Ellen Halikiopoulos und Hans-Jörg Gaugelhofer
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Kultur

Betörende Vintage-Musik: „Die Verführerin“

Am ersten Oktober-Wochenende wird in Strasshof (Bezirk Gänserndorf) „Die Verführerin“ uraufgeführt, ein Mini-Vintage-Musical von Paul Hertel. Der Komponist hat bereits im Vorjahr das Musical „Die Rose des Kaisers“ in die Marchfeld-Gemeinde gebracht.

Paul Hertel wählte die Bezeichnung „Mini-Musical“, weil nur zwei Personen auf der Bühne stehen und singen, tanzen, rezitieren und Klavier spielen. „Sie lassen einen bald vergessen, dass es kein großes Ensemble ist, das über die Bühne wirbelt. Sie begeistern aber mit unzähligen kaleidoskopartigen Facetten“, erzählt der Komponist während einer Probenpause. In Strasshof sind Ellen Halikiopoulos und Hans-Jörg Gaugelhofer zu hören und zu sehen, beide sind Mitglieder des Ensembles oper@tee.

Es handelt sich dabei um eine Gruppe von Sängerinnen und Sängern, welche "Aufführungsprojekte im Bereich des klassischen Musiktheaters und klassischen Liedgutes umsetzt. Unsere Genre-Schwerpunkte liegen hierbei auf Wiener Operette, Wiener Volkstheater, Kinderoper und Kinderoperette, Wiener und österreichisches Liedgut, hin und wieder auch ‚deutsche Spieloper‘, ‚geistliches Singspiel‘ oder ‚österreichisches Musical‘, schreibt das Ensemble auf seiner Website. Die Produktion wird im KUMST gezeigt, das ist die Abkürzung für Kulturzentrum Marchfeld Strasshof.

Mit mitreißender Musik an die Front

Ellen Halikiopoulos als Kathi und Hans-Jörg Gaugelhofer bringen 90 Minuten lang einen Querschnitt verführerischer Musik aus der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts, zu hören sind etwa Nummern von Franz Lehar, Robert Stolz, Oscar Straus, Edmund Eysler und Walter Kollo. „Es ist mitreißende Musik, die als Propaganda eingesetzt wurde und die noch heute fesselt“, so Paul Hertel.

Ellen Halikiopoulos und Hans-Jörg Gaugelhofer
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Ellen Halikiopoulos als Kathi und Hans-Jörg Gaugelhofer als Fritz: „Mit ausgefeilter Psychologie und Tränendrüse verführt Kathi ihr Publikum“, so Komponist Paul Hertel über sein Mini-Vintage-Musical „Die Verführerin“

Der Komponist arbeitete mit diesen Melodien und Texten, machte daraus eine Geschichte von und über Kathi und Fritz. Die Sängerin und der Pianist tingeln in den Jahren 1914 bis 1919 durch die Lande und führen auf, was gerade modern ist: schöne verführerische Lieder, präsentiert vor Soldaten ebenso wie im Salon.

„Mit ausgefeilter Psychologie und Tränendrüse verführt Kathi ihr Publikum. Zuerst ist sie wie viele überzeugt von der gerechten Sache, dann ist es ihr egal, was sie tut. Hauptsache, sie hat einen Job und ihr Fritz muss nicht zum Militär“, schildert Hertel die Situation der beiden. Aber: „Ganz langsam holt Kathi die Geschichte ein. Die Welt, die sie auf der Bühne für andere erschuf, wird nun ihr eigenes Schicksal. Am Ende bleibt ihr nicht einmal die Ausrede, sie hätte das alles nicht gewusst.“

Die Liebe in den Zeiten des Krieges

Die Zeiten für die Liebe waren damals nicht gut, es waren die Jahre des Ersten Weltkriegs: „Es ist nicht nur diese glitzernde Revue, sondern eine persönliche dramatische Handlung, die dieses Vintage-Musical spannend macht, denn die beiden Protagonisten sind mit ihrem Engagement auch in einer privaten Schicksalsgemeinschaft ge- und verfangen.“

In dem Musical kann man – bunt durchmischt – Ohrwürmer, Herz-Schmerz-Melodien und Märsche hören. Und flotte Texte machen Werbung für den Großen Krieg: „Es gibt einschmeichelnde und fordernde Werbetexte für eine große Sache, den damals als alternativlos angesehenen Kampf um die europäische Vorherrschaft“, sagt Hertel, dessen Werkverzeichnis zahlreiche Kompositionen für die Bühne beinhaltet, die in den letzten 35 Jahren auf vielen Bühnen im In- und Ausland gezeigt wurden.