Visualisierung der geplanten Gebäude
ZOOM visual project gmbh
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Wirtschaft

Neues Quartier auf altem Leiner-Areal

Im Wiener Neustädter Zentrum soll ein neues Stadtquartier entstehen. Einer der reichsten Österreicher entwickelt das Areal der ehemaligen Leiner-Filiale beim Stadtpark weiter. Etwa 600 Wohnungen sind geplant – unter anderem in zwei Wohntürmen.

Das Areal in der Lederergasse bzw. Bahngasse wechselte in den vergangenen Jahren von einem Immobilien-Milliardär zum nächsten. 2018 wurde das damalige Möbelhaus im Zuge ihrer Kika/Leiner-Übernahme dann von der Signa-Gruppe von Rene Benko aufgekauft. Wenig später wurde der Standort unter dem neuen Eigentümer geschlossen. Den Zuschlag für das Grundstück und das leerstehende Gebäude erhielt schließlich die SÜBA AG, eine Tochterfirma der Holding von Milliardär Klemens Hallmann.

Um die Pläne der weiteren Nutzung wurde zuletzt hinter verschlossenen Türen verhandelt – nicht zuletzt, weil auch die Stadtgemeinde in die Planungen eingebunden werden wollte. Diese hatte erst Anfang 2019 eine generelle Bausperre für nahezu das gesamte Stadtgebiet beschlossen, um eine zu schnelle und umfangreiche Bebauung zu verhindern – mehr dazu in Bausperre im Stadtgebiet Wiener Neustadt (noe.ORF.at; 19.2.2019).

Unterstützung des Bürgermeisters

Das Vorhaben dürfte nun trotzdem umgesetzt werden. Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) steht grundsätzlich hinter dem Projekt. Entscheidend sei dabei, dass es zu keiner zusätzlichen Bodenversiegelung komme. Das treffe hier zu, da bereits die gesamte Fläche bebaut und damit versiegelt sei. „Hier wird Grünes nicht verbaut, sondern zu einem gewissen Teil Grünes neu gebaut“, sagte Schneeberger am Montag bei der Projektpräsentation in den früheren Leiner-Verkaufsräumen.

Ehemaliges Leiner-Gebäude in Wiener Neustadt
ORF / Novak
Das alte Leiner-Gebäude wird in den nächsten Jahren abgerissen, das alte Tor hingegen in das neue Quartier integriert

Konkret will die SÜBA AG das ehemalige Kaufhaus abreißen und stattdessen mehrere freistehende Gebäude errichten. Die Flächen dazwischen sollen öffentlich zugänglich und – ebenso wie die Dächer – zum Teil begrünt sein. SÜBA-Vorstand Heinz Fletzberger sprach von „höchsten Qualitäts- und Nachhaltigkeitskriterien“, man gehe zudem auf die Anliegen und Bedürfnisse der Wiener Neustädter Bevölkerung ein.

Neuer Schulstandort

So soll insgesamt knapp die Hälfte der Gebäudefläche für Bürgerinnen und Bürger nutzbar sein. Errichtet wird etwa ein „musisches Bildungszentrum“, das einen Kindergarten, eine Volksschule, eine Neue Mittelschule sowie eine Musikschule beinhaltet. Der Kindergarten entsteht laut Bürgermeister Schneeberger zusätzlich zu den bestehenden Einrichtungen der Stadt. Die Schulen ersetzen hingegen ältere Einrichtungen. Sie werden am neuen Standort zusammengelegt und erweitert.

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Zwischen den freistehenden Gebäuden soll es öffentlich zugängliche Flächen geben
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Die zwei Wohntürme sollen als „Tor zur Stadt“ fungieren
Ein Modell des neuen Quartiers
ORF / Novak
Das Stadtbild wird sich durch die neuen Gebäude verändern

Abgesehen davon soll es in dem neuen Stadtquartier unter anderem ein Ärztezentrum, einen Nahversorger, Gastronomiebetriebe sowie eine Tiefgarage mit 900 Parkplätzen geben. Die oberirdischen Flächen will man verkehrsberuhigt gestalten. Für SÜBA-Vorstand Fletzberger ist es insgesamt ein „innovatives Mischnutzungskonzept, das Wohnen, Arbeit, Freizeit und Bildung beinhaltet“. Die 600 Miet- und Eigentumswohnungen sollen zwischen 25 und 85 Quadratmeter groß sein. Sie sind zum Teil für betreubares Wohnen geeignet.

„Bizarre“ Hochhäuser geplant

Für intensive Diskussionen dürfte in den nächsten Jahren vor allem die Höhe der Bauwerke sorgen. Zwar sind die meisten Gebäude nur fünf bis sechs Stockwerke hoch, aber nicht alle. Direkt am Stadtpark entstehen den Plänen zufolge zwei Wohntürme mit 21 Stockwerken. Sie sind damit höher als der benachbarte Wasserturm und fast so hoch wie der Wiener Neustädter Dom, das höchste Gebäude der Stadt. Architekt Marius Moser sprach von zwei „Hochpunkten“, die zusammen an dieser Stelle als „Tor zur Stadt“ gesehen werden könnten.

Die „bizarre Art“ der Türme werde der Stadtbevölkerung durchaus gefallen, vermutete Bürgermeister Schneeberger: „Natürlich gibt es immer ein Pro und Contra.“ Man werde noch diskutieren, wie hoch gebaut werden dürfe – das legt schließlich der Gemeinderat in der entsprechenden Widmung fest. „Es muss eine gewisse Höhe haben, das ist überhaupt keine Frage. Ich freue mich auf diese inhaltlich interessante Auseinandersetzung“, sagte Schneeberger.

SÜBA-Vorstand Heinz Fletzberger, Bürgermeister Klaus Schneeberger und Architekt Marius Moser bei der Präsentation
ORF / Novak
Heinz Fletzberger, Vorstand der SÜBA AG, Bürgermeister Klaus Schneeberger und Architekt Marius Moser bei der Präsentation am Montag

Wann die ersten Baumaschinen auffahren und das Leiner-Gebäude abgerissen wird, steht dementsprechend noch nicht fest. Momentan befinde man sich laut den Projektverantwortlichen noch am „Start des Planungs- und Evaluierungsprozesses“. Zwischen dem 5. und dem 16. Oktober können sich Interessierte von Montag bis Freitag nachmittags am Standort über die Projektdetails informieren. Dort soll es auch die Möglichkeit geben, Anmerkungen und Wünsche zu deponieren.

Nach Abschluss des Widmungsverfahrens beginnt das eigentliche Baubewilligungsverfahren. Nach dem entsprechenden Bescheid soll stufenweise mit dem Bau begonnen werden. Laut Planungen sollen die Arbeiten dann binnen drei Jahren abgeschlossen sein. SÜBA-Vorstand Fletzberger rechnet mit einer Fertigstellung 2025.

Unklar ist derzeit noch der Name des neuen Quartiers. Als Zeichen der Bürgerbeteiligung hat Milliardär Hallmann einen Ideenwettbewerb für Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Wiener Neustadt gestartet. Als Gesicht dieses Wettbewerbs agiert das deutsche Model Barbara Meier, seit vergangenem Jahr Hallmanns Ehefrau.

Grüne sehen „Grenzen gesprengt“

Kritik kam am Montag direkt nach der Präsentation von den Wiener Neustädter Grünen. Sie sprachen sich gegen das „Mega-Wohnbauprojekt mitten in der Innenstadt“ aus. Auch sie seien zwar für eine „innerstädtische Verdichtung“, hier würden jedoch „Grenzen gesprengt“. Auch gebe es keine nachhaltige Verkehrslösung, erklärte die Stadtpartei.