Die Länder und Bezirke sollen ihre eigenen Zusatzregeln verhängen, wenn sie es zur Eindämmung des Infektionsgeschehens für nötig erachten. Das erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Mittwoch im Pressefoyer nach dem Ministerrat, bezugnehmend auf das vorangegangene Gespräch der Regierung mit den Vertreterinnen und Vertretern jener Bezirke und Städte, die in der Coronavirus-Ampel seit kurzem auf Orange stehen – mehr dazu in Anschober verweist auf regionale Schritte (news.ORF.at; 16.9.2020).
Mehr Schutz in Pflegeeinrichtungen
In Niederösterreich sind das nach der letzten Ampelschaltung die Bezirke Mödling und Neunkirchen. Wie sowohl der Bezirkshauptmann Mödlings, Philipp Enzinger, als auch die Neunkirchner Bezirkshauptfrau Alexandra Grabner-Fritz mitteilten, soll dort nun vor allem der Schutz in Pflegeeinrichtungen und Krankenanstalten intensiviert werden.
In Bezug auf Pflegeheime ist von Seiten des Landes etwa vorgesehen, dass bei der Ampelfarbe Orange Besuche erst nach Abstimmungen mit den Heimen möglich sind. Sonderregelungen gibt es außerdem bei palliativ betreuten und sterbenden Personen. Bei diesen ist ein Besuch mit Schutzkleidung möglich.
„Disziplin bei Freizeitgestaltung hat stark nachgelassen“
Außerdem setzen die Bezirke Mödling und Neunkirchen ab sofort auf Maskenpflicht auf Märkten und Aufklärungsarbeit – etwa bei Sportverbänden. An die Bevölkerung wird dringend appelliert, die schon am Montag verschärften Schutzvorschriften einzuhalten und auch bei Privatfeiern und geschlossenen Veranstaltungen die Sicherheitsvorschriften zu beachten.
„Die Disziplin hat bei der Freizeitgestaltung sehr stark nachgelassen“, kritisierte der Mödlinger Bezirkshauptmann Philipp Enzinger am Mittwoch im Interview mit noe.ORF.at, „da geht es um die Nachtgastronomie, private Feiern aber auch um Mannschaftssportarten.“
Seine Einschätzung teilt auch Grabner-Fritz: „Der deutliche Anstieg an Coronavirus-Fällen im Bezirk Neunkirchen ist, neben den Urlaubsheimkehrern, vor allem auf die geringere Disziplin und die mangelnde Distanz der Menschen bei der Freizeitgestaltung zurückzuführen“, ließ sie per Mail wissen. Alleine im Bezirk Neunkirchen wurden von Dienstag auf Mittwoch 20 Neuinfektionen registriert. In ganz Niederösterreich gab es 146 Neuinfektionen mit dem Coronavirus – mehr dazu in Die Lage in Niederösterreich (noe.ORF.at).
Schnellere Probeentnahme und Analyse gefordert
In Bezug auf die Coronavirus-Ampel, die in den vergangenen Tagen ja für einige Diskussionen gesorgt hatte, sprachen beide Bezirkshauptleute am Mittwoch von einem „Frühwarnsystem“. „Ein Frühwarnsystem, das uns jetzt alle alarmieren soll. Die Lage ist ernst, wir können sie aber nach wie vor beherrschen“, so Enzinger.
Das Contact Tracing funktioniere derzeit gut, hieß es ebenfalls aus beiden Bezirken. Engpässe gebe es aber bei der Probenentnahme beziehungsweise bei der Analyse der Labors. Man habe laut Enzinger bei dem Gespräch mit der Bundesregierung dieser deshalb auch mitgeteilt, „dass eine Beschleunigung der Testungen und Analyseverfahren dringend notwendig ist“.