Verkehr

1-2-3-Ticket: Keine Einigung zwischen Ländern

Beim Treffen zwischen der Verkehrsministerin und den zuständigen Landesreferenten am Freitag ist vor allem das 1-2-3-Ticket im Mittelpunkt gestanden. Niederösterreich drängte im Vorfeld auf einen konkreten Plan. Die Länder konnten sich aber nicht einigen.

Vor mehr als drei Monaten kündigte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) den Start des 1-2-3-Tickets an. Ihr zufolge soll man schon ab dem kommenden Jahr um drei Euro pro Tag – also 1.095 Euro im Jahr – mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln durch ganz Österreich fahren können. Die dafür benötigten 240 Millionen Euro seien gesichert, versicherte Gewessler damals.

Doch Zeit für ein Treffen mit den zuständigen Landesreferenten war bisher nicht. Nachdem ein Treffen vergangene Woche wegen der steigenden Coronavirus-Infektionen erneut abgesagt wurde, findet es nun zumindest digital via Videokonferenz statt. „Damit ist ein neuer Anlauf für die dringend notwendige Klärung offener Fragen zum Ticket möglich“, sagte Niederösterreichs Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) im Vorfeld.

Bundesländer-Allianz

Immerhin acht Bundesländer – bis auf Wien – erarbeiteten dazu auch schon eine gemeinsame, inhaltliche Position. „Keiner ist gegen ein günstiges Ticket“, sagte Schleritzko, es brauche aber einen konkreten Plan, wie das Ticket umgesetzt werden soll. Bis auf Tirol und Vorarlberg fordern die Bundesländer dazu auch eine vertragliche Zusicherung des Bundesministeriums. Offen sei etwa, wie die Tickets finanziert und wann die drei Ticketstufen eingeführt werden sollen.

Die Finanzierung des 1-2-3-Österreich-Tickets, also der bundesweiten Version des dreistufigen Öffi-Systems, soll zu 100 Prozent durch den Bund erfolgen, somit entstünden den Ländern keine Kosten, kündigte der Bund Freitagfrüh an – mehr dazu in 1-2-3-Ticket: Bund trägt Kosten (news.ORF.at) Von den Landesverkehrsreferenten wurde das wohlwollend aufgenommen, allerdings konnte man sich nicht auf einen Zeitplan für die beiden anderen Tarifmodelle einigen.

Schleritzko: „Brauchen Klarheit“

Für Niederösterreichs Verkehrslandesrat war das aber eine Voraussetzung, um dem 1-2-3-Ticket zuzustimmen: „Wir und vor allem die Verkehrsbetriebe brauchen inhaltliche Klarheit.“ Weitere offene Fragen gab es bisher auch bezüglich des Vertriebs und der Einbindung alternativer Angebote abseits von Bus und Bahn. Zudem stößt Niederösterreich gerade beim Bahnverkehr an eine Kapazitätsgrenze. Deshalb müsse man beim Treffen – neben den Ticketpreisen – auch über den Ausbau der Angebote und die dazugehörige Infrastruktur sprechen, so Schleritzko: „Bund und Länder sind hier Partner und keine Gegner.“

Unterstützung kam dazu aus den Bundesländern Oberösterreich, Salzburg, Kärnten, der Steiermark und dem Burgenland. „Aus politischem Interesse wollte man sich aber nicht auf einen Zeitplan und inhaltliche Eckpunkte einer derartigen Vereinbarung einigen“, zeigt sich Schleritzko verärgert. Denn die grünen Verkehrslandesräte aus Tirol, Vorarlberg und Wien unterstützen den Vorschlag des Bundes, vorerst nur das Drei-Euro-Ticket einzuführen. Niederösterreich sei aber weiterhin gesprächsbereit.