rose

Als das Stück 1662 uraufgeführt wurde, lösten die Kritik am Ehestand und die emanzipierte Frauenfigur einen Skandal aus. Regisseurin Ruth Brauer-Kvam reichert die Inszenierung mit Live-Musik und heutigen Entwicklungen der Geschlechtergerechtigkeit an. Zuletzt stelle sich laut Brauer-Kvam die Frage, ob es ein Frauen- oder ein Männerstück sei und wer bei wem in die Schule geht.

Moliere läutet Jubiläumsjahr ein

Mit „Der Schule der Frauen“ startet das Landestheater am Freitag in sein 200-jähriges Jubiläumsjahr. Wegen Verschiebungen aufgrund der Coronavirus-Krise werden die eigentlichen Festlichkeiten aber erst in der zweiten Saisonhälfte stattfinden. Die Anzahl der Sitzplätze wurde aufgrund der Sicherheitsbestimmungen halbiert. Wegen der Möglichkeit, dass sich die Zahl der Sitzplätze ändert, können Karten reserviert werden, verschickt und gekauft werden diese dann mit Rechnung zwei Wochen vor der Vorstellung.

Mit Schillers „Kabale und Liebe“ gibt es auch eine Anspielung auf das Gründungsjahr des Theaters. Das Stück wurde bereits 1820 gespielt. Inszeniert wird es vom Regisseur Stephan Rottkamp. Die für März geplanten Premieren von Felix Hafners Inszenierung von „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ nach Thomas Mann und Miroslav Krlezas „Christoph Kolumbus“ in der Regie von Rene Medvesek wurden auf September bzw. Oktober verschoben.

Thomas Manns „Der Zauberberg“ wird in Kooperation mit Luxemburg aufgeführt, außerdem stehen Nestroys „Der Talisman“ und Shakespeares „Othello“ auf dem Programm. „Das Stück war schon lange vor der Black Lives Matter-Bewegung auf dem Programm, erfährt aber traurigerweise wieder Aktualität“, so die künstlerische Leiterin des Landestheaters, Marie Rötzer.