Hefte, Ordner und Bücher auf einem Tisch
ORF
ORF
Chronik

CoV: Arbeitslose sollen Schulen entlasten

Wegen der Coronavirus-Krise sind die Direktionen der Pflichtschulen oft mit einer Flut an Anfragen konfrontiert, der administrative Aufwand steigt. Ein neues Projekt soll nun Entlastung bringen. Arbeitslose sollen die Schulen in der Administration unterstützen.

Coronavirus-Verdachtsfälle melden, Anfragen besorgter Eltern beantworten: All das und viel mehr müssen derzeit Direktorinnen oder Direktoren der Pflichtschulen erledigen. Michael Lahnsteiner ist Schulleiter für drei Schulstandorte in St. Pölten. Bei ihm läutet in diesen Tagen oft das Telefon. Er hat seit Schulbeginn noch mehr zu tun als sonst. „Natürlich würde ich mich freuen, wenn es so wie in den Bundesschulen administrative Hilfskräfte gibt, also irgendjemanden, der mich einmal unterstützen kann“, hofft Lahnsteiner.

Von Milchbestellungen bis zu Jahresberichten

Viele seiner Lehrkräfte übernehmen schon jetzt ehrenamtlich administrative Tätigkeiten. „Es zählt nicht zu den Aufgaben eines Lehrers, dass er Milchbestellungen durchführt oder Tabellen über das Wiegen und Messen der Schüler für irgendwelche Statistiken oder Jahresberichte ausfüllt. Die Lehrer machen es einfach auch, weil sie sehen, dass man sonst als Direktor in der Arbeit ersticken würde“, so der Pflichtschuldirektor, der neben den Volksschulen Ratzersdorf und Pottenbrunn auch die Mittelschule in Pottenbrunn leitet.

2015 gab es bereits ein Pilotprojekt mit administrativen Hilfskräften an Pflichtschulen. Es zeigte, wie notwendig die administrative Unterstützung ist, heißt es seitens der Pflichtschullehrervertreter. „Und gerade in der jetzigen Phase ist noch viel mehr zu tun, denn neben dem Schulanfang, wo sehr vieles dokumentiert und gemeldet werden muss, ist nun das Coronavirus dazwischen gekommen. Das heißt unsere Direktoren im Pflichtschulbereich sind wirklich fast am Limit“, ist Helmut Ertl, Vorsitzender im Zentralausschuss der Pflichtschullehrer in Niederösterreich, überzeugt.

Lehrerinnen im Lehrerzimmer in einer Schule in Pottenbrunn
ORF
Durch die Coronavirus-Pandemie wird der administrative Aufwand in den Schulen immer größer, in Pottenbrunn unterstützen die Lehrerinnen und Lehrer mittlerweile den Direktor

100 Hilfskräfte ab Oktober in Niederösterreich

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sagte vor den Sommerferien Unterstützung für die Pflichtschulen durch administrative Hilfskräfte zu. Nun soll das Projekt anlaufen. Finanziert wird es von Land und AMS. „In Niederösterreich starten wir im Oktober mit 100 zusätzlichen Assistentinnen und Assistenten für Pflichtschulen. Dadurch wollen wir die Lehrerinnen und Lehrer von Bürokratie entlasten und zugleich Jobsuchenden in Niederösterreich helfen“, so Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP).

Die Initiative ist vor allem an Langzeitarbeitslose gerichtet, die dadurch wieder ins Berufsleben zurückfinden sollen. Sorgen der Direktoren, dass die Einschulung der Hilfskräfte zu lange dauern könnte, wollen die Lehrervertreter entkräften. „Ich kann nur wirklich jedem Schulleiter empfehlen, davon Gebrauch zu machen, denn gerade in der jetzigen Phase, wo die Arbeitslosenzahlen steigen, besteht wirklich eine Chance dieses System für den Pflichtschulbereich flächendeckend auszubreiten“, so Ertl.

Leerer Gang in Schule
ORF
Die Initiative richtet sich vor allem an Langzeitarbeitslose und soll ihnen einen ersten Schritt zurück ins Berufsleben ermöglichen

Zahlreiche Schulen meldeten bereits Bedarf an

Die Aktion sei zu begrüßen, denn die Direktorinnen und Direktoren hätten dadurch wieder mehr Zeit, um sich um die Kinder zu kümmern, ist der Bildungsdirektor für Niederösterreich, Johann Heuras, überzeugt. Die Initiative ist auf zwei Jahre befristet. Eine Ausweitung wäre aber wünschenswert, meint Heuras. „Wir sollten die Aktion nutzen und alles tun, damit diese Aktion dann auch in die Verlängerung geht und nicht abrupt endet. Das ist natürlich nicht angedacht.“

Zahlreiche Schulen hätten bereits Bedarf angemeldet, so der Bildungsdirektor. „Wir werden versuchen, diese Schulen, die Interesse bekundet haben, mit dem AMS zu verbinden, damit die Sache möglichst rasch beginnen kann. Die Auswahl erfolgt in diesen Tagen.“ Die ersten administrativen Hilfskräfte sollen schon bald ihren Dienst aufnehmen.